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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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und begann, seine Bewerbungen um Rosalien
fortzusetzen, empfing sie ihn mit alter Freundlich¬
keit, und als er sie auf Schritt und Tritt be¬
gleitete, hörte sie ihn holdselig an und that, als
ob sie weder dies, noch die mißbilligende Verwun¬
derung der Gesellschaft bemerkte.

In einem Seitengemache gefiel sich eine ge¬
wählte Gesellschaft darin, in den glänzenden Fa¬
belgewändern ruhig eine Partie Whist zu spielen.
Rosalie und Ferdinand traten ein, um sich hier
umzusehen, und betheiligten sich am Spiele. Er
benutzte dasselbe, um allerlei Galanterien zu be¬
gehen und ungestört eine Weile ihr gegenüber zu
sitzen. Sie lächelte ihm zu und hielt gut mit
ihm zusammen Als die Partie geendet, ergriff
sie die Karten und bat die Spieler und Andere,
welche in der Nähe waren und welche alle aus
vermöglichen Personen bestanden, eine kleine Rede
von ihr anzuhören.

"Ich habe mich," sagte sie, bisher arg gegen
die Kunst versündigt und trotzdem, daß ich mit
Glücksgütern gesegnet bin, so viel wie nichts für
sie gethan; ich bin um so tiefer beschämt, als ich

III. 21

und begann, ſeine Bewerbungen um Roſalien
fortzuſetzen, empfing ſie ihn mit alter Freundlich¬
keit, und als er ſie auf Schritt und Tritt be¬
gleitete, hoͤrte ſie ihn holdſelig an und that, als
ob ſie weder dies, noch die mißbilligende Verwun¬
derung der Geſellſchaft bemerkte.

In einem Seitengemache gefiel ſich eine ge¬
waͤhlte Geſellſchaft darin, in den glaͤnzenden Fa¬
belgewaͤndern ruhig eine Partie Whiſt zu ſpielen.
Roſalie und Ferdinand traten ein, um ſich hier
umzuſehen, und betheiligten ſich am Spiele. Er
benutzte daſſelbe, um allerlei Galanterien zu be¬
gehen und ungeſtoͤrt eine Weile ihr gegenuͤber zu
ſitzen. Sie laͤchelte ihm zu und hielt gut mit
ihm zuſammen Als die Partie geendet, ergriff
ſie die Karten und bat die Spieler und Andere,
welche in der Naͤhe waren und welche alle aus
vermoͤglichen Perſonen beſtanden, eine kleine Rede
von ihr anzuhoͤren.

»Ich habe mich,« ſagte ſie, bisher arg gegen
die Kunſt verſuͤndigt und trotzdem, daß ich mit
Gluͤcksguͤtern geſegnet bin, ſo viel wie nichts fuͤr
ſie gethan; ich bin um ſo tiefer beſchaͤmt, als ich

III. 21
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[321/0331] und begann, ſeine Bewerbungen um Roſalien fortzuſetzen, empfing ſie ihn mit alter Freundlich¬ keit, und als er ſie auf Schritt und Tritt be¬ gleitete, hoͤrte ſie ihn holdſelig an und that, als ob ſie weder dies, noch die mißbilligende Verwun¬ derung der Geſellſchaft bemerkte. In einem Seitengemache gefiel ſich eine ge¬ waͤhlte Geſellſchaft darin, in den glaͤnzenden Fa¬ belgewaͤndern ruhig eine Partie Whiſt zu ſpielen. Roſalie und Ferdinand traten ein, um ſich hier umzuſehen, und betheiligten ſich am Spiele. Er benutzte daſſelbe, um allerlei Galanterien zu be¬ gehen und ungeſtoͤrt eine Weile ihr gegenuͤber zu ſitzen. Sie laͤchelte ihm zu und hielt gut mit ihm zuſammen Als die Partie geendet, ergriff ſie die Karten und bat die Spieler und Andere, welche in der Naͤhe waren und welche alle aus vermoͤglichen Perſonen beſtanden, eine kleine Rede von ihr anzuhoͤren. »Ich habe mich,« ſagte ſie, bisher arg gegen die Kunſt verſuͤndigt und trotzdem, daß ich mit Gluͤcksguͤtern geſegnet bin, ſo viel wie nichts fuͤr ſie gethan; ich bin um ſo tiefer beſchaͤmt, als ich III. 21

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/331>, abgerufen am 22.11.2024.