des Willens (d. i. eines durch Vernunft bestimmten Be- gehrungsvermögens). Etwas aber wollen und an dem Daseyn desselben ein Wohlgefallen haben d. i. daran ein Jnteresse nehmen, ist identisch.
§. 5. Vergleichung der drey specifisch verschiedenen Arten des Wohlgefallens.
Das Angenehme und Gute haben beyde eine Bezie- hung auf's Begehrungsvermögen, und führen sofern, je- nes ein pathologisch-bedingtes (durch Anreize, Stimulos), dieses ein reines practisches Wohlgefallen bey sich, wel- ches nicht blos durch die Vorstellung des Gegenstandes, sondern zugleich durch die vorgestellte Verknüpfung des Subjects mit der Existenz desselben bestimmt wird. Daher ist das Geschmacksurtheil blos contemplativ d. i. ein Urtheil welches, indifferent in Ansehung des Daseyns eines Gegenstandes, nur seine Beschaffenheit mit Gefühl der Lust und Unlust zusammenhält. Aber diese Contem- plation selbst ist auch nicht auf Begriffe gerichtet; denn das Geschmacksurtheil ist kein Erkenntnisurtheil (ein theoretisches) und daher auch nicht auf Begriffe ge- gründet oder auch auf solche abgezweckt.
Das Angenehme, das Schöne, das Gute bezeich- nen also drey verschiedene Verhältnisse der Vorstellungen zum Gefühl der Lust und Unlust, in Beziehung auf wel-
I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.
des Willens (d. i. eines durch Vernunft beſtimmten Be- gehrungsvermoͤgens). Etwas aber wollen und an dem Daſeyn deſſelben ein Wohlgefallen haben d. i. daran ein Jntereſſe nehmen, iſt identiſch.
§. 5. Vergleichung der drey ſpecifiſch verſchiedenen Arten des Wohlgefallens.
Das Angenehme und Gute haben beyde eine Bezie- hung auf’s Begehrungsvermoͤgen, und fuͤhren ſofern, je- nes ein pathologiſch-bedingtes (durch Anreize, Stimulos), dieſes ein reines practiſches Wohlgefallen bey ſich, wel- ches nicht blos durch die Vorſtellung des Gegenſtandes, ſondern zugleich durch die vorgeſtellte Verknuͤpfung des Subjects mit der Exiſtenz deſſelben beſtimmt wird. Daher iſt das Geſchmacksurtheil blos contemplativ d. i. ein Urtheil welches, indifferent in Anſehung des Daſeyns eines Gegenſtandes, nur ſeine Beſchaffenheit mit Gefuͤhl der Luſt und Unluſt zuſammenhaͤlt. Aber dieſe Contem- plation ſelbſt iſt auch nicht auf Begriffe gerichtet; denn das Geſchmacksurtheil iſt kein Erkenntnisurtheil (ein theoretiſches) und daher auch nicht auf Begriffe ge- gruͤndet oder auch auf ſolche abgezweckt.
Das Angenehme, das Schoͤne, das Gute bezeich- nen alſo drey verſchiedene Verhaͤltniſſe der Vorſtellungen zum Gefuͤhl der Luſt und Unluſt, in Beziehung auf wel-
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I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.
des Willens (d. i. eines durch Vernunft beſtimmten Be-
gehrungsvermoͤgens). Etwas aber wollen und an dem
Daſeyn deſſelben ein Wohlgefallen haben d. i. daran ein
Jntereſſe nehmen, iſt identiſch.
§. 5.
Vergleichung der drey ſpecifiſch verſchiedenen
Arten des Wohlgefallens.
Das Angenehme und Gute haben beyde eine Bezie-
hung auf’s Begehrungsvermoͤgen, und fuͤhren ſofern, je-
nes ein pathologiſch-bedingtes (durch Anreize, Stimulos),
dieſes ein reines practiſches Wohlgefallen bey ſich, wel-
ches nicht blos durch die Vorſtellung des Gegenſtandes,
ſondern zugleich durch die vorgeſtellte Verknuͤpfung des
Subjects mit der Exiſtenz deſſelben beſtimmt wird. Daher
iſt das Geſchmacksurtheil blos contemplativ d. i. ein
Urtheil welches, indifferent in Anſehung des Daſeyns
eines Gegenſtandes, nur ſeine Beſchaffenheit mit Gefuͤhl
der Luſt und Unluſt zuſammenhaͤlt. Aber dieſe Contem-
plation ſelbſt iſt auch nicht auf Begriffe gerichtet; denn
das Geſchmacksurtheil iſt kein Erkenntnisurtheil (ein
theoretiſches) und daher auch nicht auf Begriffe ge-
gruͤndet oder auch auf ſolche abgezweckt.
Das Angenehme, das Schoͤne, das Gute bezeich-
nen alſo drey verſchiedene Verhaͤltniſſe der Vorſtellungen
zum Gefuͤhl der Luſt und Unluſt, in Beziehung auf wel-
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Kant, Immanuel: Critik der Urtheilskraft. Berlin u. a., 1790, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_urtheilskraft_1790/78>, abgerufen am 28.11.2024.
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