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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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schaffen? Wenn dieselben solche elende Launen
und Beweggründe haben, was geht das mich an?"

"Gut denn, rief Frau Regel, so benimm
Dich auch anders als sie in dieser Sache und
geh' zu den Wahlen!"

"Damit, wandte ihr Sohn lächelnd ein,
man außerhalb sage, der einzige Seldwyler, wel¬
cher denselben beigewohnt, sei noch von den
Weibern hingeschickt worden?"

Frau Amrain legte ihre Hand auf seine
Schulter und sagte: "Wenn es heißt, daß
Deine Mutter Dich hingeschickt habe, so bringt
Dir dies keine Schande und mir bringt es Ehre,
wenn ein solcher tüchtiger Gesell sich von seiner
Mutter schicken läßt! Ich würde wahrhaftig
stolz darauf sein und Du kannst mir am Ende
den kleinen Gefallen zu meinem Vergnügen er¬
weisen, nicht so?"

Fritz wußte hiergegen nichts mehr vorzubrin¬
gen und zog den Rock an und setzte den Bür¬
gerhut auf. Als er mit der trefflichen Frau
den Berg hinunterging, sagte er: "Ich habe
Dich in meinem Leben nie so viel politisiren

Keller, die Leute von Seldwyla. 13

ſchaffen? Wenn dieſelben ſolche elende Launen
und Beweggründe haben, was geht das mich an?«

»Gut denn, rief Frau Regel, ſo benimm
Dich auch anders als ſie in dieſer Sache und
geh' zu den Wahlen!«

»Damit, wandte ihr Sohn lächelnd ein,
man außerhalb ſage, der einzige Seldwyler, wel¬
cher denſelben beigewohnt, ſei noch von den
Weibern hingeſchickt worden?«

Frau Amrain legte ihre Hand auf ſeine
Schulter und ſagte: »Wenn es heißt, daß
Deine Mutter Dich hingeſchickt habe, ſo bringt
Dir dies keine Schande und mir bringt es Ehre,
wenn ein ſolcher tüchtiger Geſell ſich von ſeiner
Mutter ſchicken läßt! Ich würde wahrhaftig
ſtolz darauf ſein und Du kannſt mir am Ende
den kleinen Gefallen zu meinem Vergnügen er¬
weiſen, nicht ſo?«

Fritz wußte hiergegen nichts mehr vorzubrin¬
gen und zog den Rock an und ſetzte den Bür¬
gerhut auf. Als er mit der trefflichen Frau
den Berg hinunterging, ſagte er: »Ich habe
Dich in meinem Leben nie ſo viel politiſiren

Keller, die Leute von Seldwyla. 13
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[193/0205] ſchaffen? Wenn dieſelben ſolche elende Launen und Beweggründe haben, was geht das mich an?« »Gut denn, rief Frau Regel, ſo benimm Dich auch anders als ſie in dieſer Sache und geh' zu den Wahlen!« »Damit, wandte ihr Sohn lächelnd ein, man außerhalb ſage, der einzige Seldwyler, wel¬ cher denſelben beigewohnt, ſei noch von den Weibern hingeſchickt worden?« Frau Amrain legte ihre Hand auf ſeine Schulter und ſagte: »Wenn es heißt, daß Deine Mutter Dich hingeſchickt habe, ſo bringt Dir dies keine Schande und mir bringt es Ehre, wenn ein ſolcher tüchtiger Geſell ſich von ſeiner Mutter ſchicken läßt! Ich würde wahrhaftig ſtolz darauf ſein und Du kannſt mir am Ende den kleinen Gefallen zu meinem Vergnügen er¬ weiſen, nicht ſo?« Fritz wußte hiergegen nichts mehr vorzubrin¬ gen und zog den Rock an und ſetzte den Bür¬ gerhut auf. Als er mit der trefflichen Frau den Berg hinunterging, ſagte er: »Ich habe Dich in meinem Leben nie ſo viel politiſiren Keller, die Leute von Seldwyla. 13

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/205>, abgerufen am 25.11.2024.