ses erkennet die Vernunft ohne alle Schwierigkeit als eine der richtigsten Folgen. Allein, wenn die Ato- men von allen Ewigkeiten her zu dem Wesen der Gott- heit gehöret hätten, oder mit der Natur Gottes und des Raums ewig und wesentlich vereinigt gewesen wä- ren, davon wir in der Einleitung geredet haben; so könnte auch die gänzliche Vernichtung des Weltgebäu- des nicht weiter gehen, als daß Gott alles wieder in die ersten uhranfänglichen Atomen auflösete, aus wel- chen alles entstanden ist. Kein Wesen kann dasjenige gänzlich vernichten, und zu nichts machen, was zu sei- nem eigenen Wesen gehöret; und noch weniger kann dieses statt finden, wenn dieses Wesen ewig ist.
Jndessen, ob gleich die allmächtige Gottheit das ganze Weltgebäude wieder zerstöhren und vernichten kann; so folget doch daraus nichts weniger, als daß Gott dieses jemahls wirklich unternehmen werde. Von der Macht, von dem Vermögen, etwas zu thun, oder von der Möglichkeit, daß etwas geschehen kann, kann man niemahls auf die Erfüllung oder auf die Wirk- lichkeit schließen. Wenn man also die Frage unter- suchen will, ob Gott dieses unermeßliche Weltgebäu- de jemahls wieder vernichten werde; so kommt es lediglich darauf an, daß man betrachtet, ob sich Gott nach seiner Weisheit, und vermöge seiner übri- gen höchsten Vollkommenheiten jemahls dazu entschlies- sen werde, oder ob in seinem ewigen Verstande zurei- chende Uhrfachen zu einer solchen Vernichtung vorhan- den seyn können.
Gott
XI. Abſchn. II. Hauptſt. Abſicht Gottes
ſes erkennet die Vernunft ohne alle Schwierigkeit als eine der richtigſten Folgen. Allein, wenn die Ato- men von allen Ewigkeiten her zu dem Weſen der Gott- heit gehoͤret haͤtten, oder mit der Natur Gottes und des Raums ewig und weſentlich vereinigt geweſen waͤ- ren, davon wir in der Einleitung geredet haben; ſo koͤnnte auch die gaͤnzliche Vernichtung des Weltgebaͤu- des nicht weiter gehen, als daß Gott alles wieder in die erſten uhranfaͤnglichen Atomen aufloͤſete, aus wel- chen alles entſtanden iſt. Kein Weſen kann dasjenige gaͤnzlich vernichten, und zu nichts machen, was zu ſei- nem eigenen Weſen gehoͤret; und noch weniger kann dieſes ſtatt finden, wenn dieſes Weſen ewig iſt.
Jndeſſen, ob gleich die allmaͤchtige Gottheit das ganze Weltgebaͤude wieder zerſtoͤhren und vernichten kann; ſo folget doch daraus nichts weniger, als daß Gott dieſes jemahls wirklich unternehmen werde. Von der Macht, von dem Vermoͤgen, etwas zu thun, oder von der Moͤglichkeit, daß etwas geſchehen kann, kann man niemahls auf die Erfuͤllung oder auf die Wirk- lichkeit ſchließen. Wenn man alſo die Frage unter- ſuchen will, ob Gott dieſes unermeßliche Weltgebaͤu- de jemahls wieder vernichten werde; ſo kommt es lediglich darauf an, daß man betrachtet, ob ſich Gott nach ſeiner Weisheit, und vermoͤge ſeiner uͤbri- gen hoͤchſten Vollkommenheiten jemahls dazu entſchlieſ- ſen werde, oder ob in ſeinem ewigen Verſtande zurei- chende Uhrfachen zu einer ſolchen Vernichtung vorhan- den ſeyn koͤnnen.
Gott
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XI. Abſchn. II. Hauptſt. Abſicht Gottes
ſes erkennet die Vernunft ohne alle Schwierigkeit als
eine der richtigſten Folgen. Allein, wenn die Ato-
men von allen Ewigkeiten her zu dem Weſen der Gott-
heit gehoͤret haͤtten, oder mit der Natur Gottes und
des Raums ewig und weſentlich vereinigt geweſen waͤ-
ren, davon wir in der Einleitung geredet haben; ſo
koͤnnte auch die gaͤnzliche Vernichtung des Weltgebaͤu-
des nicht weiter gehen, als daß Gott alles wieder in
die erſten uhranfaͤnglichen Atomen aufloͤſete, aus wel-
chen alles entſtanden iſt. Kein Weſen kann dasjenige
gaͤnzlich vernichten, und zu nichts machen, was zu ſei-
nem eigenen Weſen gehoͤret; und noch weniger kann
dieſes ſtatt finden, wenn dieſes Weſen ewig iſt.
Jndeſſen, ob gleich die allmaͤchtige Gottheit das
ganze Weltgebaͤude wieder zerſtoͤhren und vernichten
kann; ſo folget doch daraus nichts weniger, als daß
Gott dieſes jemahls wirklich unternehmen werde. Von
der Macht, von dem Vermoͤgen, etwas zu thun, oder
von der Moͤglichkeit, daß etwas geſchehen kann, kann
man niemahls auf die Erfuͤllung oder auf die Wirk-
lichkeit ſchließen. Wenn man alſo die Frage unter-
ſuchen will, ob Gott dieſes unermeßliche Weltgebaͤu-
de jemahls wieder vernichten werde; ſo kommt es
lediglich darauf an, daß man betrachtet, ob ſich
Gott nach ſeiner Weisheit, und vermoͤge ſeiner uͤbri-
gen hoͤchſten Vollkommenheiten jemahls dazu entſchlieſ-
ſen werde, oder ob in ſeinem ewigen Verſtande zurei-
chende Uhrfachen zu einer ſolchen Vernichtung vorhan-
den ſeyn koͤnnen.
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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 466[366]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/394>, abgerufen am 19.02.2025.
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