iedes von dem andern sorgfältig abzusondern, und zu un- terscheiden. Daher unterscheiden wir die Wissenschaft der Regeln der Sinnlichkeit überhaupt, d. i. Aesthetik, von der Wissenschaft der Verstandesregeln überhaupt, d. i. der Logik.
Die Logik kan nun wiederum in zwiefacher Absicht unternommen werden, entweder als Logik des allgemeinen, oder des besondern Verstandesgebrauchs. Die erste ent- hält die schlechthin nothwendige Regeln des Denkens, ohne welche gar kein Gebrauch des Verstandes statt findet, und geht also auf diesen, unangesehen der Verschiedenheit der Gegenstände, auf welche er gerichtet seyn mag. Die Logik des besondern Verstandesgebrauchs enthält die Re- geln, über eine gewisse Art von Gegenständen richtig zu denken. Jene kan man die Elementarlogik nennen, die- se aber das Organon dieser oder iener Wissenschaft. Die leztere wird mehrentheils in den Schulen als Propädevtik der Wissenschaften vorangeschikt, ob sie zwar, nach dem Gange der menschlichen Vernunft, das späteste ist, wozu sie allererst gelangt, wenn die Wissenschaft schon lange fer- tig ist, und nur die lezte Hand zu ihrer Berichtigung und Vollkommenheit bedarf. Denn man muß die Gegenstände schon in ziemlich hohem Grade kennen, wenn man die Re- geln angeben will, wie sich eine Wissenschaft von ihnen zu Stande bringen lasse.
Die allgemeine Logik ist nun entweder die reine, oder die angewandte Logik. In der ersteren abstrahiren wir
von
Elementarlehre. II. Th. Transſc. Logik.
iedes von dem andern ſorgfaͤltig abzuſondern, und zu un- terſcheiden. Daher unterſcheiden wir die Wiſſenſchaft der Regeln der Sinnlichkeit uͤberhaupt, d. i. Aeſthetik, von der Wiſſenſchaft der Verſtandesregeln uͤberhaupt, d. i. der Logik.
Die Logik kan nun wiederum in zwiefacher Abſicht unternommen werden, entweder als Logik des allgemeinen, oder des beſondern Verſtandesgebrauchs. Die erſte ent- haͤlt die ſchlechthin nothwendige Regeln des Denkens, ohne welche gar kein Gebrauch des Verſtandes ſtatt findet, und geht alſo auf dieſen, unangeſehen der Verſchiedenheit der Gegenſtaͤnde, auf welche er gerichtet ſeyn mag. Die Logik des beſondern Verſtandesgebrauchs enthaͤlt die Re- geln, uͤber eine gewiſſe Art von Gegenſtaͤnden richtig zu denken. Jene kan man die Elementarlogik nennen, die- ſe aber das Organon dieſer oder iener Wiſſenſchaft. Die leztere wird mehrentheils in den Schulen als Propaͤdevtik der Wiſſenſchaften vorangeſchikt, ob ſie zwar, nach dem Gange der menſchlichen Vernunft, das ſpaͤteſte iſt, wozu ſie allererſt gelangt, wenn die Wiſſenſchaft ſchon lange fer- tig iſt, und nur die lezte Hand zu ihrer Berichtigung und Vollkommenheit bedarf. Denn man muß die Gegenſtaͤnde ſchon in ziemlich hohem Grade kennen, wenn man die Re- geln angeben will, wie ſich eine Wiſſenſchaft von ihnen zu Stande bringen laſſe.
Die allgemeine Logik iſt nun entweder die reine, oder die angewandte Logik. In der erſteren abſtrahiren wir
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Elementarlehre. II. Th. Transſc. Logik.
iedes von dem andern ſorgfaͤltig abzuſondern, und zu un-
terſcheiden. Daher unterſcheiden wir die Wiſſenſchaft der
Regeln der Sinnlichkeit uͤberhaupt, d. i. Aeſthetik, von
der Wiſſenſchaft der Verſtandesregeln uͤberhaupt, d. i. der
Logik.
Die Logik kan nun wiederum in zwiefacher Abſicht
unternommen werden, entweder als Logik des allgemeinen,
oder des beſondern Verſtandesgebrauchs. Die erſte ent-
haͤlt die ſchlechthin nothwendige Regeln des Denkens,
ohne welche gar kein Gebrauch des Verſtandes ſtatt findet,
und geht alſo auf dieſen, unangeſehen der Verſchiedenheit
der Gegenſtaͤnde, auf welche er gerichtet ſeyn mag. Die
Logik des beſondern Verſtandesgebrauchs enthaͤlt die Re-
geln, uͤber eine gewiſſe Art von Gegenſtaͤnden richtig zu
denken. Jene kan man die Elementarlogik nennen, die-
ſe aber das Organon dieſer oder iener Wiſſenſchaft. Die
leztere wird mehrentheils in den Schulen als Propaͤdevtik
der Wiſſenſchaften vorangeſchikt, ob ſie zwar, nach dem
Gange der menſchlichen Vernunft, das ſpaͤteſte iſt, wozu
ſie allererſt gelangt, wenn die Wiſſenſchaft ſchon lange fer-
tig iſt, und nur die lezte Hand zu ihrer Berichtigung und
Vollkommenheit bedarf. Denn man muß die Gegenſtaͤnde
ſchon in ziemlich hohem Grade kennen, wenn man die Re-
geln angeben will, wie ſich eine Wiſſenſchaft von ihnen zu
Stande bringen laſſe.
Die allgemeine Logik iſt nun entweder die reine, oder
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/82>, abgerufen am 23.11.2024.
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