VII. Absch. Critische Entscheidung des cosmol. etc.
sich der contradictorische Widerstreit beider Behauptungen in einen blos dialectischen und die Welt, weil sie gar nicht an sich (unabhängig von der regressiven Reihe meiner Vor- stellungen) existirt: so existirt sie, weder als ein an sich unendliches, noch als ein an sich endliches Ganze. Sie ist nur im empirischen Regressus der Reihe der Erscheinun- gen und vor sich selbst gar nicht anzutreffen. Daher, wenn diese iederzeit bedingt ist, so ist sie niemals ganz ge- geben, und die Welt ist also kein unbedingtes Ganze, exi- stirt also auch nicht als ein solches, weder mit unendlicher, noch endlicher Grösse.
Was hier von der ersten cosmologischen Idee, nem- lich der absoluten Totalität der Grösse in der Erscheinung gesagt worden, gilt auch von allen übrigen. Die Reihe der Bedingungen ist nur in der regressiven Synthesis selbst, nicht aber an sich in der Erscheinung, als einem eigenen, vor allem Regressus gegebenen Dinge, anzutreffen. Da- her werde ich auch sagen müssen: die Menge der Theile in einer gegebenen Erscheinung ist an sich weder endlich, noch unendlich, weil Erscheinung nichts an sich selbst existi- rendes ist, und die Theile allererst durch den Regressus der decomponirenden Synthesis, und in demselben, gegeben werden, welcher Regressus niemals schlechthin ganz, we- der als endlich, noch als unendlich gegeben ist. Eben das gilt von der Reihe der über einander geordneten Ursachen, oder der bedingten bis zur unbedingt nothwendigen Exi-
stenz,
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VII. Abſch. Critiſche Entſcheidung des cosmol. ꝛc.
ſich der contradictoriſche Widerſtreit beider Behauptungen in einen blos dialectiſchen und die Welt, weil ſie gar nicht an ſich (unabhaͤngig von der regreſſiven Reihe meiner Vor- ſtellungen) exiſtirt: ſo exiſtirt ſie, weder als ein an ſich unendliches, noch als ein an ſich endliches Ganze. Sie iſt nur im empiriſchen Regreſſus der Reihe der Erſcheinun- gen und vor ſich ſelbſt gar nicht anzutreffen. Daher, wenn dieſe iederzeit bedingt iſt, ſo iſt ſie niemals ganz ge- geben, und die Welt iſt alſo kein unbedingtes Ganze, exi- ſtirt alſo auch nicht als ein ſolches, weder mit unendlicher, noch endlicher Groͤſſe.
Was hier von der erſten cosmologiſchen Idee, nem- lich der abſoluten Totalitaͤt der Groͤſſe in der Erſcheinung geſagt worden, gilt auch von allen uͤbrigen. Die Reihe der Bedingungen iſt nur in der regreſſiven Syntheſis ſelbſt, nicht aber an ſich in der Erſcheinung, als einem eigenen, vor allem Regreſſus gegebenen Dinge, anzutreffen. Da- her werde ich auch ſagen muͤſſen: die Menge der Theile in einer gegebenen Erſcheinung iſt an ſich weder endlich, noch unendlich, weil Erſcheinung nichts an ſich ſelbſt exiſti- rendes iſt, und die Theile allererſt durch den Regreſſus der decomponirenden Syntheſis, und in demſelben, gegeben werden, welcher Regreſſus niemals ſchlechthin ganz, we- der als endlich, noch als unendlich gegeben iſt. Eben das gilt von der Reihe der uͤber einander geordneten Urſachen, oder der bedingten bis zur unbedingt nothwendigen Exi-
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VII. Abſch. Critiſche Entſcheidung des cosmol. ꝛc.
ſich der contradictoriſche Widerſtreit beider Behauptungen
in einen blos dialectiſchen und die Welt, weil ſie gar nicht
an ſich (unabhaͤngig von der regreſſiven Reihe meiner Vor-
ſtellungen) exiſtirt: ſo exiſtirt ſie, weder als ein an ſich
unendliches, noch als ein an ſich endliches Ganze. Sie
iſt nur im empiriſchen Regreſſus der Reihe der Erſcheinun-
gen und vor ſich ſelbſt gar nicht anzutreffen. Daher,
wenn dieſe iederzeit bedingt iſt, ſo iſt ſie niemals ganz ge-
geben, und die Welt iſt alſo kein unbedingtes Ganze, exi-
ſtirt alſo auch nicht als ein ſolches, weder mit unendlicher,
noch endlicher Groͤſſe.
Was hier von der erſten cosmologiſchen Idee, nem-
lich der abſoluten Totalitaͤt der Groͤſſe in der Erſcheinung
geſagt worden, gilt auch von allen uͤbrigen. Die Reihe
der Bedingungen iſt nur in der regreſſiven Syntheſis ſelbſt,
nicht aber an ſich in der Erſcheinung, als einem eigenen,
vor allem Regreſſus gegebenen Dinge, anzutreffen. Da-
her werde ich auch ſagen muͤſſen: die Menge der Theile
in einer gegebenen Erſcheinung iſt an ſich weder endlich,
noch unendlich, weil Erſcheinung nichts an ſich ſelbſt exiſti-
rendes iſt, und die Theile allererſt durch den Regreſſus der
decomponirenden Syntheſis, und in demſelben, gegeben
werden, welcher Regreſſus niemals ſchlechthin ganz, we-
der als endlich, noch als unendlich gegeben iſt. Eben das
gilt von der Reihe der uͤber einander geordneten Urſachen,
oder der bedingten bis zur unbedingt nothwendigen Exi-
ſtenz,
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/535>, abgerufen am 23.11.2024.
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