werkstelligen. Denn wir haben es mit einer natürlichen und unvermeidlichen Illusion zu thun, die selbst auf sub- iectiven Grundsätzen beruht, und sie als obiective unter- schiebt, anstatt, daß die logische Dialectik in Auflösung der Trugschlüsse es nur mit einem Fehler, in Befolgung der Grundsätze, oder mit einem gekünstelten Scheine, in Nachahmung derselben, zu thun hat. Es giebt also eine natürliche und unvermeidliche Dialectik der reinen Ver- nunft, nicht eine, in die sich etwa ein Stümper, durch Mangel an Kentnissen, selbst verwickelt, oder die irgend ein Sophist, um vernünftige Leute zu verwirren, künstlich ersonnen hat, sondern die der menschlichen Vernunft un- hintertreiblich anhängt, und selbst, nachdem wir ihr Blendwerk aufgedekt haben, dennoch nicht aufhören wird, ihr vorzugaukeln und sie unablässig in augenblickliche Ver- irrungen zu stossen, die iederzeit gehoben zu werden be- dürfen.
II. Von der reinen Vernunft als dem Sitze des transscendentalen Scheins.
A. Von der Vernunft überhaupt.
Alle unsere Erkentniß hebt von den Sinnen an, geht von da zum Verstande und endigt bey der Vernunft, über welche nichts höheres in uns angetroffen wird, den Stoff der Anschauung zu bearbeiten und unter die höchste Ein-
heit
Elementarl. II. Th. II. Abth. Die transſc. Dial.
werkſtelligen. Denn wir haben es mit einer natuͤrlichen und unvermeidlichen Illuſion zu thun, die ſelbſt auf ſub- iectiven Grundſaͤtzen beruht, und ſie als obiective unter- ſchiebt, anſtatt, daß die logiſche Dialectik in Aufloͤſung der Trugſchluͤſſe es nur mit einem Fehler, in Befolgung der Grundſaͤtze, oder mit einem gekuͤnſtelten Scheine, in Nachahmung derſelben, zu thun hat. Es giebt alſo eine natuͤrliche und unvermeidliche Dialectik der reinen Ver- nunft, nicht eine, in die ſich etwa ein Stuͤmper, durch Mangel an Kentniſſen, ſelbſt verwickelt, oder die irgend ein Sophiſt, um vernuͤnftige Leute zu verwirren, kuͤnſtlich erſonnen hat, ſondern die der menſchlichen Vernunft un- hintertreiblich anhaͤngt, und ſelbſt, nachdem wir ihr Blendwerk aufgedekt haben, dennoch nicht aufhoͤren wird, ihr vorzugaukeln und ſie unablaͤſſig in augenblickliche Ver- irrungen zu ſtoſſen, die iederzeit gehoben zu werden be- duͤrfen.
II. Von der reinen Vernunft als dem Sitze des transſcendentalen Scheins.
A. Von der Vernunft uͤberhaupt.
Alle unſere Erkentniß hebt von den Sinnen an, geht von da zum Verſtande und endigt bey der Vernunft, uͤber welche nichts hoͤheres in uns angetroffen wird, den Stoff der Anſchauung zu bearbeiten und unter die hoͤchſte Ein-
heit
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Elementarl. II. Th. II. Abth. Die transſc. Dial.
werkſtelligen. Denn wir haben es mit einer natuͤrlichen
und unvermeidlichen Illuſion zu thun, die ſelbſt auf ſub-
iectiven Grundſaͤtzen beruht, und ſie als obiective unter-
ſchiebt, anſtatt, daß die logiſche Dialectik in Aufloͤſung
der Trugſchluͤſſe es nur mit einem Fehler, in Befolgung
der Grundſaͤtze, oder mit einem gekuͤnſtelten Scheine, in
Nachahmung derſelben, zu thun hat. Es giebt alſo eine
natuͤrliche und unvermeidliche Dialectik der reinen Ver-
nunft, nicht eine, in die ſich etwa ein Stuͤmper, durch
Mangel an Kentniſſen, ſelbſt verwickelt, oder die irgend
ein Sophiſt, um vernuͤnftige Leute zu verwirren, kuͤnſtlich
erſonnen hat, ſondern die der menſchlichen Vernunft un-
hintertreiblich anhaͤngt, und ſelbſt, nachdem wir ihr
Blendwerk aufgedekt haben, dennoch nicht aufhoͤren wird,
ihr vorzugaukeln und ſie unablaͤſſig in augenblickliche Ver-
irrungen zu ſtoſſen, die iederzeit gehoben zu werden be-
duͤrfen.
II.
Von der reinen Vernunft als dem Sitze
des transſcendentalen Scheins.
A.
Von der Vernunft uͤberhaupt.
Alle unſere Erkentniß hebt von den Sinnen an, geht
von da zum Verſtande und endigt bey der Vernunft, uͤber
welche nichts hoͤheres in uns angetroffen wird, den Stoff
der Anſchauung zu bearbeiten und unter die hoͤchſte Ein-
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/328>, abgerufen am 23.11.2024.
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