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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888.

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Siebentes Buch.
sandte in Madrid, Giacomo Quirini, einen ebendahin lautenden
Auftrag seines Kollegen Sagredo in Paris (s. Anhang). Brienne
hatte es für ihre Tante, die Königin Anna verlangt. "Ich habe,
schreibt Quirini, Don Luigi (Haro) überredet es mir zu schenken;
nach viel Hin- und Herreden sagte er, er könne diese Gunst
einem Gesandten der Republik nicht abschlagen; er wolle nicht
wissen, wer es von mir erbeten habe. Das Gemälde wird von
Velasco, dem Maler des Königs, angefertigt werden, und mit
der üblichen Zahlung von fünfzig Realen nach Paris geschickt
werden." Der Kourier nach Flandern überbrachte es. Quirini
ist aber überzeugt, das Gemälde werde nur zum Schmuck einer
Galerie oder eines Zimmers dienen; es würde Schwachheit sein
sich einzubilden, dass die Erbin der Monarchie sich in einem
andern Lande als in Spanien vermählen werde. Freilich, setzt
er später hinzu, "das Original würde wol gern statt des Bild-
nisses nach Frankreich wandern". Das Original suchte sich Vor-
wände zu Spaziergängen im Palast, um an einem Bildniss des
jungen Louis vorbeizukommen, "der mit ritterlichem Anstand und
in Soldatentracht ohne Kampf siegt; und ich besorge, er hat
das Herz dieser schönsten Prinzessin bereits besiegt" (16. Oktober
1655). Nach der Verlobung setzte sie diese Besuche offener
fort, und sich vor dem Bilde verbeugend sagte sie zu ihren
Damen: "Das ist der Gruss an meinen Bräutigam".

Im März 1654 kam ein neuer Auftrag Sagredo's, Quirini
sollte in besondrer Audienz von dem Könige fünfzehn Bildnisse
aus dem Hause Oesterreich erbitten; das Maass wurde geschickt;
im Oktober folgt noch eine Nachschrift wegen vier anderer.
Der König nahm es als Zeichen dort noch lebendigen Familien-
sinns. Die Königin Anna hatte sich ihrer Familie ganz ent-
fremdet; beim Tode Balthasars hatte sie kaum ihre Freude ver-
bergen können, dass zwischen ihr und dem Thron Spaniens nun
bloss noch die Nichte stand. Bei dem Tod der Kaiserin Maria
hatte Philipp gerufen: Sie war meine einzige Schwester. Jetzt
sagte er: "Sehr befriedigt bin ich durch das was Ihr mir von
meiner Schwester mittheilt; es freut mich, dass sie dessen was
bei uns vorgeht noch gedenkt: so könnt Ihr denn nach Frank-
reich schreiben, dass ich befohlen habe, die Bildnisse sofort in
Angriff zu nehmen."

Diess alles geschah noch während des Kriegs. Im Septem-
ber erbittet sich der König ein Gegengeschenk. "Ich glaube,
sagte er bei einer Audienz nach den Exequien des römischen

Siebentes Buch.
sandte in Madrid, Giacomo Quirini, einen ebendahin lautenden
Auftrag seines Kollegen Sagredo in Paris (s. Anhang). Brienne
hatte es für ihre Tante, die Königin Anna verlangt. „Ich habe,
schreibt Quirini, Don Luigi (Haro) überredet es mir zu schenken;
nach viel Hin- und Herreden sagte er, er könne diese Gunst
einem Gesandten der Republik nicht abschlagen; er wolle nicht
wissen, wer es von mir erbeten habe. Das Gemälde wird von
Velasco, dem Maler des Königs, angefertigt werden, und mit
der üblichen Zahlung von fünfzig Realen nach Paris geschickt
werden.“ Der Kourier nach Flandern überbrachte es. Quirini
ist aber überzeugt, das Gemälde werde nur zum Schmuck einer
Galerie oder eines Zimmers dienen; es würde Schwachheit sein
sich einzubilden, dass die Erbin der Monarchie sich in einem
andern Lande als in Spanien vermählen werde. Freilich, setzt
er später hinzu, „das Original würde wol gern statt des Bild-
nisses nach Frankreich wandern“. Das Original suchte sich Vor-
wände zu Spaziergängen im Palast, um an einem Bildniss des
jungen Louis vorbeizukommen, „der mit ritterlichem Anstand und
in Soldatentracht ohne Kampf siegt; und ich besorge, er hat
das Herz dieser schönsten Prinzessin bereits besiegt“ (16. Oktober
1655). Nach der Verlobung setzte sie diese Besuche offener
fort, und sich vor dem Bilde verbeugend sagte sie zu ihren
Damen: „Das ist der Gruss an meinen Bräutigam“.

Im März 1654 kam ein neuer Auftrag Sagredo’s, Quirini
sollte in besondrer Audienz von dem Könige fünfzehn Bildnisse
aus dem Hause Oesterreich erbitten; das Maass wurde geschickt;
im Oktober folgt noch eine Nachschrift wegen vier anderer.
Der König nahm es als Zeichen dort noch lebendigen Familien-
sinns. Die Königin Anna hatte sich ihrer Familie ganz ent-
fremdet; beim Tode Balthasars hatte sie kaum ihre Freude ver-
bergen können, dass zwischen ihr und dem Thron Spaniens nun
bloss noch die Nichte stand. Bei dem Tod der Kaiserin Maria
hatte Philipp gerufen: Sie war meine einzige Schwester. Jetzt
sagte er: „Sehr befriedigt bin ich durch das was Ihr mir von
meiner Schwester mittheilt; es freut mich, dass sie dessen was
bei uns vorgeht noch gedenkt: so könnt Ihr denn nach Frank-
reich schreiben, dass ich befohlen habe, die Bildnisse sofort in
Angriff zu nehmen.“

Diess alles geschah noch während des Kriegs. Im Septem-
ber erbittet sich der König ein Gegengeschenk. „Ich glaube,
sagte er bei einer Audienz nach den Exequien des römischen

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[298/0318] Siebentes Buch. sandte in Madrid, Giacomo Quirini, einen ebendahin lautenden Auftrag seines Kollegen Sagredo in Paris (s. Anhang). Brienne hatte es für ihre Tante, die Königin Anna verlangt. „Ich habe, schreibt Quirini, Don Luigi (Haro) überredet es mir zu schenken; nach viel Hin- und Herreden sagte er, er könne diese Gunst einem Gesandten der Republik nicht abschlagen; er wolle nicht wissen, wer es von mir erbeten habe. Das Gemälde wird von Velasco, dem Maler des Königs, angefertigt werden, und mit der üblichen Zahlung von fünfzig Realen nach Paris geschickt werden.“ Der Kourier nach Flandern überbrachte es. Quirini ist aber überzeugt, das Gemälde werde nur zum Schmuck einer Galerie oder eines Zimmers dienen; es würde Schwachheit sein sich einzubilden, dass die Erbin der Monarchie sich in einem andern Lande als in Spanien vermählen werde. Freilich, setzt er später hinzu, „das Original würde wol gern statt des Bild- nisses nach Frankreich wandern“. Das Original suchte sich Vor- wände zu Spaziergängen im Palast, um an einem Bildniss des jungen Louis vorbeizukommen, „der mit ritterlichem Anstand und in Soldatentracht ohne Kampf siegt; und ich besorge, er hat das Herz dieser schönsten Prinzessin bereits besiegt“ (16. Oktober 1655). Nach der Verlobung setzte sie diese Besuche offener fort, und sich vor dem Bilde verbeugend sagte sie zu ihren Damen: „Das ist der Gruss an meinen Bräutigam“. Im März 1654 kam ein neuer Auftrag Sagredo’s, Quirini sollte in besondrer Audienz von dem Könige fünfzehn Bildnisse aus dem Hause Oesterreich erbitten; das Maass wurde geschickt; im Oktober folgt noch eine Nachschrift wegen vier anderer. Der König nahm es als Zeichen dort noch lebendigen Familien- sinns. Die Königin Anna hatte sich ihrer Familie ganz ent- fremdet; beim Tode Balthasars hatte sie kaum ihre Freude ver- bergen können, dass zwischen ihr und dem Thron Spaniens nun bloss noch die Nichte stand. Bei dem Tod der Kaiserin Maria hatte Philipp gerufen: Sie war meine einzige Schwester. Jetzt sagte er: „Sehr befriedigt bin ich durch das was Ihr mir von meiner Schwester mittheilt; es freut mich, dass sie dessen was bei uns vorgeht noch gedenkt: so könnt Ihr denn nach Frank- reich schreiben, dass ich befohlen habe, die Bildnisse sofort in Angriff zu nehmen.“ Diess alles geschah noch während des Kriegs. Im Septem- ber erbittet sich der König ein Gegengeschenk. „Ich glaube, sagte er bei einer Audienz nach den Exequien des römischen

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/318>, abgerufen am 22.11.2024.