fanden. Und er ging mit den Berlocken zu Bett und stand mit denselben auf.
Zuletzt wurde ihm sein Ruhm fast langweilig, be¬ sonders da kein Plätzlein mehr für neue Siegeszeichen auf seiner Weste vorhanden war. Weil er aber ein für alle Mal ein Glückskind heißen konnte, zeigte sich in diesem Stadium die Aussicht auf einen neuen Lebens- und Siegeslauf, den als ein bewährter und geprüfter Mann anzutreten es ihn gelüstete.
Gerade damals hatte die französische Begeisterung für den Freiheitskampf der Nordamerikaner ihren Höhepunkt erreicht, und nachdem schon viele Franzosen als Freiwillige für die Gründung der großen Republik mitgefochten, war es bekanntlich dem Marquis von Lafayette gelungen, die Absendung eines förmlichen Hülfsheeres zu bewirken. Der Capitän Thibaut von Vallormes ging mit und befand sich bei den sechstausend Mann, welche vom Grafen von Rochambeau über den Ocean geführt wurden und im Juli 1780 auf Rhode-Island landeten. Thibaut war weder ein nachlässiger noch ein untapferer Soldat, und so gerieth er im Verlaufe des schwierigen Krieges und auf den Hin- und Herzügen bald in die vorderste Linie, bald sonst auf ausgesetzte Punkte. Der frische Luftzug der neuen Welt, der gewaltige Hauch der Freiheit, der von ihm ausging, und die anhaltende Beschäftigung des Dienstes unter allerlei Gefahren ließen den Offizier allgemach ernster erscheinen; auch an seiner Einzelperson,
fanden. Und er ging mit den Berlocken zu Bett und ſtand mit denſelben auf.
Zuletzt wurde ihm ſein Ruhm faſt langweilig, be¬ ſonders da kein Plätzlein mehr für neue Siegeszeichen auf ſeiner Weſte vorhanden war. Weil er aber ein für alle Mal ein Glückskind heißen konnte, zeigte ſich in dieſem Stadium die Ausſicht auf einen neuen Lebens- und Siegeslauf, den als ein bewährter und geprüfter Mann anzutreten es ihn gelüſtete.
Gerade damals hatte die franzöſiſche Begeiſterung für den Freiheitskampf der Nordamerikaner ihren Höhepunkt erreicht, und nachdem ſchon viele Franzoſen als Freiwillige für die Gründung der großen Republik mitgefochten, war es bekanntlich dem Marquis von Lafayette gelungen, die Abſendung eines förmlichen Hülfsheeres zu bewirken. Der Capitän Thibaut von Vallormes ging mit und befand ſich bei den ſechſtauſend Mann, welche vom Grafen von Rochambeau über den Ocean geführt wurden und im Juli 1780 auf Rhode-Island landeten. Thibaut war weder ein nachläſſiger noch ein untapferer Soldat, und ſo gerieth er im Verlaufe des ſchwierigen Krieges und auf den Hin- und Herzügen bald in die vorderſte Linie, bald ſonſt auf ausgeſetzte Punkte. Der friſche Luftzug der neuen Welt, der gewaltige Hauch der Freiheit, der von ihm ausging, und die anhaltende Beſchäftigung des Dienſtes unter allerlei Gefahren ließen den Offizier allgemach ernſter erſcheinen; auch an ſeiner Einzelperſon,
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fanden. Und er ging mit den Berlocken zu Bett und
ſtand mit denſelben auf.
Zuletzt wurde ihm ſein Ruhm faſt langweilig, be¬
ſonders da kein Plätzlein mehr für neue Siegeszeichen
auf ſeiner Weſte vorhanden war. Weil er aber ein für
alle Mal ein Glückskind heißen konnte, zeigte ſich in
dieſem Stadium die Ausſicht auf einen neuen Lebens-
und Siegeslauf, den als ein bewährter und geprüfter
Mann anzutreten es ihn gelüſtete.
Gerade damals hatte die franzöſiſche Begeiſterung für
den Freiheitskampf der Nordamerikaner ihren Höhepunkt
erreicht, und nachdem ſchon viele Franzoſen als Freiwillige
für die Gründung der großen Republik mitgefochten, war
es bekanntlich dem Marquis von Lafayette gelungen, die
Abſendung eines förmlichen Hülfsheeres zu bewirken. Der
Capitän Thibaut von Vallormes ging mit und befand
ſich bei den ſechſtauſend Mann, welche vom Grafen von
Rochambeau über den Ocean geführt wurden und im
Juli 1780 auf Rhode-Island landeten. Thibaut war
weder ein nachläſſiger noch ein untapferer Soldat, und
ſo gerieth er im Verlaufe des ſchwierigen Krieges und
auf den Hin- und Herzügen bald in die vorderſte Linie,
bald ſonſt auf ausgeſetzte Punkte. Der friſche Luftzug
der neuen Welt, der gewaltige Hauch der Freiheit, der
von ihm ausging, und die anhaltende Beſchäftigung des
Dienſtes unter allerlei Gefahren ließen den Offizier
allgemach ernſter erſcheinen; auch an ſeiner Einzelperſon,
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Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_sinngedicht_1882/367>, abgerufen am 25.11.2024.
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