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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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Achtes Kapitel.

Aber er lernte erst jetzt die allerursprünglich¬
sten menschlichen Zustände kennen. Er war auf
dem Dampfwagen angekommen vor Jahren und
seitdem nach dieser Seite hin kaum über das
Weichbild der Stadt hinausgelangt und hatte
sich um die Lage der Ortschaften und um das
Straßennetz nicht gekümmert. Bald stieß er in
der Dunkelheit auf den Eisenbahndamm, welcher
die Landstraße durchschnitt; ein später Zug brauste
vorüber, der in fliegender Eile an das gleiche Ziel
führte, welches Heinrich zu erreichen strebte, und
wehmüthig sah er die dröhnende Wagenburg in
der nächtlichen Ferne verschwinden. Jetzt theilte
sich die Straße in zwei fast gleich große Zweige,
und da er den Unterschied wegen der Nacht nicht

Achtes Kapitel.

Aber er lernte erſt jetzt die allerurſpruͤnglich¬
ſten menſchlichen Zuſtaͤnde kennen. Er war auf
dem Dampfwagen angekommen vor Jahren und
ſeitdem nach dieſer Seite hin kaum uͤber das
Weichbild der Stadt hinausgelangt und hatte
ſich um die Lage der Ortſchaften und um das
Straßennetz nicht gekuͤmmert. Bald ſtieß er in
der Dunkelheit auf den Eiſenbahndamm, welcher
die Landſtraße durchſchnitt; ein ſpaͤter Zug brauſte
voruͤber, der in fliegender Eile an das gleiche Ziel
fuͤhrte, welches Heinrich zu erreichen ſtrebte, und
wehmuͤthig ſah er die droͤhnende Wagenburg in
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[0281] Achtes Kapitel. Aber er lernte erſt jetzt die allerurſpruͤnglich¬ ſten menſchlichen Zuſtaͤnde kennen. Er war auf dem Dampfwagen angekommen vor Jahren und ſeitdem nach dieſer Seite hin kaum uͤber das Weichbild der Stadt hinausgelangt und hatte ſich um die Lage der Ortſchaften und um das Straßennetz nicht gekuͤmmert. Bald ſtieß er in der Dunkelheit auf den Eiſenbahndamm, welcher die Landſtraße durchſchnitt; ein ſpaͤter Zug brauſte voruͤber, der in fliegender Eile an das gleiche Ziel fuͤhrte, welches Heinrich zu erreichen ſtrebte, und wehmuͤthig ſah er die droͤhnende Wagenburg in der naͤchtlichen Ferne verſchwinden. Jetzt theilte ſich die Straße in zwei faſt gleich große Zweige, und da er den Unterſchied wegen der Nacht nicht

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/281>, abgerufen am 25.11.2024.