der Materie in ihren kleinsten Theilen, hat demnach in andern Planeten gleichfalls ein unterirrdisches Feuer erzeugen müssen; weil das Feuer nichts anders ist, als eine unaufhörlich fortgesetzte Bewegung der Mate- rie in ihren kleinsten Theilchen. Sowohl wir, als alle andere Planeten scheinen demnach den Keimen un- sers bevorstehenden Unterganges und unsers jüngsten Tages bereits in dem Schooße unsers Erdcörpers bey uns zu führen, der, ehe wir uns es versehen, hervor- brechen, und unsere Vernichtung veruhrsachen kann. Dieses ist also allerdings eine wichtige Frage, die wir nach dem Gegenstande unserer gegenwärtigen Abhand- lung nicht unerörtert lassen können.
Jn der That läßt sich nicht schlechterdings vernei- nen, daß etwas nicht geschehen wird, wovon so wahr- scheinliche Gründe vorhanden sind. Wir kennen die innere Beschaffenheit unsers Erdcörpers so wenig, als daß wir mit Zuverläßigkeit behaupten könnten, dieser Cörper sey nach der Beschaffenheit seiner Materien nicht geschickt, durchaus in Brand zu gerathen. Ob wir gleich in der wenigen Rinde, in die wir durch den Bergbau in die Erde eintringen können, ehe uns die Wasser gar bald diese Arbeit verwehren, nichts als Stein und Felsen antreffen; so würden wir doch allzu leichtsinnig urtheilen, wenn wir daraus schließen woll- ten, das ganze Jnnere des Erdcörpers bestehe aus nichts, als aus einem harten Felsen. Ob wir gleich die Materien des brennlichen Wesens nur hin und wie- der zerstreuet, und niemahls so häufig in dem Erdbo- den antreffen, daß dieselben vor zureichend erachtet
werden
XI. Abſchn. II. Hauptſt. Abſicht Gottes
der Materie in ihren kleinſten Theilen, hat demnach in andern Planeten gleichfalls ein unterirrdiſches Feuer erzeugen muͤſſen; weil das Feuer nichts anders iſt, als eine unaufhoͤrlich fortgeſetzte Bewegung der Mate- rie in ihren kleinſten Theilchen. Sowohl wir, als alle andere Planeten ſcheinen demnach den Keimen un- ſers bevorſtehenden Unterganges und unſers juͤngſten Tages bereits in dem Schooße unſers Erdcoͤrpers bey uns zu fuͤhren, der, ehe wir uns es verſehen, hervor- brechen, und unſere Vernichtung veruhrſachen kann. Dieſes iſt alſo allerdings eine wichtige Frage, die wir nach dem Gegenſtande unſerer gegenwaͤrtigen Abhand- lung nicht uneroͤrtert laſſen koͤnnen.
Jn der That laͤßt ſich nicht ſchlechterdings vernei- nen, daß etwas nicht geſchehen wird, wovon ſo wahr- ſcheinliche Gruͤnde vorhanden ſind. Wir kennen die innere Beſchaffenheit unſers Erdcoͤrpers ſo wenig, als daß wir mit Zuverlaͤßigkeit behaupten koͤnnten, dieſer Coͤrper ſey nach der Beſchaffenheit ſeiner Materien nicht geſchickt, durchaus in Brand zu gerathen. Ob wir gleich in der wenigen Rinde, in die wir durch den Bergbau in die Erde eintringen koͤnnen, ehe uns die Waſſer gar bald dieſe Arbeit verwehren, nichts als Stein und Felſen antreffen; ſo wuͤrden wir doch allzu leichtſinnig urtheilen, wenn wir daraus ſchließen woll- ten, das ganze Jnnere des Erdcoͤrpers beſtehe aus nichts, als aus einem harten Felſen. Ob wir gleich die Materien des brennlichen Weſens nur hin und wie- der zerſtreuet, und niemahls ſo haͤufig in dem Erdbo- den antreffen, daß dieſelben vor zureichend erachtet
werden
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XI. Abſchn. II. Hauptſt. Abſicht Gottes
der Materie in ihren kleinſten Theilen, hat demnach in
andern Planeten gleichfalls ein unterirrdiſches Feuer
erzeugen muͤſſen; weil das Feuer nichts anders iſt,
als eine unaufhoͤrlich fortgeſetzte Bewegung der Mate-
rie in ihren kleinſten Theilchen. Sowohl wir, als
alle andere Planeten ſcheinen demnach den Keimen un-
ſers bevorſtehenden Unterganges und unſers juͤngſten
Tages bereits in dem Schooße unſers Erdcoͤrpers bey
uns zu fuͤhren, der, ehe wir uns es verſehen, hervor-
brechen, und unſere Vernichtung veruhrſachen kann.
Dieſes iſt alſo allerdings eine wichtige Frage, die wir
nach dem Gegenſtande unſerer gegenwaͤrtigen Abhand-
lung nicht uneroͤrtert laſſen koͤnnen.
Jn der That laͤßt ſich nicht ſchlechterdings vernei-
nen, daß etwas nicht geſchehen wird, wovon ſo wahr-
ſcheinliche Gruͤnde vorhanden ſind. Wir kennen die
innere Beſchaffenheit unſers Erdcoͤrpers ſo wenig, als
daß wir mit Zuverlaͤßigkeit behaupten koͤnnten, dieſer
Coͤrper ſey nach der Beſchaffenheit ſeiner Materien
nicht geſchickt, durchaus in Brand zu gerathen. Ob
wir gleich in der wenigen Rinde, in die wir durch den
Bergbau in die Erde eintringen koͤnnen, ehe uns die
Waſſer gar bald dieſe Arbeit verwehren, nichts als
Stein und Felſen antreffen; ſo wuͤrden wir doch allzu
leichtſinnig urtheilen, wenn wir daraus ſchließen woll-
ten, das ganze Jnnere des Erdcoͤrpers beſtehe aus
nichts, als aus einem harten Felſen. Ob wir gleich
die Materien des brennlichen Weſens nur hin und wie-
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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/388>, abgerufen am 19.02.2025.
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