dadurch mit einander. So schieden sie von uns, ohne daß ich mit ihr einen einzigen besondern Blick gewechselt hätte.
Nun rückte der Winter heran und mit ihm das Weihnachtsfest. Wöchentlich drei Mal früh um fünf Uhr mußte ich in das Haus des Pfarr¬ helfers gehen, wo in einer langen schmalen riemen¬ förmigen Stube an vierzig junge Leute zur Con¬ firmation vorbereitet wurden. Wir waren Jüng¬ linge, wie man uns nun nannte, aus allen Ständen; am oberen Ende, wo einige trübe Ker¬ zen brannten, die Vornehmen und Studirenden, dann kam der mittlere Bürgerstand, unbefangen und muthwillig, und zuletzt, ganz in der Dunkel¬ heit, arme Schuhmacherlehrlinge, Dienstboten und Fabrikarbeiter, etwas roh und schüchtern, unter denen nur dann und wann eine plumpe Störung vorfiel, während weiter oben man sich mit Ge¬ schicklichkeit fortwährend unruhig verhielt. Diese Ausscheidung war gerade nicht absichtlich ange¬ ordnet, sondern sie hatte sich von selbst gemacht. Wir waren nämlich nach unserem Verhalten und nach unserer Ausdauer geordnet; da nun die Vor¬
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dadurch mit einander. So ſchieden ſie von uns, ohne daß ich mit ihr einen einzigen beſondern Blick gewechſelt haͤtte.
Nun ruͤckte der Winter heran und mit ihm das Weihnachtsfeſt. Woͤchentlich drei Mal fruͤh um fuͤnf Uhr mußte ich in das Haus des Pfarr¬ helfers gehen, wo in einer langen ſchmalen riemen¬ foͤrmigen Stube an vierzig junge Leute zur Con¬ firmation vorbereitet wurden. Wir waren Juͤng¬ linge, wie man uns nun nannte, aus allen Staͤnden; am oberen Ende, wo einige truͤbe Ker¬ zen brannten, die Vornehmen und Studirenden, dann kam der mittlere Buͤrgerſtand, unbefangen und muthwillig, und zuletzt, ganz in der Dunkel¬ heit, arme Schuhmacherlehrlinge, Dienſtboten und Fabrikarbeiter, etwas roh und ſchuͤchtern, unter denen nur dann und wann eine plumpe Stoͤrung vorfiel, waͤhrend weiter oben man ſich mit Ge¬ ſchicklichkeit fortwaͤhrend unruhig verhielt. Dieſe Ausſcheidung war gerade nicht abſichtlich ange¬ ordnet, ſondern ſie hatte ſich von ſelbſt gemacht. Wir waren naͤmlich nach unſerem Verhalten und nach unſerer Ausdauer geordnet; da nun die Vor¬
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dadurch mit einander. So ſchieden ſie von uns,
ohne daß ich mit ihr einen einzigen beſondern
Blick gewechſelt haͤtte.
Nun ruͤckte der Winter heran und mit ihm
das Weihnachtsfeſt. Woͤchentlich drei Mal fruͤh
um fuͤnf Uhr mußte ich in das Haus des Pfarr¬
helfers gehen, wo in einer langen ſchmalen riemen¬
foͤrmigen Stube an vierzig junge Leute zur Con¬
firmation vorbereitet wurden. Wir waren Juͤng¬
linge, wie man uns nun nannte, aus allen
Staͤnden; am oberen Ende, wo einige truͤbe Ker¬
zen brannten, die Vornehmen und Studirenden,
dann kam der mittlere Buͤrgerſtand, unbefangen
und muthwillig, und zuletzt, ganz in der Dunkel¬
heit, arme Schuhmacherlehrlinge, Dienſtboten und
Fabrikarbeiter, etwas roh und ſchuͤchtern, unter
denen nur dann und wann eine plumpe Stoͤrung
vorfiel, waͤhrend weiter oben man ſich mit Ge¬
ſchicklichkeit fortwaͤhrend unruhig verhielt. Dieſe
Ausſcheidung war gerade nicht abſichtlich ange¬
ordnet, ſondern ſie hatte ſich von ſelbſt gemacht.
Wir waren naͤmlich nach unſerem Verhalten und
nach unſerer Ausdauer geordnet; da nun die Vor¬
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/301>, abgerufen am 27.11.2024.
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