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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Viertes Buch.
Strenge wie an andern, besonders den kaiserlichen Orten. *) Auf allen Gassen liegen diese
Thiere in großer Menge und weichen keinem Pferde oder Menschen aus dem Wege. Kein
Mensch darf sie tödten, außer der Büttel auf Befehl der Obrigkeit, wenn sie jemand um-
gebracht oder sonst den Tod verdient haben. Die Kranken und vor Alter unvermögenden
werden auf jeder Gaffe in besondern Gemächern (Bauern) unterhalten. Wenn sie gestor-
ben, werden sie auf die Berge gebracht, und gerade wie Menschen beerdigt.

Die Waren der Manufakturen zu Nangasacki sind schlechter, obgleich theurer
als an irgend einem andern Orte des Reichs. Doch muß man alle Manufakturen in Gold,
Silber und Sawaas ausnehmen. Weil diese nicht sowohl für die Einheimischen als viel-
mehr vorzüglich vor die Ausländer bestimt sind, so werden sie hier weit besser gearbeitet als
vielleicht in irgend einem andern Lande der Welt.

Was die Nahrungsmittel betrift, so liefert der Grund und Boden von Nanga-
sacki
nur etwas wenig Reis, und daher mus man diese gewöhnliche und tägliche Nahrung
durch ganz Asien noch aus andern Provinzen, als Fisen, Figo, Tsikungo, Amakusa,
Gotho,
welche der Stadt gegen Norden liegen, einführen. Gartenfrüchte, wilde esbare
Kräuter und Wurzeln, Brenholz, eben so Wildpret und zahme Hühner liefern die bergichte
Gegend und die nächstgelegnen Dörfer so viel man ihrer bedarf. Schildkröten und Fische
liefert dieser Seebusen im Ueberfluß. Das Wasser der hiesigen Flüsse ist klar und zum täg-
lichen Trinkwasser brauchbar. Denn das Saki oder Reisbier ist zu stark und kein tägliches
Getränk in Japan. Das hier in Nangasacki gebrauete hat auch einen unlieblichern Ge-
schmack als an andern Orten in Japan.

Ein leichtes und sehr geschäztes Trinkwasser quillt aus dem Rücken des an der
Stadt liegenden Berges Tatta. Ein andrer Brun, an der östlichen Seite des Hafens,
unweit der Stadt, giebt den Schiffen ihr Wasser. Man hält zwar hier (so wie durch ganz
Japan) das Wasser ungemein gesund und lauter, allein es hat doch den Fehler, daß es zur
Kolik disponirt. Eben dieses bemerken die Eingebohrnen auch von dem Sacki, wenn sie es
kalt und in zu großer Menge trinken.

Man hört in dieser Stadt ein beständiges Geräusch und Lärm, bei Tage von den
immer umhergehenden Verkäufern, welche Eswaren und andre Sachen ausrufen, von Tage-
löhnern, die beim Heben und Tragen sich mit gewissem Geschrei aufmuntern, von Ruderknechten
im Hafen, welche den Fortgang ihrer Arbeit durch ein gewisses abgemessenes Geschrei an-
deuten. Des Nachts hört man im Hafen auf den Wachtbarken und in den Gassen der
Stadt nach geringer Zwischenzeit ein rasendes Lärmen der Wächter, die mit zwei Hölzern

am
*) Die Ursache dieses sonderbaren Verhaltens gegen die Hunde, s. oben Band 1. 142, wo das hier
Erzählte zum Theil auch schon vorkömt.

Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Viertes Buch.
Strenge wie an andern, beſonders den kaiſerlichen Orten. *) Auf allen Gaſſen liegen dieſe
Thiere in großer Menge und weichen keinem Pferde oder Menſchen aus dem Wege. Kein
Menſch darf ſie toͤdten, außer der Buͤttel auf Befehl der Obrigkeit, wenn ſie jemand um-
gebracht oder ſonſt den Tod verdient haben. Die Kranken und vor Alter unvermoͤgenden
werden auf jeder Gaffe in beſondern Gemaͤchern (Bauern) unterhalten. Wenn ſie geſtor-
ben, werden ſie auf die Berge gebracht, und gerade wie Menſchen beerdigt.

Die Waren der Manufakturen zu Nangaſacki ſind ſchlechter, obgleich theurer
als an irgend einem andern Orte des Reichs. Doch muß man alle Manufakturen in Gold,
Silber und Sawaas ausnehmen. Weil dieſe nicht ſowohl fuͤr die Einheimiſchen als viel-
mehr vorzuͤglich vor die Auslaͤnder beſtimt ſind, ſo werden ſie hier weit beſſer gearbeitet als
vielleicht in irgend einem andern Lande der Welt.

Was die Nahrungsmittel betrift, ſo liefert der Grund und Boden von Nanga-
ſacki
nur etwas wenig Reis, und daher mus man dieſe gewoͤhnliche und taͤgliche Nahrung
durch ganz Aſien noch aus andern Provinzen, als Fiſen, Figo, Tſikungo, Amakuſa,
Gotho,
welche der Stadt gegen Norden liegen, einfuͤhren. Gartenfruͤchte, wilde esbare
Kraͤuter und Wurzeln, Brenholz, eben ſo Wildpret und zahme Huͤhner liefern die bergichte
Gegend und die naͤchſtgelegnen Doͤrfer ſo viel man ihrer bedarf. Schildkroͤten und Fiſche
liefert dieſer Seebuſen im Ueberfluß. Das Waſſer der hieſigen Fluͤſſe iſt klar und zum taͤg-
lichen Trinkwaſſer brauchbar. Denn das Saki oder Reisbier iſt zu ſtark und kein taͤgliches
Getraͤnk in Japan. Das hier in Nangaſacki gebrauete hat auch einen unlieblichern Ge-
ſchmack als an andern Orten in Japan.

Ein leichtes und ſehr geſchaͤztes Trinkwaſſer quillt aus dem Ruͤcken des an der
Stadt liegenden Berges Tatta. Ein andrer Brun, an der oͤſtlichen Seite des Hafens,
unweit der Stadt, giebt den Schiffen ihr Waſſer. Man haͤlt zwar hier (ſo wie durch ganz
Japan) das Waſſer ungemein geſund und lauter, allein es hat doch den Fehler, daß es zur
Kolik diſponirt. Eben dieſes bemerken die Eingebohrnen auch von dem Sacki, wenn ſie es
kalt und in zu großer Menge trinken.

Man hoͤrt in dieſer Stadt ein beſtaͤndiges Geraͤuſch und Laͤrm, bei Tage von den
immer umhergehenden Verkaͤufern, welche Eswaren und andre Sachen ausrufen, von Tage-
loͤhnern, die beim Heben und Tragen ſich mit gewiſſem Geſchrei aufmuntern, von Ruderknechten
im Hafen, welche den Fortgang ihrer Arbeit durch ein gewiſſes abgemeſſenes Geſchrei an-
deuten. Des Nachts hoͤrt man im Hafen auf den Wachtbarken und in den Gaſſen der
Stadt nach geringer Zwiſchenzeit ein raſendes Laͤrmen der Waͤchter, die mit zwei Hoͤlzern

am
*) Die Urſache dieſes ſonderbaren Verhaltens gegen die Hunde, ſ. oben Band 1. 142, wo das hier
Erzaͤhlte zum Theil auch ſchon vorkoͤmt.
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[14/0028] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Viertes Buch. Strenge wie an andern, beſonders den kaiſerlichen Orten. *) Auf allen Gaſſen liegen dieſe Thiere in großer Menge und weichen keinem Pferde oder Menſchen aus dem Wege. Kein Menſch darf ſie toͤdten, außer der Buͤttel auf Befehl der Obrigkeit, wenn ſie jemand um- gebracht oder ſonſt den Tod verdient haben. Die Kranken und vor Alter unvermoͤgenden werden auf jeder Gaffe in beſondern Gemaͤchern (Bauern) unterhalten. Wenn ſie geſtor- ben, werden ſie auf die Berge gebracht, und gerade wie Menſchen beerdigt. Die Waren der Manufakturen zu Nangaſacki ſind ſchlechter, obgleich theurer als an irgend einem andern Orte des Reichs. Doch muß man alle Manufakturen in Gold, Silber und Sawaas ausnehmen. Weil dieſe nicht ſowohl fuͤr die Einheimiſchen als viel- mehr vorzuͤglich vor die Auslaͤnder beſtimt ſind, ſo werden ſie hier weit beſſer gearbeitet als vielleicht in irgend einem andern Lande der Welt. Was die Nahrungsmittel betrift, ſo liefert der Grund und Boden von Nanga- ſacki nur etwas wenig Reis, und daher mus man dieſe gewoͤhnliche und taͤgliche Nahrung durch ganz Aſien noch aus andern Provinzen, als Fiſen, Figo, Tſikungo, Amakuſa, Gotho, welche der Stadt gegen Norden liegen, einfuͤhren. Gartenfruͤchte, wilde esbare Kraͤuter und Wurzeln, Brenholz, eben ſo Wildpret und zahme Huͤhner liefern die bergichte Gegend und die naͤchſtgelegnen Doͤrfer ſo viel man ihrer bedarf. Schildkroͤten und Fiſche liefert dieſer Seebuſen im Ueberfluß. Das Waſſer der hieſigen Fluͤſſe iſt klar und zum taͤg- lichen Trinkwaſſer brauchbar. Denn das Saki oder Reisbier iſt zu ſtark und kein taͤgliches Getraͤnk in Japan. Das hier in Nangaſacki gebrauete hat auch einen unlieblichern Ge- ſchmack als an andern Orten in Japan. Ein leichtes und ſehr geſchaͤztes Trinkwaſſer quillt aus dem Ruͤcken des an der Stadt liegenden Berges Tatta. Ein andrer Brun, an der oͤſtlichen Seite des Hafens, unweit der Stadt, giebt den Schiffen ihr Waſſer. Man haͤlt zwar hier (ſo wie durch ganz Japan) das Waſſer ungemein geſund und lauter, allein es hat doch den Fehler, daß es zur Kolik diſponirt. Eben dieſes bemerken die Eingebohrnen auch von dem Sacki, wenn ſie es kalt und in zu großer Menge trinken. Man hoͤrt in dieſer Stadt ein beſtaͤndiges Geraͤuſch und Laͤrm, bei Tage von den immer umhergehenden Verkaͤufern, welche Eswaren und andre Sachen ausrufen, von Tage- loͤhnern, die beim Heben und Tragen ſich mit gewiſſem Geſchrei aufmuntern, von Ruderknechten im Hafen, welche den Fortgang ihrer Arbeit durch ein gewiſſes abgemeſſenes Geſchrei an- deuten. Des Nachts hoͤrt man im Hafen auf den Wachtbarken und in den Gaſſen der Stadt nach geringer Zwiſchenzeit ein raſendes Laͤrmen der Waͤchter, die mit zwei Hoͤlzern am *) Die Urſache dieſes ſonderbaren Verhaltens gegen die Hunde, ſ. oben Band 1. 142, wo das hier Erzaͤhlte zum Theil auch ſchon vorkoͤmt.

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/28>, abgerufen am 24.11.2024.