Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

Bild:
<< vorherige Seite

röthlichen Wänglein gelegen, nicht anders, denn
auf einem Apfelblust. Und haben wir einen hef¬
tigen Schrecken bekommen und bin ich in große
Verlegenheit und Confusion gerathen den heutigen
Tag, dieweill die Herrschaft aus der Stadt an¬
gelanget, just wie meine Ehefrau verreiset ist nach
K., um allda einiges Confect und Provision ein¬
zukaufen, damit die Herrschaften höflichst zu re¬
galiren
. Wußte derohalb nicht, wo mir der
Kopf gestanden und war ein großes Rennen und
Laufen, und sollten die Mägde das Leichlein
waschen und ankleiden, und zugleich für ein guten
Imbiß sorgen. Endlich habe ich den grünen
Schinken braten lassen, so meine Frau vor acht
Tagen in Essig geleget, und hat der Jakob drei
Stück von denen zahmen Forellen gefangen, welche
noch hin und wieder an den Garten kommen,
obgleich man die selige (?!) Meret nicht mehren
zum Wasser hinauß gelassen. Habe zum Glück
mit diesen Speißen noch ziemliche Ehre eingele¬
get und haben dieselbigen der Madame wohl ge¬
schmecket. Ist eine große Traurigkeit gewesen
und haben wir mehr denn zwei Stunden in Ge¬

roͤthlichen Waͤnglein gelegen, nicht anders, denn
auf einem Apfelbluſt. Und haben wir einen hef¬
tigen Schrecken bekommen und bin ich in große
Verlegenheit und Confusion gerathen den heutigen
Tag, dieweill die Herrſchaft aus der Stadt an¬
gelanget, juſt wie meine Ehefrau verreiſet iſt nach
K., um allda einiges Confect und Provision ein¬
zukaufen, damit die Herrſchaften hoͤflichſt zu re¬
galiren
. Wußte derohalb nicht, wo mir der
Kopf geſtanden und war ein großes Rennen und
Laufen, und ſollten die Maͤgde das Leichlein
waſchen und ankleiden, und zugleich fuͤr ein guten
Imbiß ſorgen. Endlich habe ich den gruͤnen
Schinken braten laſſen, ſo meine Frau vor acht
Tagen in Eſſig geleget, und hat der Jakob drei
Stuͤck von denen zahmen Forellen gefangen, welche
noch hin und wieder an den Garten kommen,
obgleich man die ſelige (?!) Meret nicht mehren
zum Waſſer hinauß gelaſſen. Habe zum Gluͤck
mit dieſen Speißen noch ziemliche Ehre eingele¬
get und haben dieſelbigen der Madame wohl ge¬
ſchmecket. Iſt eine große Traurigkeit geweſen
und haben wir mehr denn zwei Stunden in Ge¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0181" n="167"/>
ro&#x0364;thlichen Wa&#x0364;nglein gelegen, nicht anders, denn<lb/>
auf einem Apfelblu&#x017F;t. Und haben wir einen hef¬<lb/>
tigen Schrecken bekommen und bin ich in große<lb/>
Verlegenheit und <hi rendition="#aq">Confusion</hi> gerathen den heutigen<lb/>
Tag, dieweill die Herr&#x017F;chaft aus der Stadt an¬<lb/>
gelanget, ju&#x017F;t wie meine Ehefrau verrei&#x017F;et i&#x017F;t nach<lb/>
K., um allda einiges <hi rendition="#aq">Confect</hi> und <hi rendition="#aq">Provision</hi> ein¬<lb/>
zukaufen, damit die Herr&#x017F;chaften ho&#x0364;flich&#x017F;t zu <hi rendition="#aq">re¬<lb/>
galiren</hi>. Wußte derohalb nicht, wo mir der<lb/>
Kopf ge&#x017F;tanden und war ein großes Rennen und<lb/>
Laufen, und &#x017F;ollten die Ma&#x0364;gde das Leichlein<lb/>
wa&#x017F;chen und ankleiden, und zugleich fu&#x0364;r ein guten<lb/>
Imbiß &#x017F;orgen. Endlich habe ich den gru&#x0364;nen<lb/>
Schinken braten la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o meine Frau vor acht<lb/>
Tagen in E&#x017F;&#x017F;ig geleget, und hat der Jakob drei<lb/>
Stu&#x0364;ck von denen zahmen Forellen gefangen, welche<lb/>
noch hin und wieder an den Garten kommen,<lb/>
obgleich man die &#x017F;elige (?!) Meret nicht mehren<lb/>
zum Wa&#x017F;&#x017F;er hinauß gela&#x017F;&#x017F;en. Habe zum Glu&#x0364;ck<lb/>
mit die&#x017F;en Speißen noch ziemliche Ehre eingele¬<lb/>
get und haben die&#x017F;elbigen der <hi rendition="#aq">Madame</hi> wohl ge¬<lb/>
&#x017F;chmecket. I&#x017F;t eine große Traurigkeit gewe&#x017F;en<lb/>
und haben wir mehr denn zwei Stunden in Ge¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[167/0181] roͤthlichen Waͤnglein gelegen, nicht anders, denn auf einem Apfelbluſt. Und haben wir einen hef¬ tigen Schrecken bekommen und bin ich in große Verlegenheit und Confusion gerathen den heutigen Tag, dieweill die Herrſchaft aus der Stadt an¬ gelanget, juſt wie meine Ehefrau verreiſet iſt nach K., um allda einiges Confect und Provision ein¬ zukaufen, damit die Herrſchaften hoͤflichſt zu re¬ galiren. Wußte derohalb nicht, wo mir der Kopf geſtanden und war ein großes Rennen und Laufen, und ſollten die Maͤgde das Leichlein waſchen und ankleiden, und zugleich fuͤr ein guten Imbiß ſorgen. Endlich habe ich den gruͤnen Schinken braten laſſen, ſo meine Frau vor acht Tagen in Eſſig geleget, und hat der Jakob drei Stuͤck von denen zahmen Forellen gefangen, welche noch hin und wieder an den Garten kommen, obgleich man die ſelige (?!) Meret nicht mehren zum Waſſer hinauß gelaſſen. Habe zum Gluͤck mit dieſen Speißen noch ziemliche Ehre eingele¬ get und haben dieſelbigen der Madame wohl ge¬ ſchmecket. Iſt eine große Traurigkeit geweſen und haben wir mehr denn zwei Stunden in Ge¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/181
Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/181>, abgerufen am 24.11.2024.