des baaren Kaufpreises habhaft zu werden. Rasch wurde Alles festgestellt und ehe die Sonne un¬ terging, war Jungfer Bünzlin die rechtmäßige Besitzerin des Kammmachergeschäfts und ihr Bräu¬ tigam der Miether des Hauses, in welchem das¬ selbe lag, und so war Züs, ohne es am Mor¬ gen geahnt zu haben, endlich erobert und ge¬ bunden durch die Handlichkeit des Schwäbchens.
Halb todt vor Scham, Mattigkeit und Ärger lagen Jobst und Fridolin in der Herberge, wo¬ hin man sie geführt hatte, nachdem sie auf dem freien Felde endlich umgefallen waren, ganz in einander verbissen. Die ganze Stadt, da sie einmal aufgeregt war, hatte die Ursache schon vergessen und feierte eine lustige Nacht. In vielen Häusern wurde getanzt und in den Schenken wurde gezecht und gesungen, wie an den grö߬ ten Seldwylertagen; denn die Seldwyler brauch¬ ten nicht viel Zeug, um mit Meisterhand eine Lustbarkeit daraus zu formen. Als die beiden armen Teufel sahen, wie ihre Tapferkeit, mit welcher sie gedacht hatten, die Thorheit der Welt zu benutzen, nur dazu gedient hatte, dieselbe triumphiren zu lassen und sich selbst zum allge¬
des baaren Kaufpreiſes habhaft zu werden. Raſch wurde Alles feſtgeſtellt und ehe die Sonne un¬ terging, war Jungfer Bünzlin die rechtmäßige Beſitzerin des Kammmachergeſchäfts und ihr Bräu¬ tigam der Miether des Hauſes, in welchem das¬ ſelbe lag, und ſo war Züs, ohne es am Mor¬ gen geahnt zu haben, endlich erobert und ge¬ bunden durch die Handlichkeit des Schwäbchens.
Halb todt vor Scham, Mattigkeit und Ärger lagen Jobſt und Fridolin in der Herberge, wo¬ hin man ſie geführt hatte, nachdem ſie auf dem freien Felde endlich umgefallen waren, ganz in einander verbiſſen. Die ganze Stadt, da ſie einmal aufgeregt war, hatte die Urſache ſchon vergeſſen und feierte eine luſtige Nacht. In vielen Häuſern wurde getanzt und in den Schenken wurde gezecht und geſungen, wie an den grö߬ ten Seldwylertagen; denn die Seldwyler brauch¬ ten nicht viel Zeug, um mit Meiſterhand eine Luſtbarkeit daraus zu formen. Als die beiden armen Teufel ſahen, wie ihre Tapferkeit, mit welcher ſie gedacht hatten, die Thorheit der Welt zu benutzen, nur dazu gedient hatte, dieſelbe triumphiren zu laſſen und ſich ſelbſt zum allge¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0457"n="445"/>
des baaren Kaufpreiſes habhaft zu werden. Raſch<lb/>
wurde Alles feſtgeſtellt und ehe die Sonne un¬<lb/>
terging, war Jungfer Bünzlin die rechtmäßige<lb/>
Beſitzerin des Kammmachergeſchäfts und ihr Bräu¬<lb/>
tigam der Miether des Hauſes, in welchem das¬<lb/>ſelbe lag, und ſo war Züs, ohne es am Mor¬<lb/>
gen geahnt zu haben, endlich erobert und ge¬<lb/>
bunden durch die Handlichkeit des Schwäbchens.</p><lb/><p>Halb todt vor Scham, Mattigkeit und Ärger<lb/>
lagen Jobſt und Fridolin in der Herberge, wo¬<lb/>
hin man ſie geführt hatte, nachdem ſie auf dem<lb/>
freien Felde endlich umgefallen waren, ganz in<lb/>
einander verbiſſen. Die ganze Stadt, da ſie<lb/>
einmal aufgeregt war, hatte die Urſache ſchon<lb/>
vergeſſen und feierte eine luſtige Nacht. In<lb/>
vielen Häuſern wurde getanzt und in den Schenken<lb/>
wurde gezecht und geſungen, wie an den grö߬<lb/>
ten Seldwylertagen; denn die Seldwyler brauch¬<lb/>
ten nicht viel Zeug, um mit Meiſterhand eine<lb/>
Luſtbarkeit daraus zu formen. Als die beiden<lb/>
armen Teufel ſahen, wie ihre Tapferkeit, mit<lb/>
welcher ſie gedacht hatten, die Thorheit der Welt<lb/>
zu benutzen, nur dazu gedient hatte, dieſelbe<lb/>
triumphiren zu laſſen und ſich ſelbſt zum allge¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[445/0457]
des baaren Kaufpreiſes habhaft zu werden. Raſch
wurde Alles feſtgeſtellt und ehe die Sonne un¬
terging, war Jungfer Bünzlin die rechtmäßige
Beſitzerin des Kammmachergeſchäfts und ihr Bräu¬
tigam der Miether des Hauſes, in welchem das¬
ſelbe lag, und ſo war Züs, ohne es am Mor¬
gen geahnt zu haben, endlich erobert und ge¬
bunden durch die Handlichkeit des Schwäbchens.
Halb todt vor Scham, Mattigkeit und Ärger
lagen Jobſt und Fridolin in der Herberge, wo¬
hin man ſie geführt hatte, nachdem ſie auf dem
freien Felde endlich umgefallen waren, ganz in
einander verbiſſen. Die ganze Stadt, da ſie
einmal aufgeregt war, hatte die Urſache ſchon
vergeſſen und feierte eine luſtige Nacht. In
vielen Häuſern wurde getanzt und in den Schenken
wurde gezecht und geſungen, wie an den grö߬
ten Seldwylertagen; denn die Seldwyler brauch¬
ten nicht viel Zeug, um mit Meiſterhand eine
Luſtbarkeit daraus zu formen. Als die beiden
armen Teufel ſahen, wie ihre Tapferkeit, mit
welcher ſie gedacht hatten, die Thorheit der Welt
zu benutzen, nur dazu gedient hatte, dieſelbe
triumphiren zu laſſen und ſich ſelbſt zum allge¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/457>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.