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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888.

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Maria Theresie.
Königs in der Palastkapelle, dass meine Schwester die Höflich-
keit der Bildnisse erwidern wird, die durch Eure Hand nach
Paris gesandt wurden; denn auch ich wünsche diejenigen des
königlichen Hauses, und zu dem Zweck werde ich Euch das Ver-
zeichniss und die Maasse geben, auf dass Ihr sie mir verschafft".
Im Oktober 1655 überreichte der Gesandte bereits diese zehn
Bildnisse dem hocherfreuten Monarchen. "Es habe ihm sehr
wolgethan (consolato), Schwester und Neffen zu sehn; denn wenn
auch jetzt diese Wirren und Bitterkeiten des Kriegs sich ab-
spielen, so muss man doch stets gedenken, dass wir Geschwister
sind."

Was ist aus diesen Gemälden geworden? Bildnisse Maria The-
resiens kommen sehr häufig vor, aber sie sind fast alle aus ihrer
französischen Zeit; auch in Madrid ist keins mehr aus ihren spa-
nischen Jugendjahren, obwohl noch die Inventare des vorigen
Jahrhunderts mehrere aufführen; z. B. ein "Original des Velaz-
quez" in Buen Retiro 1); sie scheinen ins Ausland gekommen zu
sein, eine Spur weist nach Parma 2).

Das Museum des Prado besitzt allerdings das Bildniss einer
Infantin, welches für Maria Theresia ausgegeben wird (Nr. 1084).
Es ist ein Kind von etwa zwölf Jahren, in der Mode um 1660
und im letzten Stil des Malers, stellt aber ihre Stiefschwester
Margaretha vor, wie später gezeigt werden wird.

Dagegen war ein echtes Jugendporträt in der Sammlung
Morny, es kam später in den Besitz von Mrs. Lyne Stephens; man
sah es 1874 bei der Ausstellung im Palais Bourbon (1,49 x 1,02).
Dasselbe war ganz im Stil der vierziger Jahre. Auf leerer dunkel-
grauer Fläche, ohne Bezeichnung der Grenze von Fussboden und
Wand, ist ein rothbrauner Vorhang durchgezogen, der für die
in schwarze Seide gekleidete Infantin den Grund abgiebt. Sie
steht neben dem Profil eines hohen Sessels, auf dessen mit Gold-
franzen besetztem Kissen ein sehr vornehmer Bologneser mit
der seinem Stamm eignen Impertinenz sichs bequem gemacht
hat; er gestattet der Freundin indess sein langes zottiges
Ohr zwischen zwei Finger zu nehmen. Ihr Kleid ist mit silber-
gestickten, schachbrettartigen Borten an Leibchen und Rand

1) Inventar von Buen Retiro 1700. "Original de Velazqucz". 21/4 v. x 1 1/3 v.
Im Bourbonenpalast 1772 als Infantin 21/2 v. x 7/4 v.
2) Der Marchese Scotti aus Piacenza, der Elisabeth Farnese 1714 nach Spanien
begleitet hatte und dort 1752 starb, besass ihr Bildniss von fünf Palmen Höhe, von
Diego Velazquez. Campori, Raccolta di cataloghi. Modena 1870, p. 519.

Maria Theresie.
Königs in der Palastkapelle, dass meine Schwester die Höflich-
keit der Bildnisse erwidern wird, die durch Eure Hand nach
Paris gesandt wurden; denn auch ich wünsche diejenigen des
königlichen Hauses, und zu dem Zweck werde ich Euch das Ver-
zeichniss und die Maasse geben, auf dass Ihr sie mir verschafft“.
Im Oktober 1655 überreichte der Gesandte bereits diese zehn
Bildnisse dem hocherfreuten Monarchen. „Es habe ihm sehr
wolgethan (consolato), Schwester und Neffen zu sehn; denn wenn
auch jetzt diese Wirren und Bitterkeiten des Kriegs sich ab-
spielen, so muss man doch stets gedenken, dass wir Geschwister
sind.“

Was ist aus diesen Gemälden geworden? Bildnisse Maria The-
resiens kommen sehr häufig vor, aber sie sind fast alle aus ihrer
französischen Zeit; auch in Madrid ist keins mehr aus ihren spa-
nischen Jugendjahren, obwohl noch die Inventare des vorigen
Jahrhunderts mehrere aufführen; z. B. ein „Original des Velaz-
quez“ in Buen Retiro 1); sie scheinen ins Ausland gekommen zu
sein, eine Spur weist nach Parma 2).

Das Museum des Prado besitzt allerdings das Bildniss einer
Infantin, welches für Maria Theresia ausgegeben wird (Nr. 1084).
Es ist ein Kind von etwa zwölf Jahren, in der Mode um 1660
und im letzten Stil des Malers, stellt aber ihre Stiefschwester
Margaretha vor, wie später gezeigt werden wird.

Dagegen war ein echtes Jugendporträt in der Sammlung
Morny, es kam später in den Besitz von Mrs. Lyne Stephens; man
sah es 1874 bei der Ausstellung im Palais Bourbon (1,49 × 1,02).
Dasselbe war ganz im Stil der vierziger Jahre. Auf leerer dunkel-
grauer Fläche, ohne Bezeichnung der Grenze von Fussboden und
Wand, ist ein rothbrauner Vorhang durchgezogen, der für die
in schwarze Seide gekleidete Infantin den Grund abgiebt. Sie
steht neben dem Profil eines hohen Sessels, auf dessen mit Gold-
franzen besetztem Kissen ein sehr vornehmer Bologneser mit
der seinem Stamm eignen Impertinenz sichs bequem gemacht
hat; er gestattet der Freundin indess sein langes zottiges
Ohr zwischen zwei Finger zu nehmen. Ihr Kleid ist mit silber-
gestickten, schachbrettartigen Borten an Leibchen und Rand

1) Inventar von Buen Retiro 1700. „Original de Velazqucz“. 2¼ v. × 1⅓ v.
Im Bourbonenpalast 1772 als Infantin 2½ v. × 7/4 v.
2) Der Marchese Scotti aus Piacenza, der Elisabeth Farnese 1714 nach Spanien
begleitet hatte und dort 1752 starb, besass ihr Bildniss von fünf Palmen Höhe, von
Diego Velazquez. Campori, Raccolta di cataloghi. Modena 1870, p. 519.
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[299/0319] Maria Theresie. Königs in der Palastkapelle, dass meine Schwester die Höflich- keit der Bildnisse erwidern wird, die durch Eure Hand nach Paris gesandt wurden; denn auch ich wünsche diejenigen des königlichen Hauses, und zu dem Zweck werde ich Euch das Ver- zeichniss und die Maasse geben, auf dass Ihr sie mir verschafft“. Im Oktober 1655 überreichte der Gesandte bereits diese zehn Bildnisse dem hocherfreuten Monarchen. „Es habe ihm sehr wolgethan (consolato), Schwester und Neffen zu sehn; denn wenn auch jetzt diese Wirren und Bitterkeiten des Kriegs sich ab- spielen, so muss man doch stets gedenken, dass wir Geschwister sind.“ Was ist aus diesen Gemälden geworden? Bildnisse Maria The- resiens kommen sehr häufig vor, aber sie sind fast alle aus ihrer französischen Zeit; auch in Madrid ist keins mehr aus ihren spa- nischen Jugendjahren, obwohl noch die Inventare des vorigen Jahrhunderts mehrere aufführen; z. B. ein „Original des Velaz- quez“ in Buen Retiro 1); sie scheinen ins Ausland gekommen zu sein, eine Spur weist nach Parma 2). Das Museum des Prado besitzt allerdings das Bildniss einer Infantin, welches für Maria Theresia ausgegeben wird (Nr. 1084). Es ist ein Kind von etwa zwölf Jahren, in der Mode um 1660 und im letzten Stil des Malers, stellt aber ihre Stiefschwester Margaretha vor, wie später gezeigt werden wird. Dagegen war ein echtes Jugendporträt in der Sammlung Morny, es kam später in den Besitz von Mrs. Lyne Stephens; man sah es 1874 bei der Ausstellung im Palais Bourbon (1,49 × 1,02). Dasselbe war ganz im Stil der vierziger Jahre. Auf leerer dunkel- grauer Fläche, ohne Bezeichnung der Grenze von Fussboden und Wand, ist ein rothbrauner Vorhang durchgezogen, der für die in schwarze Seide gekleidete Infantin den Grund abgiebt. Sie steht neben dem Profil eines hohen Sessels, auf dessen mit Gold- franzen besetztem Kissen ein sehr vornehmer Bologneser mit der seinem Stamm eignen Impertinenz sichs bequem gemacht hat; er gestattet der Freundin indess sein langes zottiges Ohr zwischen zwei Finger zu nehmen. Ihr Kleid ist mit silber- gestickten, schachbrettartigen Borten an Leibchen und Rand 1) Inventar von Buen Retiro 1700. „Original de Velazqucz“. 2¼ v. × 1⅓ v. Im Bourbonenpalast 1772 als Infantin 2½ v. × 7/4 v. 2) Der Marchese Scotti aus Piacenza, der Elisabeth Farnese 1714 nach Spanien begleitet hatte und dort 1752 starb, besass ihr Bildniss von fünf Palmen Höhe, von Diego Velazquez. Campori, Raccolta di cataloghi. Modena 1870, p. 519.

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/319>, abgerufen am 25.11.2024.