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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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man durch die offenen Glasthüren aus und ein
ging. Ueberall blühten Hyacinthen und Tulpen,
und das Treibhaus, welches im schönsten Flore
stand, war zwischen seinen grünen Gebüschen
mit gedeckten Tischchen versehen. Einige Musiker
waren bestellt und man tanzte in dem Saale,
jedoch ohne Hast und ohne Ceremonien, sondern
behaglich und abwechselnd. Es war anmuthig zu
sehen, wie ein Theil der Gesellschaft zierlich und
fröhlich tanzte, während ein anderer Theil sich
in Spielen und Erfindungen erging in Haus und
Garten, indessen ein dritter sich im traulichen
Zimmer in weitem Ringe um den runden Tisch
reihte und die Champagnergläser hob. Die Wir¬
thin war so unermüdlich und liebenswürdig, daß
der Fremdeste sich bald zu Hause fühlte. Jedem
wußte sie durch einen einzigen Blick, durch ein
Wort oder eine Frage dies Gefühl zu geben, und
diejenigen jungen Leute, welche aus dürftiger
Dachkammer herabgestiegen, nur durch ihr Fa¬
schingsgewand in diese Räume der Wohlhaben¬
heit und Zierlichkeit geführt und wenig an die
Gebräuche der sogenannten guten Gesellschaft ge¬

man durch die offenen Glasthuͤren aus und ein
ging. Ueberall bluͤhten Hyacinthen und Tulpen,
und das Treibhaus, welches im ſchoͤnſten Flore
ſtand, war zwiſchen ſeinen gruͤnen Gebuͤſchen
mit gedeckten Tiſchchen verſehen. Einige Muſiker
waren beſtellt und man tanzte in dem Saale,
jedoch ohne Haſt und ohne Ceremonien, ſondern
behaglich und abwechſelnd. Es war anmuthig zu
ſehen, wie ein Theil der Geſellſchaft zierlich und
froͤhlich tanzte, waͤhrend ein anderer Theil ſich
in Spielen und Erfindungen erging in Haus und
Garten, indeſſen ein dritter ſich im traulichen
Zimmer in weitem Ringe um den runden Tiſch
reihte und die Champagnerglaͤſer hob. Die Wir¬
thin war ſo unermuͤdlich und liebenswuͤrdig, daß
der Fremdeſte ſich bald zu Hauſe fuͤhlte. Jedem
wußte ſie durch einen einzigen Blick, durch ein
Wort oder eine Frage dies Gefuͤhl zu geben, und
diejenigen jungen Leute, welche aus duͤrftiger
Dachkammer herabgeſtiegen, nur durch ihr Fa¬
ſchingsgewand in dieſe Raͤume der Wohlhaben¬
heit und Zierlichkeit gefuͤhrt und wenig an die
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[318/0328] man durch die offenen Glasthuͤren aus und ein ging. Ueberall bluͤhten Hyacinthen und Tulpen, und das Treibhaus, welches im ſchoͤnſten Flore ſtand, war zwiſchen ſeinen gruͤnen Gebuͤſchen mit gedeckten Tiſchchen verſehen. Einige Muſiker waren beſtellt und man tanzte in dem Saale, jedoch ohne Haſt und ohne Ceremonien, ſondern behaglich und abwechſelnd. Es war anmuthig zu ſehen, wie ein Theil der Geſellſchaft zierlich und froͤhlich tanzte, waͤhrend ein anderer Theil ſich in Spielen und Erfindungen erging in Haus und Garten, indeſſen ein dritter ſich im traulichen Zimmer in weitem Ringe um den runden Tiſch reihte und die Champagnerglaͤſer hob. Die Wir¬ thin war ſo unermuͤdlich und liebenswuͤrdig, daß der Fremdeſte ſich bald zu Hauſe fuͤhlte. Jedem wußte ſie durch einen einzigen Blick, durch ein Wort oder eine Frage dies Gefuͤhl zu geben, und diejenigen jungen Leute, welche aus duͤrftiger Dachkammer herabgeſtiegen, nur durch ihr Fa¬ ſchingsgewand in dieſe Raͤume der Wohlhaben¬ heit und Zierlichkeit gefuͤhrt und wenig an die Gebraͤuche der ſogenannten guten Geſellſchaft ge¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/328>, abgerufen am 25.11.2024.