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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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böses Gewissen, welches ihn trachten ließ, die
Leute über ihn im Unklaren zu halten, um nicht
gewaltsam in seinen Gedankengängen gestört zu
werden, und jene List, welche sich manchmal ver¬
nünftig stellt, um einen freieren Spielraum zum
Unsinne zu gewinnen. In einem solchen Ge¬
fühle war er endlich in seine Heimath zurückge¬
kehrt, um sich da auszuruhen und durch fleißige
Arbeit und ein vernünftiges Leben zu Kräften
und zu einem festeren Standpunkte zu gelangen,
von dem aus er seinen Stern erwarten könnte.
Allein er fand durch die Familien von einem
oder zweien jener Muttersöhnchen, denen er mä¬
ßige Summen schuldete, die Stimmung so gegen
sich eingenommen, daß er überall abgestoßen und
mit Verdacht umgeben ward. Er schrieb dies
Mißgeschick den Kabalen der europäischen Kabinette
zu, hielt sich ganz still, um diese zu täuschen und
einzuschläfern, und machte dabei die schönsten
Zeichnungen. Diese sandte er aber nicht an nam¬
hafte Plätze, weil er der Meinung war, seine
Feinde würden den Verkauf verhindern, sondern
an entlegene Orte, von wo sie immer unverkauft

boͤſes Gewiſſen, welches ihn trachten ließ, die
Leute uͤber ihn im Unklaren zu halten, um nicht
gewaltſam in ſeinen Gedankengaͤngen geſtoͤrt zu
werden, und jene Liſt, welche ſich manchmal ver¬
nuͤnftig ſtellt, um einen freieren Spielraum zum
Unſinne zu gewinnen. In einem ſolchen Ge¬
fuͤhle war er endlich in ſeine Heimath zuruͤckge¬
kehrt, um ſich da auszuruhen und durch fleißige
Arbeit und ein vernuͤnftiges Leben zu Kraͤften
und zu einem feſteren Standpunkte zu gelangen,
von dem aus er ſeinen Stern erwarten koͤnnte.
Allein er fand durch die Familien von einem
oder zweien jener Mutterſoͤhnchen, denen er maͤ¬
ßige Summen ſchuldete, die Stimmung ſo gegen
ſich eingenommen, daß er uͤberall abgeſtoßen und
mit Verdacht umgeben ward. Er ſchrieb dies
Mißgeſchick den Kabalen der europaͤiſchen Kabinette
zu, hielt ſich ganz ſtill, um dieſe zu taͤuſchen und
einzuſchlaͤfern, und machte dabei die ſchoͤnſten
Zeichnungen. Dieſe ſandte er aber nicht an nam¬
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[96/0106] boͤſes Gewiſſen, welches ihn trachten ließ, die Leute uͤber ihn im Unklaren zu halten, um nicht gewaltſam in ſeinen Gedankengaͤngen geſtoͤrt zu werden, und jene Liſt, welche ſich manchmal ver¬ nuͤnftig ſtellt, um einen freieren Spielraum zum Unſinne zu gewinnen. In einem ſolchen Ge¬ fuͤhle war er endlich in ſeine Heimath zuruͤckge¬ kehrt, um ſich da auszuruhen und durch fleißige Arbeit und ein vernuͤnftiges Leben zu Kraͤften und zu einem feſteren Standpunkte zu gelangen, von dem aus er ſeinen Stern erwarten koͤnnte. Allein er fand durch die Familien von einem oder zweien jener Mutterſoͤhnchen, denen er maͤ¬ ßige Summen ſchuldete, die Stimmung ſo gegen ſich eingenommen, daß er uͤberall abgeſtoßen und mit Verdacht umgeben ward. Er ſchrieb dies Mißgeſchick den Kabalen der europaͤiſchen Kabinette zu, hielt ſich ganz ſtill, um dieſe zu taͤuſchen und einzuſchlaͤfern, und machte dabei die ſchoͤnſten Zeichnungen. Dieſe ſandte er aber nicht an nam¬ hafte Plaͤtze, weil er der Meinung war, ſeine Feinde wuͤrden den Verkauf verhindern, ſondern an entlegene Orte, von wo ſie immer unverkauft

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/106>, abgerufen am 22.11.2024.