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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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bewies sich als sehr brauchbar, klug und vielver¬
sprechend und erwarb sich die Neigung seines
Vorgesetzten, eines schlauen und gewandten Ge¬
schäftsmannes; kurz er fühlte sich glücklich und
sah voll Hoffnung auf sein zukünftiges Selbst¬
wirken. So kann ich mir gar wohl denken, daß
die arge Enttäuschung, welche sein erster jugend¬
licher Versuch, ein Geschäft zu machen, erfuhr,
für ihn eben so nachhaltig schmerzlich sein mußte,
als einer kindlichen Dichter- oder Künstlernatur
der erste verneinende Hohn, welcher ihren naiven
und harmlosen Versuchen zu Theil wird.

Wir waren schon konfirmirt, er etwa acht¬
zehn, ich siebzehn Jahre alt, wir begannen uns
selbständiger zu bewegen und lernten nun Ver¬
hältnisse und Menschen kennen. Wenn wir an
öffentlichen Orten zusammentrafen, so vermieden
wir, uns anzusehen, aber Jeder weihte seine
Freunde in seinen Haß ein, welcher manchmal
um so gefährlicher zu wirken und auszubrechen
drohte, als nun ein Jeder mit solchen jungen
Leuten umging, die seiner Beschäftigung und sei¬
nem Wesen entsprachen und also einen empfäng¬

bewies ſich als ſehr brauchbar, klug und vielver¬
ſprechend und erwarb ſich die Neigung ſeines
Vorgeſetzten, eines ſchlauen und gewandten Ge¬
ſchaͤftsmannes; kurz er fuͤhlte ſich gluͤcklich und
ſah voll Hoffnung auf ſein zukuͤnftiges Selbſt¬
wirken. So kann ich mir gar wohl denken, daß
die arge Enttaͤuſchung, welche ſein erſter jugend¬
licher Verſuch, ein Geſchaͤft zu machen, erfuhr,
fuͤr ihn eben ſo nachhaltig ſchmerzlich ſein mußte,
als einer kindlichen Dichter- oder Kuͤnſtlernatur
der erſte verneinende Hohn, welcher ihren naiven
und harmloſen Verſuchen zu Theil wird.

Wir waren ſchon konfirmirt, er etwa acht¬
zehn, ich ſiebzehn Jahre alt, wir begannen uns
ſelbſtaͤndiger zu bewegen und lernten nun Ver¬
haͤltniſſe und Menſchen kennen. Wenn wir an
oͤffentlichen Orten zuſammentrafen, ſo vermieden
wir, uns anzuſehen, aber Jeder weihte ſeine
Freunde in ſeinen Haß ein, welcher manchmal
um ſo gefaͤhrlicher zu wirken und auszubrechen
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[350/0364] bewies ſich als ſehr brauchbar, klug und vielver¬ ſprechend und erwarb ſich die Neigung ſeines Vorgeſetzten, eines ſchlauen und gewandten Ge¬ ſchaͤftsmannes; kurz er fuͤhlte ſich gluͤcklich und ſah voll Hoffnung auf ſein zukuͤnftiges Selbſt¬ wirken. So kann ich mir gar wohl denken, daß die arge Enttaͤuſchung, welche ſein erſter jugend¬ licher Verſuch, ein Geſchaͤft zu machen, erfuhr, fuͤr ihn eben ſo nachhaltig ſchmerzlich ſein mußte, als einer kindlichen Dichter- oder Kuͤnſtlernatur der erſte verneinende Hohn, welcher ihren naiven und harmloſen Verſuchen zu Theil wird. Wir waren ſchon konfirmirt, er etwa acht¬ zehn, ich ſiebzehn Jahre alt, wir begannen uns ſelbſtaͤndiger zu bewegen und lernten nun Ver¬ haͤltniſſe und Menſchen kennen. Wenn wir an oͤffentlichen Orten zuſammentrafen, ſo vermieden wir, uns anzuſehen, aber Jeder weihte ſeine Freunde in ſeinen Haß ein, welcher manchmal um ſo gefaͤhrlicher zu wirken und auszubrechen drohte, als nun ein Jeder mit ſolchen jungen Leuten umging, die ſeiner Beſchaͤftigung und ſei¬ nem Weſen entſprachen und alſo einen empfaͤng¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/364>, abgerufen am 25.11.2024.