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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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tomischen Atlanten, erklärten aus ihrem Wissen
heraus, was ihnen gut dünkte, und führten ihn
in die öffentlichen Sammlungen, wohl auch durch
die Säle, wo ein blühendes Geschlecht von Jüng¬
lingen, geleitet von gewandten Männern, mit
vergnügtem Eifer einen Vorrath von Leichen zer¬
legte.

Als Heinrich erstaunte, so viele begeisterte
Leute zu sehen, welche ein und denselben Gegen¬
stand in allseitigster Bestrebung hin und her wand¬
ten, und sich der bloßen Erkenntniß freuten, ohne
Etwas dazu noch davon zu thun, noch die min¬
deste Erfindungslust zu besitzen, als er noch mehr
erstaunte über die reiche Welt selbst, welche sich
bei näherer Einsicht an diesem einzigen Gegen¬
stande selbst aufthat, mit weiten unerforschten
Gebieten, Vermuthungen, Hoffnungen, welche so
voll und wichtig klangen, wie diejenigen, welche
die Vorgänge des Weltraumes, des gestirnten
Himmels zum Gegenstande hatten; als er endlich
nicht wußte, wie er sich zu all diesem verhalten
sollte, rieth ihm ein junger Doctor, eine berühmte
Vorlesung über Anthropologie zu besuchen, welche

tomiſchen Atlanten, erklaͤrten aus ihrem Wiſſen
heraus, was ihnen gut duͤnkte, und fuͤhrten ihn
in die oͤffentlichen Sammlungen, wohl auch durch
die Saͤle, wo ein bluͤhendes Geſchlecht von Juͤng¬
lingen, geleitet von gewandten Maͤnnern, mit
vergnuͤgtem Eifer einen Vorrath von Leichen zer¬
legte.

Als Heinrich erſtaunte, ſo viele begeiſterte
Leute zu ſehen, welche ein und denſelben Gegen¬
ſtand in allſeitigſter Beſtrebung hin und her wand¬
ten, und ſich der bloßen Erkenntniß freuten, ohne
Etwas dazu noch davon zu thun, noch die min¬
deſte Erfindungsluſt zu beſitzen, als er noch mehr
erſtaunte uͤber die reiche Welt ſelbſt, welche ſich
bei naͤherer Einſicht an dieſem einzigen Gegen¬
ſtande ſelbſt aufthat, mit weiten unerforſchten
Gebieten, Vermuthungen, Hoffnungen, welche ſo
voll und wichtig klangen, wie diejenigen, welche
die Vorgaͤnge des Weltraumes, des geſtirnten
Himmels zum Gegenſtande hatten; als er endlich
nicht wußte, wie er ſich zu all dieſem verhalten
ſollte, rieth ihm ein junger Doctor, eine beruͤhmte
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[41/0051] tomiſchen Atlanten, erklaͤrten aus ihrem Wiſſen heraus, was ihnen gut duͤnkte, und fuͤhrten ihn in die oͤffentlichen Sammlungen, wohl auch durch die Saͤle, wo ein bluͤhendes Geſchlecht von Juͤng¬ lingen, geleitet von gewandten Maͤnnern, mit vergnuͤgtem Eifer einen Vorrath von Leichen zer¬ legte. Als Heinrich erſtaunte, ſo viele begeiſterte Leute zu ſehen, welche ein und denſelben Gegen¬ ſtand in allſeitigſter Beſtrebung hin und her wand¬ ten, und ſich der bloßen Erkenntniß freuten, ohne Etwas dazu noch davon zu thun, noch die min¬ deſte Erfindungsluſt zu beſitzen, als er noch mehr erſtaunte uͤber die reiche Welt ſelbſt, welche ſich bei naͤherer Einſicht an dieſem einzigen Gegen¬ ſtande ſelbſt aufthat, mit weiten unerforſchten Gebieten, Vermuthungen, Hoffnungen, welche ſo voll und wichtig klangen, wie diejenigen, welche die Vorgaͤnge des Weltraumes, des geſtirnten Himmels zum Gegenſtande hatten; als er endlich nicht wußte, wie er ſich zu all dieſem verhalten ſollte, rieth ihm ein junger Doctor, eine beruͤhmte Vorleſung uͤber Anthropologie zu beſuchen, welche

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/51>, abgerufen am 21.11.2024.