durch dieses Fest die sinnige, treuliche Lebenslust empfinden gelernt habe, welche in den Künstlern ist und von ihnen ausgeht, und ich möchte einen besseren Anfang machen und wünsche in meiner Dankbarkeit, daß heute in meinem Hause, wel¬ ches durch die fröhliche Anwesenheit so vieler Künstler geehrt wird, etwas Gutes geschähe und daß ich, was wie ich glaube für die rechte Kunst¬ beförderung eben so nothwendig ist, auch Andere veranlasse, etwas Gutes zu thun. Ich sehe unter meinen Gästen so manches junge Bürschchen mit glänzenden Augen, dem es aber, nach seiner schüchternen Haltung zu urtheilen, nicht zum Be¬ sten geht. Wie schön wäre es, wenn wir wenig¬ stens einen oder zwei dieser flüggen Vögel unmit¬ telbar aus dieser Festfreude heraus nach Italien schicken könnten! Da ich aber an Niemanden be¬ stimmte Anforderungen machen darf, so will ich hier Bank halten und diejenigen, welche es kön¬ nen, zum Spiele einladen. Was gewonnen wird, legen wir zusammen, ich verdoppele die Summe alsdann, und je nach dem Befunde wählt dann die anwesende Gesellschaft denjenigen aus ihrer
durch dieſes Feſt die ſinnige, treuliche Lebensluſt empfinden gelernt habe, welche in den Kuͤnſtlern iſt und von ihnen ausgeht, und ich moͤchte einen beſſeren Anfang machen und wuͤnſche in meiner Dankbarkeit, daß heute in meinem Hauſe, wel¬ ches durch die froͤhliche Anweſenheit ſo vieler Kuͤnſtler geehrt wird, etwas Gutes geſchaͤhe und daß ich, was wie ich glaube fuͤr die rechte Kunſt¬ befoͤrderung eben ſo nothwendig iſt, auch Andere veranlaſſe, etwas Gutes zu thun. Ich ſehe unter meinen Gaͤſten ſo manches junge Buͤrſchchen mit glaͤnzenden Augen, dem es aber, nach ſeiner ſchuͤchternen Haltung zu urtheilen, nicht zum Be¬ ſten geht. Wie ſchoͤn waͤre es, wenn wir wenig¬ ſtens einen oder zwei dieſer fluͤggen Voͤgel unmit¬ telbar aus dieſer Feſtfreude heraus nach Italien ſchicken koͤnnten! Da ich aber an Niemanden be¬ ſtimmte Anforderungen machen darf, ſo will ich hier Bank halten und diejenigen, welche es koͤn¬ nen, zum Spiele einladen. Was gewonnen wird, legen wir zuſammen, ich verdoppele die Summe alsdann, und je nach dem Befunde waͤhlt dann die anweſende Geſellſchaft denjenigen aus ihrer
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durch dieſes Feſt die ſinnige, treuliche Lebensluſt
empfinden gelernt habe, welche in den Kuͤnſtlern
iſt und von ihnen ausgeht, und ich moͤchte einen
beſſeren Anfang machen und wuͤnſche in meiner
Dankbarkeit, daß heute in meinem Hauſe, wel¬
ches durch die froͤhliche Anweſenheit ſo vieler
Kuͤnſtler geehrt wird, etwas Gutes geſchaͤhe und
daß ich, was wie ich glaube fuͤr die rechte Kunſt¬
befoͤrderung eben ſo nothwendig iſt, auch Andere
veranlaſſe, etwas Gutes zu thun. Ich ſehe unter
meinen Gaͤſten ſo manches junge Buͤrſchchen mit
glaͤnzenden Augen, dem es aber, nach ſeiner
ſchuͤchternen Haltung zu urtheilen, nicht zum Be¬
ſten geht. Wie ſchoͤn waͤre es, wenn wir wenig¬
ſtens einen oder zwei dieſer fluͤggen Voͤgel unmit¬
telbar aus dieſer Feſtfreude heraus nach Italien
ſchicken koͤnnten! Da ich aber an Niemanden be¬
ſtimmte Anforderungen machen darf, ſo will ich
hier Bank halten und diejenigen, welche es koͤn¬
nen, zum Spiele einladen. Was gewonnen wird,
legen wir zuſammen, ich verdoppele die Summe
alsdann, und je nach dem Befunde waͤhlt dann
die anweſende Geſellſchaft denjenigen aus ihrer
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/332>, abgerufen am 22.11.2024.
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