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Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882.

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selbst zugetragen und dargereicht wurde. Nur Thibaut
erquickte sich vollkommen; denn die schöne Quoneschi hatte
ihn sogleich herausgefunden und nur ihn bedient; sie blieb
auch gern bei ihm, als er sie festhielt, und winkte ihren
Schwestern schalkhaft zu, als ob sie jetzt nicht mehr zu
ihnen käme. Traulich und keineswegs ohne Grazie saß
sie zu seinen Füßen, und als er sanft ihren rothen
Sammetrücken, wie die Herren vielleicht sich ausdrücken
würden, mit lässiger Hand streichelte, dünkte er sich der
Christofor Columbus zu sein, welchem sich der entdeckte
Welttheil in Gestalt eines zarten Weibes anschmiegt.

Jetzt war die Mahlzeit beendigt, der Platz um das
Feuer wurde geräumt und der Kreis erweitert, worauf
ein Zug junger Krieger aufmarschierte, um zu Ehren der
befreundeten Macht einen schönen Kriegstanz zum Besten
zu geben. Ein lauter Schrei oder Ausruf der Alten und
Häuptlinge begrüßte die Schar, welche von dem längsten
und kräftigsten der Jünglinge, einem baumstarken Bengel,
angeführt wurde.

Wenn ich vorhin bescheiden auf eine Schilderung der
schönen Libelle verzichtet habe, behielt ich mir vor, dafür
das Aeußere dieses jungen Kriegshelden um so aus¬
führlicher darzustellen, soweit meine schwachen Kräfte
reichen; denn hier tritt ja das Frauenauge mit seinem
Urtheile in sein Amt. Denke man sich also einen Complex
herrlich gewachsener riesiger Glieder vom sattesten Kupfer¬
roth und vom Kopf bis zu den Füßen mit gelben und

ſelbſt zugetragen und dargereicht wurde. Nur Thibaut
erquickte ſich vollkommen; denn die ſchöne Quoneſchi hatte
ihn ſogleich herausgefunden und nur ihn bedient; ſie blieb
auch gern bei ihm, als er ſie feſthielt, und winkte ihren
Schweſtern ſchalkhaft zu, als ob ſie jetzt nicht mehr zu
ihnen käme. Traulich und keineswegs ohne Grazie ſaß
ſie zu ſeinen Füßen, und als er ſanft ihren rothen
Sammetrücken, wie die Herren vielleicht ſich ausdrücken
würden, mit läſſiger Hand ſtreichelte, dünkte er ſich der
Chriſtofor Columbus zu ſein, welchem ſich der entdeckte
Welttheil in Geſtalt eines zarten Weibes anſchmiegt.

Jetzt war die Mahlzeit beendigt, der Platz um das
Feuer wurde geräumt und der Kreis erweitert, worauf
ein Zug junger Krieger aufmarſchierte, um zu Ehren der
befreundeten Macht einen ſchönen Kriegstanz zum Beſten
zu geben. Ein lauter Schrei oder Ausruf der Alten und
Häuptlinge begrüßte die Schar, welche von dem längſten
und kräftigſten der Jünglinge, einem baumſtarken Bengel,
angeführt wurde.

Wenn ich vorhin beſcheiden auf eine Schilderung der
ſchönen Libelle verzichtet habe, behielt ich mir vor, dafür
das Aeußere dieſes jungen Kriegshelden um ſo aus¬
führlicher darzuſtellen, ſoweit meine ſchwachen Kräfte
reichen; denn hier tritt ja das Frauenauge mit ſeinem
Urtheile in ſein Amt. Denke man ſich alſo einen Complex
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[364/0374] ſelbſt zugetragen und dargereicht wurde. Nur Thibaut erquickte ſich vollkommen; denn die ſchöne Quoneſchi hatte ihn ſogleich herausgefunden und nur ihn bedient; ſie blieb auch gern bei ihm, als er ſie feſthielt, und winkte ihren Schweſtern ſchalkhaft zu, als ob ſie jetzt nicht mehr zu ihnen käme. Traulich und keineswegs ohne Grazie ſaß ſie zu ſeinen Füßen, und als er ſanft ihren rothen Sammetrücken, wie die Herren vielleicht ſich ausdrücken würden, mit läſſiger Hand ſtreichelte, dünkte er ſich der Chriſtofor Columbus zu ſein, welchem ſich der entdeckte Welttheil in Geſtalt eines zarten Weibes anſchmiegt. Jetzt war die Mahlzeit beendigt, der Platz um das Feuer wurde geräumt und der Kreis erweitert, worauf ein Zug junger Krieger aufmarſchierte, um zu Ehren der befreundeten Macht einen ſchönen Kriegstanz zum Beſten zu geben. Ein lauter Schrei oder Ausruf der Alten und Häuptlinge begrüßte die Schar, welche von dem längſten und kräftigſten der Jünglinge, einem baumſtarken Bengel, angeführt wurde. Wenn ich vorhin beſcheiden auf eine Schilderung der ſchönen Libelle verzichtet habe, behielt ich mir vor, dafür das Aeußere dieſes jungen Kriegshelden um ſo aus¬ führlicher darzuſtellen, ſoweit meine ſchwachen Kräfte reichen; denn hier tritt ja das Frauenauge mit ſeinem Urtheile in ſein Amt. Denke man ſich alſo einen Complex herrlich gewachſener rieſiger Glieder vom ſatteſten Kupfer¬ roth und vom Kopf bis zu den Füßen mit gelben und

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_sinngedicht_1882/374>, abgerufen am 23.11.2024.