Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925.aber zu der Zeit, wenn er vorgerufen wird, nicht zur Stelle, so ist alles verloren und er muß von neuem angemeldet werden. Deshalb habe ich Block erlaubt, hier zu schlafen, es ist ja schon vorgekommen, daß er in der Nacht um ihn geläutet hat. Jetzt ist also Block auch in der Nacht bereit. Allerdings geschieht es jetzt wieder, daß der Advokat, wenn sich zeigt, daß Block da ist, seinen Auftrag, ihn vorzulassen, manchmal widerruft." K. sah fragend zum Kaufmann hin. Dieser nickte und sagte, so offen wie er früher mit K. gesprochen hatte, vielleicht war er zerstreut vor Beschämung: "Ja, man wird später sehr abhängig von seinem Advokaten." "Er klagt ja nur zum Schein," sagte Leni. "Er schläft hier sehr gern, wie er mir schon oft gestanden hat." Sie ging zu einer kleinen Tür und stieß sie auf. "Willst du sein Schlafzimmer sehn?" fragte sie K., ging hin und sah von der Schwelle aus in den niedrigen fensterlosen Raum, der von einem schmalen Bett vollständig ausgefüllt war. In dieses Bett mußte man über den Bettpfosten steigen. Am Kopfende des Bettes war eine Vertiefung in der Mauer, dort standen peinlich geordnet eine Kerze, Tintenfaß und Feder, sowie aber zu der Zeit, wenn er vorgerufen wird, nicht zur Stelle, so ist alles verloren und er muß von neuem angemeldet werden. Deshalb habe ich Block erlaubt, hier zu schlafen, es ist ja schon vorgekommen, daß er in der Nacht um ihn geläutet hat. Jetzt ist also Block auch in der Nacht bereit. Allerdings geschieht es jetzt wieder, daß der Advokat, wenn sich zeigt, daß Block da ist, seinen Auftrag, ihn vorzulassen, manchmal widerruft.“ K. sah fragend zum Kaufmann hin. Dieser nickte und sagte, so offen wie er früher mit K. gesprochen hatte, vielleicht war er zerstreut vor Beschämung: „Ja, man wird später sehr abhängig von seinem Advokaten.“ „Er klagt ja nur zum Schein,“ sagte Leni. „Er schläft hier sehr gern, wie er mir schon oft gestanden hat.“ Sie ging zu einer kleinen Tür und stieß sie auf. „Willst du sein Schlafzimmer sehn?“ fragte sie K., ging hin und sah von der Schwelle aus in den niedrigen fensterlosen Raum, der von einem schmalen Bett vollständig ausgefüllt war. In dieses Bett mußte man über den Bettpfosten steigen. Am Kopfende des Bettes war eine Vertiefung in der Mauer, dort standen peinlich geordnet eine Kerze, Tintenfaß und Feder, sowie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0320" n="318"/> aber zu der Zeit, wenn er vorgerufen wird, nicht zur Stelle, so ist alles verloren und er muß von neuem angemeldet werden. Deshalb habe ich Block erlaubt, hier zu schlafen, es ist ja schon vorgekommen, daß er in der Nacht um ihn geläutet hat. Jetzt ist also Block auch in der Nacht bereit. Allerdings geschieht es jetzt wieder, daß der Advokat, wenn sich zeigt, daß Block da ist, seinen Auftrag, ihn vorzulassen, manchmal widerruft.“ K. sah fragend zum Kaufmann hin. Dieser nickte und sagte, so offen wie er früher mit K. gesprochen hatte, vielleicht war er zerstreut vor Beschämung: „Ja, man wird später sehr abhängig von seinem Advokaten.“ „Er klagt ja nur zum Schein,“ sagte Leni. „Er schläft hier sehr gern, wie er mir schon oft gestanden hat.“ Sie ging zu einer kleinen Tür und stieß sie auf. „Willst du sein Schlafzimmer sehn?“ fragte sie K., ging hin und sah von der Schwelle aus in den niedrigen fensterlosen Raum, der von einem schmalen Bett vollständig ausgefüllt war. In dieses Bett mußte man über den Bettpfosten steigen. Am Kopfende des Bettes war eine Vertiefung in der Mauer, dort standen peinlich geordnet eine Kerze, Tintenfaß und Feder, sowie </p> </div> </body> </text> </TEI> [318/0320]
aber zu der Zeit, wenn er vorgerufen wird, nicht zur Stelle, so ist alles verloren und er muß von neuem angemeldet werden. Deshalb habe ich Block erlaubt, hier zu schlafen, es ist ja schon vorgekommen, daß er in der Nacht um ihn geläutet hat. Jetzt ist also Block auch in der Nacht bereit. Allerdings geschieht es jetzt wieder, daß der Advokat, wenn sich zeigt, daß Block da ist, seinen Auftrag, ihn vorzulassen, manchmal widerruft.“ K. sah fragend zum Kaufmann hin. Dieser nickte und sagte, so offen wie er früher mit K. gesprochen hatte, vielleicht war er zerstreut vor Beschämung: „Ja, man wird später sehr abhängig von seinem Advokaten.“ „Er klagt ja nur zum Schein,“ sagte Leni. „Er schläft hier sehr gern, wie er mir schon oft gestanden hat.“ Sie ging zu einer kleinen Tür und stieß sie auf. „Willst du sein Schlafzimmer sehn?“ fragte sie K., ging hin und sah von der Schwelle aus in den niedrigen fensterlosen Raum, der von einem schmalen Bett vollständig ausgefüllt war. In dieses Bett mußte man über den Bettpfosten steigen. Am Kopfende des Bettes war eine Vertiefung in der Mauer, dort standen peinlich geordnet eine Kerze, Tintenfaß und Feder, sowie
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