zu ihrer großen Freude ein merkwürdiges Glück, Ferdinand verlor Stück um Stück von seinem Schmucke; Armspangen, Agraffen, Ringe und Ketten warf er auf den Tisch in dem aufgeregten Bestreben, wieder zu dem Seinigen zu kommen; Rosalie setzte gemünztes Gold dagegen, aber nach wenigen Schwankungen lag der ganze Schmuck Ferdinand's, im Werth von über drei tausend Gulden, schimmernd in der Schale.
Rosalie klatschte in die Hände und verkündete unverhohlen ihre Freude über dies unverhoffte Ge¬ lingen, und als sie Ferdinand holdselig dankend die Hand reichte, mußte auch dieser eine gute Miene machen, obgleich er nun eine seltsame Fi¬ gur spielte, da der noch seltsamere Schmuck jetzt erst recht die Aufmerksamkeit erregte.
Aber nun ging es erst recht an. Die Damen wurden von den Edelsteinen mächtig angezogen, und in der Hoffnung, dies oder jenes, was ihnen besonders gefiel, zu gewinnen, drängten sich bald alle um den Tisch und spielten eifrig um den Schmuck; denn sie nahmen sich sammt und son¬ ders vor, ihre Männer oder Väter zu bewegen,
zu ihrer großen Freude ein merkwuͤrdiges Gluͤck, Ferdinand verlor Stuͤck um Stuͤck von ſeinem Schmucke; Armſpangen, Agraffen, Ringe und Ketten warf er auf den Tiſch in dem aufgeregten Beſtreben, wieder zu dem Seinigen zu kommen; Roſalie ſetzte gemuͤnztes Gold dagegen, aber nach wenigen Schwankungen lag der ganze Schmuck Ferdinand's, im Werth von uͤber drei tauſend Gulden, ſchimmernd in der Schale.
Roſalie klatſchte in die Haͤnde und verkuͤndete unverhohlen ihre Freude uͤber dies unverhoffte Ge¬ lingen, und als ſie Ferdinand holdſelig dankend die Hand reichte, mußte auch dieſer eine gute Miene machen, obgleich er nun eine ſeltſame Fi¬ gur ſpielte, da der noch ſeltſamere Schmuck jetzt erſt recht die Aufmerkſamkeit erregte.
Aber nun ging es erſt recht an. Die Damen wurden von den Edelſteinen maͤchtig angezogen, und in der Hoffnung, dies oder jenes, was ihnen beſonders gefiel, zu gewinnen, draͤngten ſich bald alle um den Tiſch und ſpielten eifrig um den Schmuck; denn ſie nahmen ſich ſammt und ſon¬ ders vor, ihre Maͤnner oder Vaͤter zu bewegen,
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zu ihrer großen Freude ein merkwuͤrdiges Gluͤck,
Ferdinand verlor Stuͤck um Stuͤck von ſeinem
Schmucke; Armſpangen, Agraffen, Ringe und
Ketten warf er auf den Tiſch in dem aufgeregten
Beſtreben, wieder zu dem Seinigen zu kommen;
Roſalie ſetzte gemuͤnztes Gold dagegen, aber nach
wenigen Schwankungen lag der ganze Schmuck
Ferdinand's, im Werth von uͤber drei tauſend
Gulden, ſchimmernd in der Schale.
Roſalie klatſchte in die Haͤnde und verkuͤndete
unverhohlen ihre Freude uͤber dies unverhoffte Ge¬
lingen, und als ſie Ferdinand holdſelig dankend
die Hand reichte, mußte auch dieſer eine gute
Miene machen, obgleich er nun eine ſeltſame Fi¬
gur ſpielte, da der noch ſeltſamere Schmuck jetzt
erſt recht die Aufmerkſamkeit erregte.
Aber nun ging es erſt recht an. Die Damen
wurden von den Edelſteinen maͤchtig angezogen,
und in der Hoffnung, dies oder jenes, was ihnen
beſonders gefiel, zu gewinnen, draͤngten ſich bald
alle um den Tiſch und ſpielten eifrig um den
Schmuck; denn ſie nahmen ſich ſammt und ſon¬
ders vor, ihre Maͤnner oder Vaͤter zu bewegen,
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/334>, abgerufen am 22.11.2024.
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