eben in diesen Tagen ihren Anfang nahm. Der kluge junge Mann wußte wohl, daß dergleichen allgemeine, einleitende Lehren am besten geeignet wären, die erste verzeihliche Neugierde zu stillen, den Nichtberufenen aber gerade dadurch abhielten, sich dann ferner da zwecklos umherzutreiben, wo er nicht hingehörte.
So trat Heinrich zum ersten Male in das weitläufige, palastartige Universitätsgebäude und sah sich unter die summende Menge junger Leute verwickelt, welche aus allen Sälen strömte und auf den Gängen und Treppen sich kreuzte. Hein¬ rich mußte alle diese jungen Männer als seit zartester Jugend der Schule angehörend sich den¬ ken, unter dem doppelten Schutze des Staates und der Familie ununterbrochen lernend in's männ¬ liche Alter und in die Selbständigkeit hinüberrei¬ fend, und zwar so, daß mit der letzten Prüfung zugleich der sichere Eintritt in das bürgerliche Leben verbunden war. Sie bildeten gewisserma¬ ßen die Staatsjugend, gegenüber welcher er sich als obscuren Gegenstand, als Stoff des Staates fühlte, besonders da sein heimathliches demokra¬
eben in dieſen Tagen ihren Anfang nahm. Der kluge junge Mann wußte wohl, daß dergleichen allgemeine, einleitende Lehren am beſten geeignet waͤren, die erſte verzeihliche Neugierde zu ſtillen, den Nichtberufenen aber gerade dadurch abhielten, ſich dann ferner da zwecklos umherzutreiben, wo er nicht hingehoͤrte.
So trat Heinrich zum erſten Male in das weitlaͤufige, palaſtartige Univerſitaͤtsgebaͤude und ſah ſich unter die ſummende Menge junger Leute verwickelt, welche aus allen Saͤlen ſtroͤmte und auf den Gaͤngen und Treppen ſich kreuzte. Hein¬ rich mußte alle dieſe jungen Maͤnner als ſeit zarteſter Jugend der Schule angehoͤrend ſich den¬ ken, unter dem doppelten Schutze des Staates und der Familie ununterbrochen lernend in's maͤnn¬ liche Alter und in die Selbſtaͤndigkeit hinuͤberrei¬ fend, und zwar ſo, daß mit der letzten Pruͤfung zugleich der ſichere Eintritt in das buͤrgerliche Leben verbunden war. Sie bildeten gewiſſerma¬ ßen die Staatsjugend, gegenuͤber welcher er ſich als obſcuren Gegenſtand, als Stoff des Staates fuͤhlte, beſonders da ſein heimathliches demokra¬
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eben in dieſen Tagen ihren Anfang nahm. Der
kluge junge Mann wußte wohl, daß dergleichen
allgemeine, einleitende Lehren am beſten geeignet
waͤren, die erſte verzeihliche Neugierde zu ſtillen,
den Nichtberufenen aber gerade dadurch abhielten,
ſich dann ferner da zwecklos umherzutreiben, wo
er nicht hingehoͤrte.
So trat Heinrich zum erſten Male in das
weitlaͤufige, palaſtartige Univerſitaͤtsgebaͤude und
ſah ſich unter die ſummende Menge junger Leute
verwickelt, welche aus allen Saͤlen ſtroͤmte und
auf den Gaͤngen und Treppen ſich kreuzte. Hein¬
rich mußte alle dieſe jungen Maͤnner als ſeit
zarteſter Jugend der Schule angehoͤrend ſich den¬
ken, unter dem doppelten Schutze des Staates
und der Familie ununterbrochen lernend in's maͤnn¬
liche Alter und in die Selbſtaͤndigkeit hinuͤberrei¬
fend, und zwar ſo, daß mit der letzten Pruͤfung
zugleich der ſichere Eintritt in das buͤrgerliche
Leben verbunden war. Sie bildeten gewiſſerma¬
ßen die Staatsjugend, gegenuͤber welcher er ſich
als obſcuren Gegenſtand, als Stoff des Staates
fuͤhlte, beſonders da ſein heimathliches demokra¬
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/52>, abgerufen am 24.11.2024.
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