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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Zweites Buch.
ten, daß die Japaner glauben, es komme derselben Seele sogleich nach ihrem Abschiede
aus dem Leibe zu einem Gott oder Cami. Aus dieser Ursache nimt der Mikaddo diesen
Titel vor sich selbst, und überläst ihn selten einem andern. Die Würde von Quanbuku
gehört gleichfals zu dieser ersten Classe. Quanbuku ist die andre Person dieses geistli-
chen Hofs und des Dairi Vicekönig und Premierminister in allen Regierungssachen.
Dieser Titel wird von dem weltlichen Monarchen angenommen, und dessen muth-
maslichem Reichserben beigelegt; er ist einerlei mit dem Quabacondono, dessen
so viele Meldung in den Briefen der Jesuiten [...] geschieht.

Die folgende drei Titel gehören zum nächstfolgenden Range, So Dai Sin,
U Dai Sin
und Nai Dai Sin. Sie werden niemals an mehr als drei Personen gege-
ben. Der Dai Nagon und Tsu Nagon macht den dritten Rang aus, und sind diese
zwei Titel jedesmal mit gewissen Bedingungen verknüpfet. Die Titel aber, welche zum
vierten und fünsten Range oder Classe gehören, sind Seo Nagon, Tsjunagon, Tsju-
seo, Seosjo
und Sidsju. Allein diese Classen sind sehr zahlreich und wiederum in ver-
schiedne Ordnungen eingetheilt. Die Personen dieser Classe werden gleichergestalt Tensio
bito,
das ist, himlisch Volk genant. Der ganze geistliche Hof aber nimt den Titel Kuge
an, der so viel als geistliche Herrn bedeutet, welches in der Absicht geschieht, um sich
von dem Gege zu unterscheiden, mit welchem Namen alle Layen und gemeine Leute ange-
deutet werden, welche nicht von so heiliger und hoher Herkunft sind. Die Titels der sech-
sten und lezten Classe sind Tai U, Goi, und viel mehrere Ehrentitel von niedrigerm Ge-
halt und Stuffen. So viel ihrer sind, werden, wie ich bereits erwähnt, mit solchen Eh-
rentiteln von dem Mikaddo angesehen. Denn als die weltlichen Monarchen die Regie-
rung des Kaiserthums an sich rissen, hat doch der Dairi dieses ansehnliche Stük der kaiser-
lichen Vorrechte und Vorzüge mit dem allerhöchsten Ansehen vor sich allein behalten,
daher müssen alle Titel, welche die weltlichen Kaiser ihren Günstlingen und Premiermini-
stern mittheilen wollen, von dem Mikaddo erlangt werden. Es sind hauptsächlich zwei
Titels, welche der weltliche Kaiser mit Genehmhaltung des Dairi seinen vornehmsten Mi-
nistern und Fürsten des Reichs geben kann, Maqnandairo und Cami. Der erste war
vor Alters erblich, und bedeutet so viel als einen Herzog oder Grafen, der andre bedeutet
einen Ritter. Es mus hiebei in acht genommen werden, daß der Charakter, welcher eine
vergötterte Seele bedeutet, gleichfals Cami ausgesprochen wird; doch alsdan mit einem
ganz unterschiednen Verstande von dem, welcher die ritterliche Würde ausdrükt. Alle
Götter und Götzenbilder des Landes aber haben überhaupt den Namen Cami.

Der Hof trägt zu mehrerer Unterscheidung von den weltlichen Leuten, welche er vor
ein geringes und unheiliges Geschlecht achtet, eine besondere Art der Kleidung, die unter den

Hof-

Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Zweites Buch.
ten, daß die Japaner glauben, es komme derſelben Seele ſogleich nach ihrem Abſchiede
aus dem Leibe zu einem Gott oder Cami. Aus dieſer Urſache nimt der Mikaddo dieſen
Titel vor ſich ſelbſt, und uͤberlaͤſt ihn ſelten einem andern. Die Wuͤrde von Quanbuku
gehoͤrt gleichfals zu dieſer erſten Claſſe. Quanbuku iſt die andre Perſon dieſes geiſtli-
chen Hofs und des Dairi Vicekoͤnig und Premierminiſter in allen Regierungsſachen.
Dieſer Titel wird von dem weltlichen Monarchen angenommen, und deſſen muth-
maslichem Reichserben beigelegt; er iſt einerlei mit dem Quabacondono, deſſen
ſo viele Meldung in den Briefen der Jeſuiten […] geſchieht.

Die folgende drei Titel gehoͤren zum naͤchſtfolgenden Range, So Dai Sin,
U Dai Sin
und Nai Dai Sin. Sie werden niemals an mehr als drei Perſonen gege-
ben. Der Dai Nagon und Tſu Nagon macht den dritten Rang aus, und ſind dieſe
zwei Titel jedesmal mit gewiſſen Bedingungen verknuͤpfet. Die Titel aber, welche zum
vierten und fuͤnſten Range oder Claſſe gehoͤren, ſind Seo Nagon, Tſjunagon, Tſju-
ſeo, Seoſjo
und Sidſju. Allein dieſe Claſſen ſind ſehr zahlreich und wiederum in ver-
ſchiedne Ordnungen eingetheilt. Die Perſonen dieſer Claſſe werden gleichergeſtalt Tenſio
bito,
das iſt, himliſch Volk genant. Der ganze geiſtliche Hof aber nimt den Titel Kuge
an, der ſo viel als geiſtliche Herrn bedeutet, welches in der Abſicht geſchieht, um ſich
von dem Gege zu unterſcheiden, mit welchem Namen alle Layen und gemeine Leute ange-
deutet werden, welche nicht von ſo heiliger und hoher Herkunft ſind. Die Titels der ſech-
ſten und lezten Claſſe ſind Tai U, Goi, und viel mehrere Ehrentitel von niedrigerm Ge-
halt und Stuffen. So viel ihrer ſind, werden, wie ich bereits erwaͤhnt, mit ſolchen Eh-
rentiteln von dem Mikaddo angeſehen. Denn als die weltlichen Monarchen die Regie-
rung des Kaiſerthums an ſich riſſen, hat doch der Dairi dieſes anſehnliche Stuͤk der kaiſer-
lichen Vorrechte und Vorzuͤge mit dem allerhoͤchſten Anſehen vor ſich allein behalten,
daher muͤſſen alle Titel, welche die weltlichen Kaiſer ihren Guͤnſtlingen und Premiermini-
ſtern mittheilen wollen, von dem Mikaddo erlangt werden. Es ſind hauptſaͤchlich zwei
Titels, welche der weltliche Kaiſer mit Genehmhaltung des Dairi ſeinen vornehmſten Mi-
niſtern und Fuͤrſten des Reichs geben kann, Maqnandairo und Cami. Der erſte war
vor Alters erblich, und bedeutet ſo viel als einen Herzog oder Grafen, der andre bedeutet
einen Ritter. Es mus hiebei in acht genommen werden, daß der Charakter, welcher eine
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Goͤtter und Goͤtzenbilder des Landes aber haben uͤberhaupt den Namen Cami.

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Hof-
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[178/0278] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Zweites Buch. ten, daß die Japaner glauben, es komme derſelben Seele ſogleich nach ihrem Abſchiede aus dem Leibe zu einem Gott oder Cami. Aus dieſer Urſache nimt der Mikaddo dieſen Titel vor ſich ſelbſt, und uͤberlaͤſt ihn ſelten einem andern. Die Wuͤrde von Quanbuku gehoͤrt gleichfals zu dieſer erſten Claſſe. Quanbuku iſt die andre Perſon dieſes geiſtli- chen Hofs und des Dairi Vicekoͤnig und Premierminiſter in allen Regierungsſachen. Dieſer Titel wird von dem weltlichen Monarchen angenommen, und deſſen muth- maslichem Reichserben beigelegt; er iſt einerlei mit dem Quabacondono, deſſen ſo viele Meldung in den Briefen der Jeſuiten geſchieht. Die folgende drei Titel gehoͤren zum naͤchſtfolgenden Range, So Dai Sin, U Dai Sin und Nai Dai Sin. Sie werden niemals an mehr als drei Perſonen gege- ben. Der Dai Nagon und Tſu Nagon macht den dritten Rang aus, und ſind dieſe zwei Titel jedesmal mit gewiſſen Bedingungen verknuͤpfet. Die Titel aber, welche zum vierten und fuͤnſten Range oder Claſſe gehoͤren, ſind Seo Nagon, Tſjunagon, Tſju- ſeo, Seoſjo und Sidſju. Allein dieſe Claſſen ſind ſehr zahlreich und wiederum in ver- ſchiedne Ordnungen eingetheilt. Die Perſonen dieſer Claſſe werden gleichergeſtalt Tenſio bito, das iſt, himliſch Volk genant. Der ganze geiſtliche Hof aber nimt den Titel Kuge an, der ſo viel als geiſtliche Herrn bedeutet, welches in der Abſicht geſchieht, um ſich von dem Gege zu unterſcheiden, mit welchem Namen alle Layen und gemeine Leute ange- deutet werden, welche nicht von ſo heiliger und hoher Herkunft ſind. Die Titels der ſech- ſten und lezten Claſſe ſind Tai U, Goi, und viel mehrere Ehrentitel von niedrigerm Ge- halt und Stuffen. So viel ihrer ſind, werden, wie ich bereits erwaͤhnt, mit ſolchen Eh- rentiteln von dem Mikaddo angeſehen. Denn als die weltlichen Monarchen die Regie- rung des Kaiſerthums an ſich riſſen, hat doch der Dairi dieſes anſehnliche Stuͤk der kaiſer- lichen Vorrechte und Vorzuͤge mit dem allerhoͤchſten Anſehen vor ſich allein behalten, daher muͤſſen alle Titel, welche die weltlichen Kaiſer ihren Guͤnſtlingen und Premiermini- ſtern mittheilen wollen, von dem Mikaddo erlangt werden. Es ſind hauptſaͤchlich zwei Titels, welche der weltliche Kaiſer mit Genehmhaltung des Dairi ſeinen vornehmſten Mi- niſtern und Fuͤrſten des Reichs geben kann, Maqnandairo und Cami. Der erſte war vor Alters erblich, und bedeutet ſo viel als einen Herzog oder Grafen, der andre bedeutet einen Ritter. Es mus hiebei in acht genommen werden, daß der Charakter, welcher eine vergoͤtterte Seele bedeutet, gleichfals Cami ausgeſprochen wird; doch alsdan mit einem ganz unterſchiednen Verſtande von dem, welcher die ritterliche Wuͤrde ausdruͤkt. Alle Goͤtter und Goͤtzenbilder des Landes aber haben uͤberhaupt den Namen Cami. Der Hof traͤgt zu mehrerer Unterſcheidung von den weltlichen Leuten, welche er vor ein geringes und unheiliges Geſchlecht achtet, eine beſondere Art der Kleidung, die unter den Hof-

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/278>, abgerufen am 22.11.2024.