Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.Mittags, als die Dichterin mit bei dem Dom- Dechant Spiegel zu Halberstadt speiste. Den 18. Februar 1762. Wir Menschen sind so sehr verschieden: Der eine liebt den stillen Frieden, Der andre liebt den Ruhm, der dritte liebt den Scherz, Und welcher Mensch kann für sein Herz? Dies hat ihm die Natur gegeben -- Der beste Vorsatz müsse leben! Als sie eine zum Scherz verfertigte Ordre an den Kanzeleidirektor Brandhorst, und ein Exe- cutoriale auf einem Tisch fand. Den 5. Julii 1763. Da Mandloff, der einmal die Kanzelei regiert, Und jetzt vom ganzen Kreis zu Potsdam Rechnung führt, Da dieser, wie es uns vom Kammersekretaire B*mann eröffnet ward, so eigennützig wäre Mittags, als die Dichterin mit bei dem Dom- Dechant Spiegel zu Halberſtadt ſpeiſte. Den 18. Februar 1762. Wir Menſchen ſind ſo ſehr verſchieden: Der eine liebt den ſtillen Frieden, Der andre liebt den Ruhm, der dritte liebt den Scherz, Und welcher Menſch kann fuͤr ſein Herz? Dies hat ihm die Natur gegeben — Der beſte Vorſatz muͤſſe leben! Als ſie eine zum Scherz verfertigte Ordre an den Kanzeleidirektor Brandhorſt, und ein Exe- cutoriale auf einem Tiſch fand. Den 5. Julii 1763. Da Mandloff, der einmal die Kanzelei regiert, Und jetzt vom ganzen Kreis zu Potsdam Rechnung fuͤhrt, Da dieſer, wie es uns vom Kammerſekretaire B*mann eroͤffnet ward, ſo eigennuͤtzig waͤre <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0486" n="326"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Mittags, als die Dichterin mit bei dem Dom-<lb/> Dechant Spiegel zu Halberſtadt ſpeiſte.</hi> </head><lb/> <dateline> <hi rendition="#c">Den 18. Februar 1762.</hi> </dateline><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">W</hi>ir Menſchen ſind ſo ſehr verſchieden:</l><lb/> <l>Der eine liebt den ſtillen Frieden,</l><lb/> <l>Der andre liebt den Ruhm, der dritte liebt den Scherz,</l><lb/> <l>Und welcher Menſch kann fuͤr ſein Herz?</l><lb/> <l>Dies hat ihm die Natur gegeben —</l><lb/> <l>Der beſte Vorſatz muͤſſe leben!</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Als ſie eine zum Scherz verfertigte Ordre<lb/> an den Kanzeleidirektor Brandhorſt, und ein Exe-<lb/> cutoriale auf einem Tiſch fand.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <dateline> <hi rendition="#c">Den 5. Julii 1763.</hi> </dateline><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">D</hi>a Mandloff, der einmal die Kanzelei regiert,</l><lb/> <l>Und jetzt vom ganzen Kreis zu Potsdam Rechnung fuͤhrt,</l><lb/> <l>Da dieſer, wie es uns vom Kammerſekretaire</l><lb/> <l>B*mann eroͤffnet ward, ſo eigennuͤtzig waͤre</l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [326/0486]
Mittags, als die Dichterin mit bei dem Dom-
Dechant Spiegel zu Halberſtadt ſpeiſte.
Den 18. Februar 1762.
Wir Menſchen ſind ſo ſehr verſchieden:
Der eine liebt den ſtillen Frieden,
Der andre liebt den Ruhm, der dritte liebt den Scherz,
Und welcher Menſch kann fuͤr ſein Herz?
Dies hat ihm die Natur gegeben —
Der beſte Vorſatz muͤſſe leben!
Als ſie eine zum Scherz verfertigte Ordre
an den Kanzeleidirektor Brandhorſt, und ein Exe-
cutoriale auf einem Tiſch fand.
Den 5. Julii 1763.
Da Mandloff, der einmal die Kanzelei regiert,
Und jetzt vom ganzen Kreis zu Potsdam Rechnung fuͤhrt,
Da dieſer, wie es uns vom Kammerſekretaire
B*mann eroͤffnet ward, ſo eigennuͤtzig waͤre
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