Geschäft, was für Sold für Euer Kriegswesen? Wo habt Ihr Eure Kriegskasse und wo Euren General? Pflegt Ihr oft auszuziehen ohne Trompeter, so in der Stille? Oder habt Ihr den Trompeter heimgeschickt, um Euren Sieg zu verkünden? Glaubtet Ihr, die Luft in unserm Gebiet sei schlechter als Eure, da Ihr kamet, sie mit Bleikugeln zu peitschen? Habt Ihr schon gefrühstückt, Ihr Herren? Oder wollt Ihr in's Gras beißen? Verdienen würdet Ihr es wohl! Habt Ihr geglaubt, wir hätten hier keinen ordentlichen Staat, wir stellten gar nichts vor in unserm Ländchen, daß Ihr da rottenweise herumstreicht ohne Erlaubniß? Wolltet Ihr Füchse fangen oder Kaninchen? Schöne Bun¬ desgenossen, die uns mit dem Schießprügel in der Hand unser gutes Recht stehlen wollen! Ihr könnt Euch bei denen bedanken, die Euch herge¬ rufen; denn man wird Euch eine schöne Mahl¬ zeit anrichten! Ihr dürfet einstweilen unsere Zuchthauskost versuchen; es ist eine ganz ent¬ schiedene Majorität von gesunden Erbsen, ge¬ würzt mit dem Salze eines handlichen Straf¬ gesetzes gegen Hochverrath, und wenn Ihr Jahr
Geſchäft, was für Sold für Euer Kriegsweſen? Wo habt Ihr Eure Kriegskaſſe und wo Euren General? Pflegt Ihr oft auszuziehen ohne Trompeter, ſo in der Stille? Oder habt Ihr den Trompeter heimgeſchickt, um Euren Sieg zu verkünden? Glaubtet Ihr, die Luft in unſerm Gebiet ſei ſchlechter als Eure, da Ihr kamet, ſie mit Bleikugeln zu peitſchen? Habt Ihr ſchon gefrühſtückt, Ihr Herren? Oder wollt Ihr in's Gras beißen? Verdienen würdet Ihr es wohl! Habt Ihr geglaubt, wir hätten hier keinen ordentlichen Staat, wir ſtellten gar nichts vor in unſerm Ländchen, daß Ihr da rottenweiſe herumſtreicht ohne Erlaubniß? Wolltet Ihr Füchſe fangen oder Kaninchen? Schöne Bun¬ desgenoſſen, die uns mit dem Schießprügel in der Hand unſer gutes Recht ſtehlen wollen! Ihr könnt Euch bei denen bedanken, die Euch herge¬ rufen; denn man wird Euch eine ſchöne Mahl¬ zeit anrichten! Ihr dürfet einſtweilen unſere Zuchthauskoſt verſuchen; es iſt eine ganz ent¬ ſchiedene Majorität von geſunden Erbſen, ge¬ würzt mit dem Salze eines handlichen Straf¬ geſetzes gegen Hochverrath, und wenn Ihr Jahr
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Geſchäft, was für Sold für Euer Kriegsweſen?
Wo habt Ihr Eure Kriegskaſſe und wo Euren
General? Pflegt Ihr oft auszuziehen ohne
Trompeter, ſo in der Stille? Oder habt Ihr
den Trompeter heimgeſchickt, um Euren Sieg zu
verkünden? Glaubtet Ihr, die Luft in unſerm
Gebiet ſei ſchlechter als Eure, da Ihr kamet,
ſie mit Bleikugeln zu peitſchen? Habt Ihr
ſchon gefrühſtückt, Ihr Herren? Oder wollt Ihr
in's Gras beißen? Verdienen würdet Ihr es
wohl! Habt Ihr geglaubt, wir hätten hier
keinen ordentlichen Staat, wir ſtellten gar nichts
vor in unſerm Ländchen, daß Ihr da rottenweiſe
herumſtreicht ohne Erlaubniß? Wolltet Ihr
Füchſe fangen oder Kaninchen? Schöne Bun¬
desgenoſſen, die uns mit dem Schießprügel in
der Hand unſer gutes Recht ſtehlen wollen! Ihr
könnt Euch bei denen bedanken, die Euch herge¬
rufen; denn man wird Euch eine ſchöne Mahl¬
zeit anrichten! Ihr dürfet einſtweilen unſere
Zuchthauskoſt verſuchen; es iſt eine ganz ent¬
ſchiedene Majorität von geſunden Erbſen, ge¬
würzt mit dem Salze eines handlichen Straf¬
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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/183>, abgerufen am 27.11.2024.
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