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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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willen und die Spottsucht meiner Verfolger, bis
sie endlich müde wurden. Es waren alles solche
Kumpane, welche selbst schon irgend einen Streich
verübt oder nur auf Gelegenheit warteten, Werg
an die Kunkel zu bekommen. Es war auffallend,
daß Meierlein trotz seines altklugen und fleißigen
Wesens sich nicht zu ähnlich beschaffenen Naturen
hielt, sondern immer in Gesellschaft der Leichtsin¬
nigen, der Muthwilligen und Thörichten zu sehen
war, wie mit mir und den Uebrigen. Dagegen
nahmen nun die Ruhigen und Unbescholtenen
unseres Alters Theil gegen das verfolgungssüch¬
tige Wesen Jener, beschützten mich zu wieder¬
holten Malen vor ihren Anfällen und ließen mich
überhaupt weder Verachtung noch Unfreundlichkeit
fühlen, so daß ich mehr als Einem herzlich zu¬
gethan wurde, den ich vorher kaum beachtet hatte.
Zuletzt blieb Meierlein ziemlich allein mit seinem
Grolle, der aber dadurch nur heftiger und wilder
wurde, so wie auch in mir jedes Vorgefühl einer
Versöhnung erstarb. Wenn wir uns begegneten,
so suchte ich wegzublicken und ging stumm vor¬
über; er aber rief mir laut ein giftiges und tödt¬

willen und die Spottſucht meiner Verfolger, bis
ſie endlich muͤde wurden. Es waren alles ſolche
Kumpane, welche ſelbſt ſchon irgend einen Streich
veruͤbt oder nur auf Gelegenheit warteten, Werg
an die Kunkel zu bekommen. Es war auffallend,
daß Meierlein trotz ſeines altklugen und fleißigen
Weſens ſich nicht zu aͤhnlich beſchaffenen Naturen
hielt, ſondern immer in Geſellſchaft der Leichtſin¬
nigen, der Muthwilligen und Thoͤrichten zu ſehen
war, wie mit mir und den Uebrigen. Dagegen
nahmen nun die Ruhigen und Unbeſcholtenen
unſeres Alters Theil gegen das verfolgungsſuͤch¬
tige Weſen Jener, beſchuͤtzten mich zu wieder¬
holten Malen vor ihren Anfaͤllen und ließen mich
uͤberhaupt weder Verachtung noch Unfreundlichkeit
fuͤhlen, ſo daß ich mehr als Einem herzlich zu¬
gethan wurde, den ich vorher kaum beachtet hatte.
Zuletzt blieb Meierlein ziemlich allein mit ſeinem
Grolle, der aber dadurch nur heftiger und wilder
wurde, ſo wie auch in mir jedes Vorgefuͤhl einer
Verſoͤhnung erſtarb. Wenn wir uns begegneten,
ſo ſuchte ich wegzublicken und ging ſtumm vor¬
uͤber; er aber rief mir laut ein giftiges und toͤdt¬

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[343/0357] willen und die Spottſucht meiner Verfolger, bis ſie endlich muͤde wurden. Es waren alles ſolche Kumpane, welche ſelbſt ſchon irgend einen Streich veruͤbt oder nur auf Gelegenheit warteten, Werg an die Kunkel zu bekommen. Es war auffallend, daß Meierlein trotz ſeines altklugen und fleißigen Weſens ſich nicht zu aͤhnlich beſchaffenen Naturen hielt, ſondern immer in Geſellſchaft der Leichtſin¬ nigen, der Muthwilligen und Thoͤrichten zu ſehen war, wie mit mir und den Uebrigen. Dagegen nahmen nun die Ruhigen und Unbeſcholtenen unſeres Alters Theil gegen das verfolgungsſuͤch¬ tige Weſen Jener, beſchuͤtzten mich zu wieder¬ holten Malen vor ihren Anfaͤllen und ließen mich uͤberhaupt weder Verachtung noch Unfreundlichkeit fuͤhlen, ſo daß ich mehr als Einem herzlich zu¬ gethan wurde, den ich vorher kaum beachtet hatte. Zuletzt blieb Meierlein ziemlich allein mit ſeinem Grolle, der aber dadurch nur heftiger und wilder wurde, ſo wie auch in mir jedes Vorgefuͤhl einer Verſoͤhnung erſtarb. Wenn wir uns begegneten, ſo ſuchte ich wegzublicken und ging ſtumm vor¬ uͤber; er aber rief mir laut ein giftiges und toͤdt¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/357>, abgerufen am 22.11.2024.