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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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Gold angefüllten Gurt, was er alles auf den
Tisch warf, und es waren allerdings einige tau¬
send Gulden oder Thaler. Allein er hatte sie
nicht nach und nach erworben und verschwieg
weislich, daß er diese Habe auf einmal durch
irgend einen Glücksfall erwischt, nachdem er sich
lange genug ärmlich herumgetrieben in allen
nordamerikanischen Staaten. "Dies wollen wir,
sagte er, nun sogleich in das Geschäft stecken
und mit vereinten Kräften weiter schaffen; denn
ich habe eine ordentliche Lust, hier, da es nun
geht, wieder an's Zeug zu gehen und den Hun¬
den etwas vorzuspielen, die mich damals fortge¬
trieben." Sein Sohn schenkte ihm aber ruhig
ein anderes Glas Wein ein und sagte: Vater,
ich wollte Euch rathen, daß Ihr vor der Hand
Euch ausruhet und es Euch wohl sein lasset.
Eure Schulden sind längst bezahlt und so könnet
Ihr Euer Geldchen gebrauchen wie es Euch gut
dünkt und ohne dies soll es Euch an nichts bei
uns fehlen! Was aber das Geschäft betrifft,
so habe ich selbiges von Jugend auf gelernt und
weiß nun, woran es lag, daß es Euch damals
mißlang. Ich muß aber freie Hand darin ha¬

Gold angefüllten Gurt, was er alles auf den
Tiſch warf, und es waren allerdings einige tau¬
ſend Gulden oder Thaler. Allein er hatte ſie
nicht nach und nach erworben und verſchwieg
weislich, daß er dieſe Habe auf einmal durch
irgend einen Glücksfall erwiſcht, nachdem er ſich
lange genug ärmlich herumgetrieben in allen
nordamerikaniſchen Staaten. »Dies wollen wir,
ſagte er, nun ſogleich in das Geſchäft ſtecken
und mit vereinten Kräften weiter ſchaffen; denn
ich habe eine ordentliche Luſt, hier, da es nun
geht, wieder an's Zeug zu gehen und den Hun¬
den etwas vorzuſpielen, die mich damals fortge¬
trieben.« Sein Sohn ſchenkte ihm aber ruhig
ein anderes Glas Wein ein und ſagte: Vater,
ich wollte Euch rathen, daß Ihr vor der Hand
Euch ausruhet und es Euch wohl ſein laſſet.
Eure Schulden ſind längſt bezahlt und ſo könnet
Ihr Euer Geldchen gebrauchen wie es Euch gut
dünkt und ohne dies ſoll es Euch an nichts bei
uns fehlen! Was aber das Geſchäft betrifft,
ſo habe ich ſelbiges von Jugend auf gelernt und
weiß nun, woran es lag, daß es Euch damals
mißlang. Ich muß aber freie Hand darin ha¬

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[204/0216] Gold angefüllten Gurt, was er alles auf den Tiſch warf, und es waren allerdings einige tau¬ ſend Gulden oder Thaler. Allein er hatte ſie nicht nach und nach erworben und verſchwieg weislich, daß er dieſe Habe auf einmal durch irgend einen Glücksfall erwiſcht, nachdem er ſich lange genug ärmlich herumgetrieben in allen nordamerikaniſchen Staaten. »Dies wollen wir, ſagte er, nun ſogleich in das Geſchäft ſtecken und mit vereinten Kräften weiter ſchaffen; denn ich habe eine ordentliche Luſt, hier, da es nun geht, wieder an's Zeug zu gehen und den Hun¬ den etwas vorzuſpielen, die mich damals fortge¬ trieben.« Sein Sohn ſchenkte ihm aber ruhig ein anderes Glas Wein ein und ſagte: Vater, ich wollte Euch rathen, daß Ihr vor der Hand Euch ausruhet und es Euch wohl ſein laſſet. Eure Schulden ſind längſt bezahlt und ſo könnet Ihr Euer Geldchen gebrauchen wie es Euch gut dünkt und ohne dies ſoll es Euch an nichts bei uns fehlen! Was aber das Geſchäft betrifft, ſo habe ich ſelbiges von Jugend auf gelernt und weiß nun, woran es lag, daß es Euch damals mißlang. Ich muß aber freie Hand darin ha¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/216>, abgerufen am 22.11.2024.