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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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dete, daß diese Haushaltung einen jungen Wohl¬
stand zu begründen im Begriffe und vor der
Hand an den prosaischen Nutzen gewiesen sei.
Nun kam der Mann vom Felde mit dem ältesten
Knaben, besorgte, obgleich er vernahm, daß ich
in der Stube sei, erst seine Ochsen und Kühe,
wusch sich am Brunnen gemächlich die Hände
und trat dann, dieselben mir reichend, fest und
ruhig herein, sogleich nachsehend, ob seine Frau
mich gehörig bewirthe. Dabei zeigten die Leute
keinerlei Ziererei, als ob ihre Gaben zu gering
wären u. dgl. Der Bauer ist der Einzige, wel¬
cher nur sein Brot als das beste erachtet und es
als solches Jedermann anbietet. Seine Lecker¬
bissen sind die Erstlinge jeder Frucht; die neue
Kartoffel, die erste Birne, die Kirschen und die
Pflaumen gehen ihm über Alles und er schätzt sie
so hoch, daß er Wunder glaubt was zu gewin¬
nen, wenn er von fremden Bäumen im Vorüber¬
gehen eine Handvoll erhaschen kann, während er
an den bunten Leckereien der Städte gleichgültig
vorübergeht und seinen Lieben höchstens ein un¬
genießbares Bonbon von Stärkemehl kauft, weil

dete, daß dieſe Haushaltung einen jungen Wohl¬
ſtand zu begruͤnden im Begriffe und vor der
Hand an den proſaiſchen Nutzen gewieſen ſei.
Nun kam der Mann vom Felde mit dem aͤlteſten
Knaben, beſorgte, obgleich er vernahm, daß ich
in der Stube ſei, erſt ſeine Ochſen und Kuͤhe,
wuſch ſich am Brunnen gemaͤchlich die Haͤnde
und trat dann, dieſelben mir reichend, feſt und
ruhig herein, ſogleich nachſehend, ob ſeine Frau
mich gehoͤrig bewirthe. Dabei zeigten die Leute
keinerlei Ziererei, als ob ihre Gaben zu gering
waͤren u. dgl. Der Bauer iſt der Einzige, wel¬
cher nur ſein Brot als das beſte erachtet und es
als ſolches Jedermann anbietet. Seine Lecker¬
biſſen ſind die Erſtlinge jeder Frucht; die neue
Kartoffel, die erſte Birne, die Kirſchen und die
Pflaumen gehen ihm uͤber Alles und er ſchaͤtzt ſie
ſo hoch, daß er Wunder glaubt was zu gewin¬
nen, wenn er von fremden Baͤumen im Voruͤber¬
gehen eine Handvoll erhaſchen kann, waͤhrend er
an den bunten Leckereien der Staͤdte gleichguͤltig
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[12/0022] dete, daß dieſe Haushaltung einen jungen Wohl¬ ſtand zu begruͤnden im Begriffe und vor der Hand an den proſaiſchen Nutzen gewieſen ſei. Nun kam der Mann vom Felde mit dem aͤlteſten Knaben, beſorgte, obgleich er vernahm, daß ich in der Stube ſei, erſt ſeine Ochſen und Kuͤhe, wuſch ſich am Brunnen gemaͤchlich die Haͤnde und trat dann, dieſelben mir reichend, feſt und ruhig herein, ſogleich nachſehend, ob ſeine Frau mich gehoͤrig bewirthe. Dabei zeigten die Leute keinerlei Ziererei, als ob ihre Gaben zu gering waͤren u. dgl. Der Bauer iſt der Einzige, wel¬ cher nur ſein Brot als das beſte erachtet und es als ſolches Jedermann anbietet. Seine Lecker¬ biſſen ſind die Erſtlinge jeder Frucht; die neue Kartoffel, die erſte Birne, die Kirſchen und die Pflaumen gehen ihm uͤber Alles und er ſchaͤtzt ſie ſo hoch, daß er Wunder glaubt was zu gewin¬ nen, wenn er von fremden Baͤumen im Voruͤber¬ gehen eine Handvoll erhaſchen kann, waͤhrend er an den bunten Leckereien der Staͤdte gleichguͤltig voruͤbergeht und ſeinen Lieben hoͤchſtens ein un¬ genießbares Bonbon von Staͤrkemehl kauft, weil

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/22>, abgerufen am 21.11.2024.