ich habe keinen rechten Begriff davon; Sie sind doch am Ende nicht so arm, daß Sie auch nichts zu essen haben?"
Heinrich lächelte und sagte: "Es hat nicht zum mindesten etwas zu bedeuten, wie ich Ihnen sage, aber im Augenblick ist es allerdings so!" Er erzählte ihr hierauf mit wenig Worten sein Abenteuer, worauf sie die Hände zusammenschlug und rief: "Herr Gott! aber warum thun Sie denn das? Wie können sie sich so der Noth aus¬ setzen?"
"Nun, mit Absicht hab' ich es gerade nicht gethan," sagte er, "da es aber einmal so ist, so bin ich sogar sehr froh darüber; sehen Sie, man lernt an Allem etwas und hat manchmal sogar die besten Früchte daran. Für Frauen sind derglei¬ chen Uebungen nicht nothwendig, denn sie thun so immer, was sie nicht lassen können; für uns Männer aber sind immer so recht handgreifliche Exercitien gut, denn was wir nicht sehen und fühlen, sind wir nie zu glauben geneigt oder hal¬ ten es für unvernünftig und verächtlich."
Das gute Mädchen hatte indessen ein kleines
ich habe keinen rechten Begriff davon; Sie ſind doch am Ende nicht ſo arm, daß Sie auch nichts zu eſſen haben?«
Heinrich laͤchelte und ſagte: »Es hat nicht zum mindeſten etwas zu bedeuten, wie ich Ihnen ſage, aber im Augenblick iſt es allerdings ſo!« Er erzaͤhlte ihr hierauf mit wenig Worten ſein Abenteuer, worauf ſie die Haͤnde zuſammenſchlug und rief: »Herr Gott! aber warum thun Sie denn das? Wie koͤnnen ſie ſich ſo der Noth aus¬ ſetzen?«
»Nun, mit Abſicht hab' ich es gerade nicht gethan,« ſagte er, »da es aber einmal ſo iſt, ſo bin ich ſogar ſehr froh daruͤber; ſehen Sie, man lernt an Allem etwas und hat manchmal ſogar die beſten Fruͤchte daran. Fuͤr Frauen ſind derglei¬ chen Uebungen nicht nothwendig, denn ſie thun ſo immer, was ſie nicht laſſen koͤnnen; fuͤr uns Maͤnner aber ſind immer ſo recht handgreifliche Exercitien gut, denn was wir nicht ſehen und fuͤhlen, ſind wir nie zu glauben geneigt oder hal¬ ten es fuͤr unvernuͤnftig und veraͤchtlich.«
Das gute Maͤdchen hatte indeſſen ein kleines
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ich habe keinen rechten Begriff davon; Sie ſind
doch am Ende nicht ſo arm, daß Sie auch nichts
zu eſſen haben?«
Heinrich laͤchelte und ſagte: »Es hat nicht
zum mindeſten etwas zu bedeuten, wie ich Ihnen
ſage, aber im Augenblick iſt es allerdings ſo!«
Er erzaͤhlte ihr hierauf mit wenig Worten ſein
Abenteuer, worauf ſie die Haͤnde zuſammenſchlug
und rief: »Herr Gott! aber warum thun Sie
denn das? Wie koͤnnen ſie ſich ſo der Noth aus¬
ſetzen?«
»Nun, mit Abſicht hab' ich es gerade nicht
gethan,« ſagte er, »da es aber einmal ſo iſt, ſo bin
ich ſogar ſehr froh daruͤber; ſehen Sie, man lernt
an Allem etwas und hat manchmal ſogar die
beſten Fruͤchte daran. Fuͤr Frauen ſind derglei¬
chen Uebungen nicht nothwendig, denn ſie thun
ſo immer, was ſie nicht laſſen koͤnnen; fuͤr uns
Maͤnner aber ſind immer ſo recht handgreifliche
Exercitien gut, denn was wir nicht ſehen und
fuͤhlen, ſind wir nie zu glauben geneigt oder hal¬
ten es fuͤr unvernuͤnftig und veraͤchtlich.«
Das gute Maͤdchen hatte indeſſen ein kleines
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/317>, abgerufen am 25.11.2024.
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