Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

Bild:
<< vorherige Seite

zeigte sich in einfacher häuslicher Tracht, welcher
sie auf das Anmuthvollste einigen heiteren Schmuck
beigefügt hatte.

Als Agnes Ferdinand in seinem fremdartigen
und fast weiblichen Schmucke erblickte, blieb sie
einen Augenblick offenen Mundes stehen und ge¬
rieth in eine verwirrte Berauschung, da er zärt¬
lich auf sie zueilte, Heinrich für seine Mühe
dankte und mit voller Aufmerksamkeit für sie be¬
sorgt war. Erst nach und nach kam sie wieder
zum Bewußtsein, wachte nun auf in froher Hoff¬
nung und ging, indem es ihr wie ein Stein
vom Herzen fiel, in eine blühende Fröhlichkeit
über. Sie fing an zu zwitschern, wie ein Vö¬
gelchen im Frühling, und schaute vergnügt um
sich; denn sie sah nun wirklich Ferdinand neben
sich sitzen und hörte seine vertraute Stimme in
artigen Worten, die er an sie richtete.

Das kleine, schön gebaute Haus war mit
Gästen angefüllt. In dem mäßigen Saale und
den wohnlichen Zimmern brannte lockendes Ka¬
minfeuer, indessen die Sonne wärmend durch die
Fenster schien und auf dem Garten lag, so daß

zeigte ſich in einfacher haͤuslicher Tracht, welcher
ſie auf das Anmuthvollſte einigen heiteren Schmuck
beigefuͤgt hatte.

Als Agnes Ferdinand in ſeinem fremdartigen
und faſt weiblichen Schmucke erblickte, blieb ſie
einen Augenblick offenen Mundes ſtehen und ge¬
rieth in eine verwirrte Berauſchung, da er zaͤrt¬
lich auf ſie zueilte, Heinrich fuͤr ſeine Muͤhe
dankte und mit voller Aufmerkſamkeit fuͤr ſie be¬
ſorgt war. Erſt nach und nach kam ſie wieder
zum Bewußtſein, wachte nun auf in froher Hoff¬
nung und ging, indem es ihr wie ein Stein
vom Herzen fiel, in eine bluͤhende Froͤhlichkeit
uͤber. Sie fing an zu zwitſchern, wie ein Voͤ¬
gelchen im Fruͤhling, und ſchaute vergnuͤgt um
ſich; denn ſie ſah nun wirklich Ferdinand neben
ſich ſitzen und hoͤrte ſeine vertraute Stimme in
artigen Worten, die er an ſie richtete.

Das kleine, ſchoͤn gebaute Haus war mit
Gaͤſten angefuͤllt. In dem maͤßigen Saale und
den wohnlichen Zimmern brannte lockendes Ka¬
minfeuer, indeſſen die Sonne waͤrmend durch die
Fenſter ſchien und auf dem Garten lag, ſo daß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0327" n="317"/>
zeigte &#x017F;ich in einfacher ha&#x0364;uslicher Tracht, welcher<lb/>
&#x017F;ie auf das Anmuthvoll&#x017F;te einigen heiteren Schmuck<lb/>
beigefu&#x0364;gt hatte.</p><lb/>
        <p>Als Agnes Ferdinand in &#x017F;einem fremdartigen<lb/>
und fa&#x017F;t weiblichen Schmucke erblickte, blieb &#x017F;ie<lb/>
einen Augenblick offenen Mundes &#x017F;tehen und ge¬<lb/>
rieth in eine verwirrte Berau&#x017F;chung, da er za&#x0364;rt¬<lb/>
lich auf &#x017F;ie zueilte, Heinrich fu&#x0364;r &#x017F;eine Mu&#x0364;he<lb/>
dankte und mit voller Aufmerk&#x017F;amkeit fu&#x0364;r &#x017F;ie be¬<lb/>
&#x017F;orgt war. Er&#x017F;t nach und nach kam &#x017F;ie wieder<lb/>
zum Bewußt&#x017F;ein, wachte nun auf in froher Hoff¬<lb/>
nung und ging, indem es ihr wie ein Stein<lb/>
vom Herzen fiel, in eine blu&#x0364;hende Fro&#x0364;hlichkeit<lb/>
u&#x0364;ber. Sie fing an zu zwit&#x017F;chern, wie ein Vo&#x0364;¬<lb/>
gelchen im Fru&#x0364;hling, und &#x017F;chaute vergnu&#x0364;gt um<lb/>
&#x017F;ich; denn &#x017F;ie &#x017F;ah nun wirklich Ferdinand neben<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;itzen und ho&#x0364;rte &#x017F;eine vertraute Stimme in<lb/>
artigen Worten, die er an &#x017F;ie richtete.</p><lb/>
        <p>Das kleine, &#x017F;cho&#x0364;n gebaute Haus war mit<lb/>
Ga&#x0364;&#x017F;ten angefu&#x0364;llt. In dem ma&#x0364;ßigen Saale und<lb/>
den wohnlichen Zimmern brannte lockendes Ka¬<lb/>
minfeuer, inde&#x017F;&#x017F;en die Sonne wa&#x0364;rmend durch die<lb/>
Fen&#x017F;ter &#x017F;chien und auf dem Garten lag, &#x017F;o daß<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[317/0327] zeigte ſich in einfacher haͤuslicher Tracht, welcher ſie auf das Anmuthvollſte einigen heiteren Schmuck beigefuͤgt hatte. Als Agnes Ferdinand in ſeinem fremdartigen und faſt weiblichen Schmucke erblickte, blieb ſie einen Augenblick offenen Mundes ſtehen und ge¬ rieth in eine verwirrte Berauſchung, da er zaͤrt¬ lich auf ſie zueilte, Heinrich fuͤr ſeine Muͤhe dankte und mit voller Aufmerkſamkeit fuͤr ſie be¬ ſorgt war. Erſt nach und nach kam ſie wieder zum Bewußtſein, wachte nun auf in froher Hoff¬ nung und ging, indem es ihr wie ein Stein vom Herzen fiel, in eine bluͤhende Froͤhlichkeit uͤber. Sie fing an zu zwitſchern, wie ein Voͤ¬ gelchen im Fruͤhling, und ſchaute vergnuͤgt um ſich; denn ſie ſah nun wirklich Ferdinand neben ſich ſitzen und hoͤrte ſeine vertraute Stimme in artigen Worten, die er an ſie richtete. Das kleine, ſchoͤn gebaute Haus war mit Gaͤſten angefuͤllt. In dem maͤßigen Saale und den wohnlichen Zimmern brannte lockendes Ka¬ minfeuer, indeſſen die Sonne waͤrmend durch die Fenſter ſchien und auf dem Garten lag, ſo daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/327
Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/327>, abgerufen am 25.11.2024.