Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

Bild:
<< vorherige Seite

und dahero dem Custos nicht restituiret werden
konnte. Dergleichen auch die Spatzen und andere
Vögel herbeygezogen und zahm gemacht, daß die
den Bohnen viel Abbruch gethan und ich jedoch
nicht mehr in die Bohnenstauden schießen können,
von wegen der kleinen Insaß. Item hat sie mit
einer giftigen Schlangen ihr Spiel gehabt, welche
durch den Hag gebrochen und sich bei ihr einge¬
nistet; in summa, man hat sie wieder ins Haus
nemen und inne behalten müssen."

"Die rothen Backen sind wiederum von ihr
gewichen und behauptet der Chirurgus, sie werde
es nicht mehr lang prästiren. Habe auch schon
an die Eltern geschrieben."

"Heut vor Tag schon muß das arme Meret¬
lein aus seinem Bettlein entkommen, in die Boh¬
nen hinauß geschlichen und dort verschieden sein;
denn wir haben sie alldort für todt gefunden in
einem Grüblein, so sie in den Erdboden hinein
gewühlet, als ob sie hineinschlüpfen wollte. Sie
ist ganz gestabet gewesen und ihr Haar so wie
ihr Hemdlein feucht und schwer vom Thau, als
welcher auch in lauteren Tropfen auf ihren fast

und dahero dem Custos nicht restituiret werden
konnte. Dergleichen auch die Spatzen und andere
Voͤgel herbeygezogen und zahm gemacht, daß die
den Bohnen viel Abbruch gethan und ich jedoch
nicht mehr in die Bohnenſtauden ſchießen koͤnnen,
von wegen der kleinen Inſaß. Item hat ſie mit
einer giftigen Schlangen ihr Spiel gehabt, welche
durch den Hag gebrochen und ſich bei ihr einge¬
niſtet; in summa, man hat ſie wieder ins Haus
nemen und inne behalten muͤſſen.«

»Die rothen Backen ſind wiederum von ihr
gewichen und behauptet der Chirurgus, ſie werde
es nicht mehr lang praͤstiren. Habe auch ſchon
an die Eltern geſchrieben.«

»Heut vor Tag ſchon muß das arme Meret¬
lein aus ſeinem Bettlein entkommen, in die Boh¬
nen hinauß geſchlichen und dort verſchieden ſein;
denn wir haben ſie alldort fuͤr todt gefunden in
einem Gruͤblein, ſo ſie in den Erdboden hinein
gewuͤhlet, als ob ſie hineinſchluͤpfen wollte. Sie
iſt ganz geſtabet geweſen und ihr Haar ſo wie
ihr Hemdlein feucht und ſchwer vom Thau, als
welcher auch in lauteren Tropfen auf ihren faſt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0180" n="166"/>
und dahero dem <hi rendition="#aq">Custos</hi> nicht <hi rendition="#aq">restituiret</hi> werden<lb/>
konnte. Dergleichen auch die Spatzen und andere<lb/>
Vo&#x0364;gel herbeygezogen und zahm gemacht, daß die<lb/>
den Bohnen viel Abbruch gethan und ich jedoch<lb/>
nicht mehr in die Bohnen&#x017F;tauden &#x017F;chießen ko&#x0364;nnen,<lb/>
von wegen der kleinen In&#x017F;aß. <hi rendition="#aq">Item</hi> hat &#x017F;ie mit<lb/>
einer giftigen Schlangen ihr Spiel gehabt, welche<lb/>
durch den Hag gebrochen und &#x017F;ich bei ihr einge¬<lb/>
ni&#x017F;tet; <hi rendition="#aq">in summa</hi>, man hat &#x017F;ie wieder ins Haus<lb/>
nemen und inne behalten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.«</p><lb/>
        <p>»Die rothen Backen &#x017F;ind wiederum von ihr<lb/>
gewichen und behauptet der <hi rendition="#aq">Chirurgus</hi>, &#x017F;ie werde<lb/>
es nicht mehr lang <hi rendition="#aq">pra&#x0364;stiren</hi>. Habe auch &#x017F;chon<lb/>
an die Eltern ge&#x017F;chrieben.«</p><lb/>
        <p>»Heut vor Tag &#x017F;chon muß das arme Meret¬<lb/>
lein aus &#x017F;einem Bettlein entkommen, in die Boh¬<lb/>
nen hinauß ge&#x017F;chlichen und dort ver&#x017F;chieden &#x017F;ein;<lb/>
denn wir haben &#x017F;ie alldort fu&#x0364;r todt gefunden in<lb/>
einem Gru&#x0364;blein, &#x017F;o &#x017F;ie in den Erdboden hinein<lb/>
gewu&#x0364;hlet, als ob &#x017F;ie hinein&#x017F;chlu&#x0364;pfen wollte. Sie<lb/>
i&#x017F;t ganz ge&#x017F;tabet gewe&#x017F;en und ihr Haar &#x017F;o wie<lb/>
ihr Hemdlein feucht und &#x017F;chwer vom Thau, als<lb/>
welcher auch in lauteren Tropfen auf ihren fa&#x017F;t<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0180] und dahero dem Custos nicht restituiret werden konnte. Dergleichen auch die Spatzen und andere Voͤgel herbeygezogen und zahm gemacht, daß die den Bohnen viel Abbruch gethan und ich jedoch nicht mehr in die Bohnenſtauden ſchießen koͤnnen, von wegen der kleinen Inſaß. Item hat ſie mit einer giftigen Schlangen ihr Spiel gehabt, welche durch den Hag gebrochen und ſich bei ihr einge¬ niſtet; in summa, man hat ſie wieder ins Haus nemen und inne behalten muͤſſen.« »Die rothen Backen ſind wiederum von ihr gewichen und behauptet der Chirurgus, ſie werde es nicht mehr lang praͤstiren. Habe auch ſchon an die Eltern geſchrieben.« »Heut vor Tag ſchon muß das arme Meret¬ lein aus ſeinem Bettlein entkommen, in die Boh¬ nen hinauß geſchlichen und dort verſchieden ſein; denn wir haben ſie alldort fuͤr todt gefunden in einem Gruͤblein, ſo ſie in den Erdboden hinein gewuͤhlet, als ob ſie hineinſchluͤpfen wollte. Sie iſt ganz geſtabet geweſen und ihr Haar ſo wie ihr Hemdlein feucht und ſchwer vom Thau, als welcher auch in lauteren Tropfen auf ihren faſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/180
Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/180>, abgerufen am 05.05.2024.