den verhofften Gewinnst mit baarem Gelde aus¬ zulösen. Allein Rosalie hatte unverwüstliches Glück und häufte endlich fast alles vorhandene Geld zu dem Schmuck in die Schale, und als zuletzt Niemand mehr spielte, rief sie: "Obgleich mein Unternehmen einen Umfang gewonnen hat weit über das erwartete Ziel hinaus, so freue ich mich dennoch, mein Wort zu halten und diesen ganzen Gewinnst zu verdoppeln!"
Einige angesehene ältere Künstler und ein an¬ wesender Kaufmann beriethen nun die Sache, und es fand sich, daß man zwei junge Leute reichlich ausstatten könne auf einige Jahre.
Das Ereigniß erregte das größte Erstaunen und den freudigsten Jubel im ganzen Hause, und die Freude war so plötzlich gekommen, daß nicht der leiseste Schatten von Neid sich darunter mischte, als man nun auf Rosaliens Wunsch die zwei jungen Maler auswählte, welche die Reise nach Italien machen sollten.
Die Wahl war ein neues und das edelste Vergnügen von allen bisherigen, und es wurde auf das Sinnreichste und Lieblichste hin und her
den verhofften Gewinnſt mit baarem Gelde aus¬ zuloͤſen. Allein Roſalie hatte unverwuͤſtliches Gluͤck und haͤufte endlich faſt alles vorhandene Geld zu dem Schmuck in die Schale, und als zuletzt Niemand mehr ſpielte, rief ſie: »Obgleich mein Unternehmen einen Umfang gewonnen hat weit uͤber das erwartete Ziel hinaus, ſo freue ich mich dennoch, mein Wort zu halten und dieſen ganzen Gewinnſt zu verdoppeln!«
Einige angeſehene aͤltere Kuͤnſtler und ein an¬ weſender Kaufmann beriethen nun die Sache, und es fand ſich, daß man zwei junge Leute reichlich ausſtatten koͤnne auf einige Jahre.
Das Ereigniß erregte das groͤßte Erſtaunen und den freudigſten Jubel im ganzen Hauſe, und die Freude war ſo ploͤtzlich gekommen, daß nicht der leiſeſte Schatten von Neid ſich darunter miſchte, als man nun auf Roſaliens Wunſch die zwei jungen Maler auswaͤhlte, welche die Reiſe nach Italien machen ſollten.
Die Wahl war ein neues und das edelſte Vergnuͤgen von allen bisherigen, und es wurde auf das Sinnreichſte und Lieblichſte hin und her
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0335"n="325"/>
den verhofften Gewinnſt mit baarem Gelde aus¬<lb/>
zuloͤſen. Allein Roſalie hatte unverwuͤſtliches<lb/>
Gluͤck und haͤufte endlich faſt alles vorhandene<lb/>
Geld zu dem Schmuck in die Schale, und als<lb/>
zuletzt Niemand mehr ſpielte, rief ſie: »Obgleich<lb/>
mein Unternehmen einen Umfang gewonnen hat<lb/>
weit uͤber das erwartete Ziel hinaus, ſo freue ich<lb/>
mich dennoch, mein Wort zu halten und dieſen<lb/>
ganzen Gewinnſt zu verdoppeln!«</p><lb/><p>Einige angeſehene aͤltere Kuͤnſtler und ein an¬<lb/>
weſender Kaufmann beriethen nun die Sache, und<lb/>
es fand ſich, daß man zwei junge Leute reichlich<lb/>
ausſtatten koͤnne auf einige Jahre.</p><lb/><p>Das Ereigniß erregte das groͤßte Erſtaunen<lb/>
und den freudigſten Jubel im ganzen Hauſe, und<lb/>
die Freude war ſo ploͤtzlich gekommen, daß nicht<lb/>
der leiſeſte Schatten von Neid ſich darunter<lb/>
miſchte, als man nun auf Roſaliens Wunſch die<lb/>
zwei jungen Maler auswaͤhlte, welche die Reiſe<lb/>
nach Italien machen ſollten.</p><lb/><p>Die Wahl war ein neues und das edelſte<lb/>
Vergnuͤgen von allen bisherigen, und es wurde<lb/>
auf das Sinnreichſte und Lieblichſte hin und her<lb/></p></div></body></text></TEI>
[325/0335]
den verhofften Gewinnſt mit baarem Gelde aus¬
zuloͤſen. Allein Roſalie hatte unverwuͤſtliches
Gluͤck und haͤufte endlich faſt alles vorhandene
Geld zu dem Schmuck in die Schale, und als
zuletzt Niemand mehr ſpielte, rief ſie: »Obgleich
mein Unternehmen einen Umfang gewonnen hat
weit uͤber das erwartete Ziel hinaus, ſo freue ich
mich dennoch, mein Wort zu halten und dieſen
ganzen Gewinnſt zu verdoppeln!«
Einige angeſehene aͤltere Kuͤnſtler und ein an¬
weſender Kaufmann beriethen nun die Sache, und
es fand ſich, daß man zwei junge Leute reichlich
ausſtatten koͤnne auf einige Jahre.
Das Ereigniß erregte das groͤßte Erſtaunen
und den freudigſten Jubel im ganzen Hauſe, und
die Freude war ſo ploͤtzlich gekommen, daß nicht
der leiſeſte Schatten von Neid ſich darunter
miſchte, als man nun auf Roſaliens Wunſch die
zwei jungen Maler auswaͤhlte, welche die Reiſe
nach Italien machen ſollten.
Die Wahl war ein neues und das edelſte
Vergnuͤgen von allen bisherigen, und es wurde
auf das Sinnreichſte und Lieblichſte hin und her
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/335>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.