eines Begriffs sey, und ob bey dieser Abtrennung überall ein Obiect übrig bleibe.
Das Obiect, worauf ich die Erscheinung überhaupt beziehe, ist der transscendentale Gegenstand, d. i. der gänzlich unbestimte Gedanke von Etwas überhaupt. Die- ser kan nicht das Noumenon heissen; denn ich weis von ihm nicht, was er an sich selbst sey, und habe gar keinen Begriff von ihm, als blos von dem Gegenstande einer sinnlichen Anschauung überhaupt, der also vor alle Erschei- nungen einerley ist. Ich kan ihn durch keine Categorien denken; denn diese gilt von der empirischen Anschauung, um sie unter einen Begriff vom Gegenstande überhaupt zu bringen. Ein reiner Gebrauch der Categorie ist zwar möglich, d. i. ohne Widerspruch, aber hat gar keine ob- iective Gültigkeit, weil sie auf keine Anschauung geht, die dadurch Einheit des Obiects bekommen sollte; denn die Categorie ist doch eine blosse Function des Denkens, wo- durch mir kein Gegenstand gegeben, sondern nur, was in der Anschauung gegeben werden mag, gedacht wird.
Wenn ich alles Denken (durch Categorien) aus ei- ner empirischen Erkentniß wegnehme, so bleibt gar keine Erkentniß irgend eines Gegenstandes übrig; denn durch blosse Anschauung wird gar nichts gedacht, und, daß die- se Affection der Sinnlichkeit in mir ist, macht gar keine Beziehung von dergleichen Vorstellung auf irgend ein Ob- iect aus. Lasse ich aber hingegen alle Anschauung weg,
so
III. Hauptſt. Von dem Grunde d. Unterſch ꝛc.
eines Begriffs ſey, und ob bey dieſer Abtrennung uͤberall ein Obiect uͤbrig bleibe.
Das Obiect, worauf ich die Erſcheinung uͤberhaupt beziehe, iſt der transſcendentale Gegenſtand, d. i. der gaͤnzlich unbeſtimte Gedanke von Etwas uͤberhaupt. Die- ſer kan nicht das Noumenon heiſſen; denn ich weis von ihm nicht, was er an ſich ſelbſt ſey, und habe gar keinen Begriff von ihm, als blos von dem Gegenſtande einer ſinnlichen Anſchauung uͤberhaupt, der alſo vor alle Erſchei- nungen einerley iſt. Ich kan ihn durch keine Categorien denken; denn dieſe gilt von der empiriſchen Anſchauung, um ſie unter einen Begriff vom Gegenſtande uͤberhaupt zu bringen. Ein reiner Gebrauch der Categorie iſt zwar moͤglich, d. i. ohne Widerſpruch, aber hat gar keine ob- iective Guͤltigkeit, weil ſie auf keine Anſchauung geht, die dadurch Einheit des Obiects bekommen ſollte; denn die Categorie iſt doch eine bloſſe Function des Denkens, wo- durch mir kein Gegenſtand gegeben, ſondern nur, was in der Anſchauung gegeben werden mag, gedacht wird.
Wenn ich alles Denken (durch Categorien) aus ei- ner empiriſchen Erkentniß wegnehme, ſo bleibt gar keine Erkentniß irgend eines Gegenſtandes uͤbrig; denn durch bloſſe Anſchauung wird gar nichts gedacht, und, daß die- ſe Affection der Sinnlichkeit in mir iſt, macht gar keine Beziehung von dergleichen Vorſtellung auf irgend ein Ob- iect aus. Laſſe ich aber hingegen alle Anſchauung weg,
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III. Hauptſt. Von dem Grunde d. Unterſch ꝛc.
eines Begriffs ſey, und ob bey dieſer Abtrennung uͤberall
ein Obiect uͤbrig bleibe.
Das Obiect, worauf ich die Erſcheinung uͤberhaupt
beziehe, iſt der transſcendentale Gegenſtand, d. i. der
gaͤnzlich unbeſtimte Gedanke von Etwas uͤberhaupt. Die-
ſer kan nicht das Noumenon heiſſen; denn ich weis von
ihm nicht, was er an ſich ſelbſt ſey, und habe gar keinen
Begriff von ihm, als blos von dem Gegenſtande einer
ſinnlichen Anſchauung uͤberhaupt, der alſo vor alle Erſchei-
nungen einerley iſt. Ich kan ihn durch keine Categorien
denken; denn dieſe gilt von der empiriſchen Anſchauung,
um ſie unter einen Begriff vom Gegenſtande uͤberhaupt zu
bringen. Ein reiner Gebrauch der Categorie iſt zwar
moͤglich, d. i. ohne Widerſpruch, aber hat gar keine ob-
iective Guͤltigkeit, weil ſie auf keine Anſchauung geht,
die dadurch Einheit des Obiects bekommen ſollte; denn die
Categorie iſt doch eine bloſſe Function des Denkens, wo-
durch mir kein Gegenſtand gegeben, ſondern nur, was
in der Anſchauung gegeben werden mag, gedacht wird.
Wenn ich alles Denken (durch Categorien) aus ei-
ner empiriſchen Erkentniß wegnehme, ſo bleibt gar keine
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bloſſe Anſchauung wird gar nichts gedacht, und, daß die-
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/283>, abgerufen am 18.12.2024.
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