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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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in Ansehung der Dauer der Welt.
schen so sehr verschieden ist. Jndessen ist es vor die
menschliche Erkenntniß sehr wichtig. Zuverläßig zu
wissen, ob Fixsterne oder Sonnen an dem Himmel
gänzlich verschwinden, und ob auch wieder neue, die
vorhin nicht gewesen sind, zum Vorschein kommen.
Dasjenige, was die gesunde Vernunft von dem ein-
zelnen Untergange dieses oder jenes besondern Sonnen-
systems erkennet, und vor sehr wahrscheinlich erachten
muß, wird alsdenn um destomehr bestätiget werden.
Die künftigen Zeiten in vielen Jahrhunderten können
hiervon weit zuverläßiger unterrichtet seyn, da wir
durch so viel vortreffliche Ferngläser mit der Beschaf-
fenheit des ganzen Himmels auf das genaueste bekannt
werden, und im Stande sind, eben so gute und rich-
tige Charten von dem Himmel zu entwerfen und zu
verfertigen, als wir kaum von allen Weltgegenden un-
sers Erdcörpers haben. Nur ist zu wünschen, daß
der Flohr der Wissenschaften fortdauret, und die Bar-
barey nicht wieder einreißet, welches aber nach der Be-
schaffenheit der meisten Regierungen sich gar wohl er-
eignen könnte. Die Despoterey und eine allzu hoch
getriebene willkührliche Gewalt der Fürsten sind, wie
die Geschichte genugsam an die Hand giebt, allemahl
die Vorläufer der Barbarey gewesen.

Jch muß noch einmahl von denen Cometen reden.
Noch zu Anfange dieses Jahrhunderts wußten die ge-
lehrten Sternkundigen selbst nicht, was sie aus diesen
Himmelscörpern machen sollten. Einige glaubten,
daß ihr ganzer Cörper in Feuer und Brand stünde,
und daß ihr großer Schweif eben der Rauch und

Dampf
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in Anſehung der Dauer der Welt.
ſchen ſo ſehr verſchieden iſt. Jndeſſen iſt es vor die
menſchliche Erkenntniß ſehr wichtig. Zuverlaͤßig zu
wiſſen, ob Fixſterne oder Sonnen an dem Himmel
gaͤnzlich verſchwinden, und ob auch wieder neue, die
vorhin nicht geweſen ſind, zum Vorſchein kommen.
Dasjenige, was die geſunde Vernunft von dem ein-
zelnen Untergange dieſes oder jenes beſondern Sonnen-
ſyſtems erkennet, und vor ſehr wahrſcheinlich erachten
muß, wird alsdenn um deſtomehr beſtaͤtiget werden.
Die kuͤnftigen Zeiten in vielen Jahrhunderten koͤnnen
hiervon weit zuverlaͤßiger unterrichtet ſeyn, da wir
durch ſo viel vortreffliche Fernglaͤſer mit der Beſchaf-
fenheit des ganzen Himmels auf das genaueſte bekannt
werden, und im Stande ſind, eben ſo gute und rich-
tige Charten von dem Himmel zu entwerfen und zu
verfertigen, als wir kaum von allen Weltgegenden un-
ſers Erdcoͤrpers haben. Nur iſt zu wuͤnſchen, daß
der Flohr der Wiſſenſchaften fortdauret, und die Bar-
barey nicht wieder einreißet, welches aber nach der Be-
ſchaffenheit der meiſten Regierungen ſich gar wohl er-
eignen koͤnnte. Die Deſpoterey und eine allzu hoch
getriebene willkuͤhrliche Gewalt der Fuͤrſten ſind, wie
die Geſchichte genugſam an die Hand giebt, allemahl
die Vorlaͤufer der Barbarey geweſen.

Jch muß noch einmahl von denen Cometen reden.
Noch zu Anfange dieſes Jahrhunderts wußten die ge-
lehrten Sternkundigen ſelbſt nicht, was ſie aus dieſen
Himmelscoͤrpern machen ſollten. Einige glaubten,
daß ihr ganzer Coͤrper in Feuer und Brand ſtuͤnde,
und daß ihr großer Schweif eben der Rauch und

Dampf
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[355/0383] in Anſehung der Dauer der Welt. ſchen ſo ſehr verſchieden iſt. Jndeſſen iſt es vor die menſchliche Erkenntniß ſehr wichtig. Zuverlaͤßig zu wiſſen, ob Fixſterne oder Sonnen an dem Himmel gaͤnzlich verſchwinden, und ob auch wieder neue, die vorhin nicht geweſen ſind, zum Vorſchein kommen. Dasjenige, was die geſunde Vernunft von dem ein- zelnen Untergange dieſes oder jenes beſondern Sonnen- ſyſtems erkennet, und vor ſehr wahrſcheinlich erachten muß, wird alsdenn um deſtomehr beſtaͤtiget werden. Die kuͤnftigen Zeiten in vielen Jahrhunderten koͤnnen hiervon weit zuverlaͤßiger unterrichtet ſeyn, da wir durch ſo viel vortreffliche Fernglaͤſer mit der Beſchaf- fenheit des ganzen Himmels auf das genaueſte bekannt werden, und im Stande ſind, eben ſo gute und rich- tige Charten von dem Himmel zu entwerfen und zu verfertigen, als wir kaum von allen Weltgegenden un- ſers Erdcoͤrpers haben. Nur iſt zu wuͤnſchen, daß der Flohr der Wiſſenſchaften fortdauret, und die Bar- barey nicht wieder einreißet, welches aber nach der Be- ſchaffenheit der meiſten Regierungen ſich gar wohl er- eignen koͤnnte. Die Deſpoterey und eine allzu hoch getriebene willkuͤhrliche Gewalt der Fuͤrſten ſind, wie die Geſchichte genugſam an die Hand giebt, allemahl die Vorlaͤufer der Barbarey geweſen. Jch muß noch einmahl von denen Cometen reden. Noch zu Anfange dieſes Jahrhunderts wußten die ge- lehrten Sternkundigen ſelbſt nicht, was ſie aus dieſen Himmelscoͤrpern machen ſollten. Einige glaubten, daß ihr ganzer Coͤrper in Feuer und Brand ſtuͤnde, und daß ihr großer Schweif eben der Rauch und Dampf Z 2

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/383>, abgerufen am 09.05.2024.