Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
Aber für drei Thaler kann
Zu Berlin kein Hobelmann
Mir mein letztes Haus erbauen,
Sonst bestellt' ich ohne Grauen
Heute mir ein solches Haus,
Wo einst Würmer Tafel halten
Und sich ärgern übern Schmauß
Bei des abgegrämten, alten,
Magern Weibes Ueberrest,
Die der König darben läßt.


Ueber
Friedrichs Weisheit
.


Die Vorsicht giebt mit Fleiß an Trauben oftmals
wenig,
Um desto besser schmeckt der Wein:
So sparsam handelt stets der große weise König,
Denn er will ihr Nachahmer seyn;
Indem sein Officier und Diener klagen muß,
Bewahrt er beide vor dem satten Ueberdruß.



X 3
Aber fuͤr drei Thaler kann
Zu Berlin kein Hobelmann
Mir mein letztes Haus erbauen,
Sonſt beſtellt’ ich ohne Grauen
Heute mir ein ſolches Haus,
Wo einſt Wuͤrmer Tafel halten
Und ſich aͤrgern uͤbern Schmauß
Bei des abgegraͤmten, alten,
Magern Weibes Ueberreſt,
Die der Koͤnig darben laͤßt.


Ueber
Friedrichs Weisheit
.


Die Vorſicht giebt mit Fleiß an Trauben oftmals
wenig,
Um deſto beſſer ſchmeckt der Wein:
So ſparſam handelt ſtets der große weiſe Koͤnig,
Denn er will ihr Nachahmer ſeyn;
Indem ſein Officier und Diener klagen muß,
Bewahrt er beide vor dem ſatten Ueberdruß.



X 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0485" n="325"/>
              <l>Aber fu&#x0364;r drei Thaler kann</l><lb/>
              <l>Zu Berlin kein Hobelmann</l><lb/>
              <l>Mir mein letztes Haus erbauen,</l><lb/>
              <l>Son&#x017F;t be&#x017F;tellt&#x2019; ich ohne Grauen</l><lb/>
              <l>Heute mir ein &#x017F;olches Haus,</l><lb/>
              <l>Wo ein&#x017F;t Wu&#x0364;rmer Tafel halten</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;ich a&#x0364;rgern u&#x0364;bern Schmauß</l><lb/>
              <l>Bei des abgegra&#x0364;mten, alten,</l><lb/>
              <l>Magern Weibes Ueberre&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Die der Ko&#x0364;nig darben la&#x0364;ßt.</l>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Ueber<lb/>
Friedrichs Weisheit</hi>.</head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <lg type="poem">
              <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Vor&#x017F;icht giebt mit Fleiß an Trauben oftmals</l><lb/>
              <l>wenig,</l><lb/>
              <l>Um de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chmeckt der Wein:</l><lb/>
              <l>So &#x017F;par&#x017F;am handelt &#x017F;tets der große wei&#x017F;e Ko&#x0364;nig,</l><lb/>
              <l>Denn er will ihr Nachahmer &#x017F;eyn;</l><lb/>
              <l>Indem &#x017F;ein Officier und Diener klagen muß,</l><lb/>
              <l>Bewahrt er beide vor dem &#x017F;atten Ueberdruß.</l>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <fw place="bottom" type="sig">X 3</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[325/0485] Aber fuͤr drei Thaler kann Zu Berlin kein Hobelmann Mir mein letztes Haus erbauen, Sonſt beſtellt’ ich ohne Grauen Heute mir ein ſolches Haus, Wo einſt Wuͤrmer Tafel halten Und ſich aͤrgern uͤbern Schmauß Bei des abgegraͤmten, alten, Magern Weibes Ueberreſt, Die der Koͤnig darben laͤßt. Ueber Friedrichs Weisheit. Die Vorſicht giebt mit Fleiß an Trauben oftmals wenig, Um deſto beſſer ſchmeckt der Wein: So ſparſam handelt ſtets der große weiſe Koͤnig, Denn er will ihr Nachahmer ſeyn; Indem ſein Officier und Diener klagen muß, Bewahrt er beide vor dem ſatten Ueberdruß. X 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/485
Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/485>, abgerufen am 22.11.2024.