telbar oder mittelbar) stehen, wenn das Zugleichseyn in irgend einer möglichen Erfahrung erkant werden soll. Nun ist aber alles dasienige, in Ansehung der Gegenstände der Erfahrung nothwendig, ohne welches die Erfahrung von diesen Gegenständen selbst unmöglich seyn würde. Also ist es allen Substanzen in der Erscheinung, sofern sie zu- gleich seyn, nothwendig in durchgängiger Gemeinschaft der Wechselwirkung unter einander zu stehen.
Das Wort Gemeinschaft ist in unserer Sprache zwei- deutig, und kan so viel, als communio, aber auch als commercium bedeuten. Wir bedienen uns hier desselben im leztern Sinn, als einer dynamischen Gemeinschaft, oh- ne welche selbst die locale (communio spatii) niemals empirisch erkant werden könte. Unseren Erfahrungen ist es leicht anzumerken, daß nur die continuirlichen Einflüsse in allen Stellen des Raumes unsern Sinn von einem Ge- genstande zum andern leiten können, daß das Licht, wel- ches zwischen unserm Auge, und den Weltkörpern spielt, eine mittelbare Gemeinschaft zwischen uns und diesen be- wirken, und dadurch das Zugleichseyn der lezteren bewei- sen, daß wir keinen Ort empirisch verändern (diese Ver- änderung wahrnehmen) können, ohne daß uns allerwerts Materie die Wahrnehmung unserer Stelle möglich mache, und diese nur vermittelst ihres wechselseitigen Einflusses ihr Zugleichseyn, und dadurch, bis zu den entlegensten Gegen- ständen, die Coexistenz derselben (obzwar nur mittelbar) darthun kan. Ohne Gemeinschaft ist iede Wahrnehmung
(der
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III. Abſch. Syſtemat. Vorſtellung aller ꝛc.
telbar oder mittelbar) ſtehen, wenn das Zugleichſeyn in irgend einer moͤglichen Erfahrung erkant werden ſoll. Nun iſt aber alles dasienige, in Anſehung der Gegenſtaͤnde der Erfahrung nothwendig, ohne welches die Erfahrung von dieſen Gegenſtaͤnden ſelbſt unmoͤglich ſeyn wuͤrde. Alſo iſt es allen Subſtanzen in der Erſcheinung, ſofern ſie zu- gleich ſeyn, nothwendig in durchgaͤngiger Gemeinſchaft der Wechſelwirkung unter einander zu ſtehen.
Das Wort Gemeinſchaft iſt in unſerer Sprache zwei- deutig, und kan ſo viel, als communio, aber auch als commercium bedeuten. Wir bedienen uns hier deſſelben im leztern Sinn, als einer dynamiſchen Gemeinſchaft, oh- ne welche ſelbſt die locale (communio ſpatii) niemals empiriſch erkant werden koͤnte. Unſeren Erfahrungen iſt es leicht anzumerken, daß nur die continuirlichen Einfluͤſſe in allen Stellen des Raumes unſern Sinn von einem Ge- genſtande zum andern leiten koͤnnen, daß das Licht, wel- ches zwiſchen unſerm Auge, und den Weltkoͤrpern ſpielt, eine mittelbare Gemeinſchaft zwiſchen uns und dieſen be- wirken, und dadurch das Zugleichſeyn der lezteren bewei- ſen, daß wir keinen Ort empiriſch veraͤndern (dieſe Ver- aͤnderung wahrnehmen) koͤnnen, ohne daß uns allerwerts Materie die Wahrnehmung unſerer Stelle moͤglich mache, und dieſe nur vermittelſt ihres wechſelſeitigen Einfluſſes ihr Zugleichſeyn, und dadurch, bis zu den entlegenſten Gegen- ſtaͤnden, die Coexiſtenz derſelben (obzwar nur mittelbar) darthun kan. Ohne Gemeinſchaft iſt iede Wahrnehmung
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III. Abſch. Syſtemat. Vorſtellung aller ꝛc.
telbar oder mittelbar) ſtehen, wenn das Zugleichſeyn in
irgend einer moͤglichen Erfahrung erkant werden ſoll. Nun
iſt aber alles dasienige, in Anſehung der Gegenſtaͤnde der
Erfahrung nothwendig, ohne welches die Erfahrung von
dieſen Gegenſtaͤnden ſelbſt unmoͤglich ſeyn wuͤrde. Alſo
iſt es allen Subſtanzen in der Erſcheinung, ſofern ſie zu-
gleich ſeyn, nothwendig in durchgaͤngiger Gemeinſchaft der
Wechſelwirkung unter einander zu ſtehen.
Das Wort Gemeinſchaft iſt in unſerer Sprache zwei-
deutig, und kan ſo viel, als communio, aber auch als
commercium bedeuten. Wir bedienen uns hier deſſelben
im leztern Sinn, als einer dynamiſchen Gemeinſchaft, oh-
ne welche ſelbſt die locale (communio ſpatii) niemals
empiriſch erkant werden koͤnte. Unſeren Erfahrungen iſt
es leicht anzumerken, daß nur die continuirlichen Einfluͤſſe
in allen Stellen des Raumes unſern Sinn von einem Ge-
genſtande zum andern leiten koͤnnen, daß das Licht, wel-
ches zwiſchen unſerm Auge, und den Weltkoͤrpern ſpielt,
eine mittelbare Gemeinſchaft zwiſchen uns und dieſen be-
wirken, und dadurch das Zugleichſeyn der lezteren bewei-
ſen, daß wir keinen Ort empiriſch veraͤndern (dieſe Ver-
aͤnderung wahrnehmen) koͤnnen, ohne daß uns allerwerts
Materie die Wahrnehmung unſerer Stelle moͤglich mache,
und dieſe nur vermittelſt ihres wechſelſeitigen Einfluſſes ihr
Zugleichſeyn, und dadurch, bis zu den entlegenſten Gegen-
ſtaͤnden, die Coexiſtenz derſelben (obzwar nur mittelbar)
darthun kan. Ohne Gemeinſchaft iſt iede Wahrnehmung
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/243>, abgerufen am 23.11.2024.
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