Sieb. Kap. Genaue Nachricht vom Handel der Holländer in Japan.
nachdem das Kupfer mehr oder weniger häufig und im Preise ist. Als Herr Camphuysen Direktor unsers Handels war, und 22,466 Pickels verarbeitetes Kupfer, zu 121/2 Tail das Pickel, und 102 Pickel rohes Kupfer eingekauft hatte, verehrte er diesen Leuten 1360 Tails, und ausserdem noch jedem Oberdolmetscher ein Pack, stat eines Pickels, und jedem Unterdolmetscher ein halb Pack.*)
Kosen ist eine Auflage auf alle fremde Waaren, die Privatpersonen gehören, und nicht über 40000 Tails leichter oder Goldmünze im Werth betragen. Sie beträgt weit über 20000 Tails jährlich, in welche sich die Gouverneurs, der regierende Burger- meister, der Ottona und das ganze Corps der Dolmetscher theilen. Diese Auflage wird zwar unmittelbar vom Käufer bezahlt, sie fält aber mittelbar allemal auf uns, die Verkäu- fer, zurük, weil wir unsre Waaren desto wohlfeiler verkaufen müssen. Nicht geringern Vortheil bringt unsern Japanischen Aufsehern der in der lezten Handelszeit erlaubte Ver- kauf einiger Waaren der Partikuliers über die erwähnte Summe, welchen Verkauf der Ottona und die Dolmetscher nur deshalb erlauben, damit sie selbst diese Waaren vor einen ganz geringen Preis an sich bringen können. Noch gehören zu den Vortheilen der Dolmet- scher 150 Cubangs, welche ihnen die edle Compagnie während der Handelszeit als Kostgeld reichen lassen mus. Ausserdem bekommen sie noch sehr viele ausserordentliche Geschenke von den mindern Bedienten der Jnsel, von Kaufleuten, Handwerkern, ja bei besondern Gele- genheiten von den Holländern selbst, ohne noch einmal ihre so mannichfaltige und oft ganz unerforschliche Dieberei zu rechnen, mit der sie uns von allen Seiten zu hintergehen wissen. Unter denselben ist besonders diejenige merkwürdig, die sie mit dem Lohn der Culis oder Ar- beiter begehn, die zum Ein- und Ausladen unsrer Schiffe gebraucht werden. Wir müssen für jeden Kerl sechs Tails bezahlen, von denen sie ihm nur vier geben, und ausserdem mie- then sie die Hälfte mehr als nöthig wären. Die Kosten der zwei Dolmetscher, welche uns nach Hofe begleiten, berechnet man auf 1200 Tails. Uns selbst und unsre Bagage von Osacca bis Jedo zu bringen werden zwanzig Pferde erfodert, und eben soviel von Jedo nach Miaco. Unsre Japanische Versorger miethen aber allemal zwanzig mehr wie nöthig sind, und rechnen vor das Stük 15 Tails, ob sie gleich nicht mehr als 8 bezahlen. Eben so rechnen sie bei Bezahlung der Träger, die in diesem Dienst gebraucht werden, so daß wir die 186 Cubangs, welche bei dieser Reise für Pferde und Träger bestimt sind, zwei- mal bezahlen müssen. Auch sogar unsre Barke, die unsre Bagage überbringt, mus ihnen zum Wucher dienen. Sie führen nemlich auf derselben japanischer Kaufleute Güter von
Nan-
*) Wahrscheinlich Kupfer.
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Sieb. Kap. Genaue Nachricht vom Handel der Hollaͤnder in Japan.
nachdem das Kupfer mehr oder weniger haͤufig und im Preiſe iſt. Als Herr Camphuyſen Direktor unſers Handels war, und 22,466 Pickels verarbeitetes Kupfer, zu 12½ Tail das Pickel, und 102 Pickel rohes Kupfer eingekauft hatte, verehrte er dieſen Leuten 1360 Tails, und auſſerdem noch jedem Oberdolmetſcher ein Pack, ſtat eines Pickels, und jedem Unterdolmetſcher ein halb Pack.*)
Koſen iſt eine Auflage auf alle fremde Waaren, die Privatperſonen gehoͤren, und nicht uͤber 40000 Tails leichter oder Goldmuͤnze im Werth betragen. Sie betraͤgt weit uͤber 20000 Tails jaͤhrlich, in welche ſich die Gouverneurs, der regierende Burger- meiſter, der Ottona und das ganze Corps der Dolmetſcher theilen. Dieſe Auflage wird zwar unmittelbar vom Kaͤufer bezahlt, ſie faͤlt aber mittelbar allemal auf uns, die Verkaͤu- fer, zuruͤk, weil wir unſre Waaren deſto wohlfeiler verkaufen muͤſſen. Nicht geringern Vortheil bringt unſern Japaniſchen Aufſehern der in der lezten Handelszeit erlaubte Ver- kauf einiger Waaren der Partikuliers uͤber die erwaͤhnte Summe, welchen Verkauf der Ottona und die Dolmetſcher nur deshalb erlauben, damit ſie ſelbſt dieſe Waaren vor einen ganz geringen Preis an ſich bringen koͤnnen. Noch gehoͤren zu den Vortheilen der Dolmet- ſcher 150 Cubangs, welche ihnen die edle Compagnie waͤhrend der Handelszeit als Koſtgeld reichen laſſen mus. Auſſerdem bekommen ſie noch ſehr viele auſſerordentliche Geſchenke von den mindern Bedienten der Jnſel, von Kaufleuten, Handwerkern, ja bei beſondern Gele- genheiten von den Hollaͤndern ſelbſt, ohne noch einmal ihre ſo mannichfaltige und oft ganz unerforſchliche Dieberei zu rechnen, mit der ſie uns von allen Seiten zu hintergehen wiſſen. Unter denſelben iſt beſonders diejenige merkwuͤrdig, die ſie mit dem Lohn der Culis oder Ar- beiter begehn, die zum Ein- und Ausladen unſrer Schiffe gebraucht werden. Wir muͤſſen fuͤr jeden Kerl ſechs Tails bezahlen, von denen ſie ihm nur vier geben, und auſſerdem mie- then ſie die Haͤlfte mehr als noͤthig waͤren. Die Koſten der zwei Dolmetſcher, welche uns nach Hofe begleiten, berechnet man auf 1200 Tails. Uns ſelbſt und unſre Bagage von Oſacca bis Jedo zu bringen werden zwanzig Pferde erfodert, und eben ſoviel von Jedo nach Miaco. Unſre Japaniſche Verſorger miethen aber allemal zwanzig mehr wie noͤthig ſind, und rechnen vor das Stuͤk 15 Tails, ob ſie gleich nicht mehr als 8 bezahlen. Eben ſo rechnen ſie bei Bezahlung der Traͤger, die in dieſem Dienſt gebraucht werden, ſo daß wir die 186 Cubangs, welche bei dieſer Reiſe fuͤr Pferde und Traͤger beſtimt ſind, zwei- mal bezahlen muͤſſen. Auch ſogar unſre Barke, die unſre Bagage uͤberbringt, mus ihnen zum Wucher dienen. Sie fuͤhren nemlich auf derſelben japaniſcher Kaufleute Guͤter von
Nan-
*) Wahrſcheinlich Kupfer.
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Sieb. Kap. Genaue Nachricht vom Handel der Hollaͤnder in Japan.
nachdem das Kupfer mehr oder weniger haͤufig und im Preiſe iſt. Als Herr Camphuyſen
Direktor unſers Handels war, und 22,466 Pickels verarbeitetes Kupfer, zu 12½ Tail das
Pickel, und 102 Pickel rohes Kupfer eingekauft hatte, verehrte er dieſen Leuten 1360
Tails, und auſſerdem noch jedem Oberdolmetſcher ein Pack, ſtat eines Pickels, und jedem
Unterdolmetſcher ein halb Pack. *)
Koſen iſt eine Auflage auf alle fremde Waaren, die Privatperſonen gehoͤren,
und nicht uͤber 40000 Tails leichter oder Goldmuͤnze im Werth betragen. Sie betraͤgt
weit uͤber 20000 Tails jaͤhrlich, in welche ſich die Gouverneurs, der regierende Burger-
meiſter, der Ottona und das ganze Corps der Dolmetſcher theilen. Dieſe Auflage wird
zwar unmittelbar vom Kaͤufer bezahlt, ſie faͤlt aber mittelbar allemal auf uns, die Verkaͤu-
fer, zuruͤk, weil wir unſre Waaren deſto wohlfeiler verkaufen muͤſſen. Nicht geringern
Vortheil bringt unſern Japaniſchen Aufſehern der in der lezten Handelszeit erlaubte Ver-
kauf einiger Waaren der Partikuliers uͤber die erwaͤhnte Summe, welchen Verkauf der
Ottona und die Dolmetſcher nur deshalb erlauben, damit ſie ſelbſt dieſe Waaren vor einen
ganz geringen Preis an ſich bringen koͤnnen. Noch gehoͤren zu den Vortheilen der Dolmet-
ſcher 150 Cubangs, welche ihnen die edle Compagnie waͤhrend der Handelszeit als Koſtgeld
reichen laſſen mus. Auſſerdem bekommen ſie noch ſehr viele auſſerordentliche Geſchenke von
den mindern Bedienten der Jnſel, von Kaufleuten, Handwerkern, ja bei beſondern Gele-
genheiten von den Hollaͤndern ſelbſt, ohne noch einmal ihre ſo mannichfaltige und oft ganz
unerforſchliche Dieberei zu rechnen, mit der ſie uns von allen Seiten zu hintergehen wiſſen.
Unter denſelben iſt beſonders diejenige merkwuͤrdig, die ſie mit dem Lohn der Culis oder Ar-
beiter begehn, die zum Ein- und Ausladen unſrer Schiffe gebraucht werden. Wir muͤſſen
fuͤr jeden Kerl ſechs Tails bezahlen, von denen ſie ihm nur vier geben, und auſſerdem mie-
then ſie die Haͤlfte mehr als noͤthig waͤren. Die Koſten der zwei Dolmetſcher, welche
uns nach Hofe begleiten, berechnet man auf 1200 Tails. Uns ſelbſt und unſre Bagage
von Oſacca bis Jedo zu bringen werden zwanzig Pferde erfodert, und eben ſoviel von
Jedo nach Miaco. Unſre Japaniſche Verſorger miethen aber allemal zwanzig mehr wie
noͤthig ſind, und rechnen vor das Stuͤk 15 Tails, ob ſie gleich nicht mehr als 8 bezahlen.
Eben ſo rechnen ſie bei Bezahlung der Traͤger, die in dieſem Dienſt gebraucht werden, ſo
daß wir die 186 Cubangs, welche bei dieſer Reiſe fuͤr Pferde und Traͤger beſtimt ſind, zwei-
mal bezahlen muͤſſen. Auch ſogar unſre Barke, die unſre Bagage uͤberbringt, mus ihnen
zum Wucher dienen. Sie fuͤhren nemlich auf derſelben japaniſcher Kaufleute Guͤter von
Nan-
*) Wahrſcheinlich Kupfer.
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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/105>, abgerufen am 22.07.2024.
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