der Vorsehung gemäß gewesen sey, daß dieser oder je- ner Planet auf diese Art seinen Untergang finden sollte. Weise Absichten können sich niemahls auf Mängel, Feh- ler und Unordnungen gründen. So viel ich auch von denen berechneten und bekannt gemachten Laufbahnen der Cometen habe einsehen können; so sind ihre Lauf- bahnen so weit von dem elliptischen Creislaufe der Pla- neten entfernet, daß diese letztern niemahls in Gefahr stehen, von denen Cometen berühret zu werden.
Jch muß bey dieser Gelegenheit eines Umstandes erwehnen, der mir in der Geschichte der Cometen sehr merkwürdig zu seyn scheinet. Da ich von meinem fünften Jahre an eine ganz unersättliche Begierde zum Lesen hatte, und mithin meines sehr früh verstorbenen Vaters hinterlassener Büchervorrath durchgelesen war, ehe ich das Alter von sieben Jahren erreichet hatte; so suchte ich bey denen benachbarten Dorfpredigern, und fast in allen Häusern meines kleinen Geburthsstädtchens Bücher zum Durchlesen auf. Auf diese Art fielen mir einige alte gedruckte Chronicken von Thüringen und ei- nigen ansehnlichen Thüringischen Städten in die Hän- de, davon zum Theil das Titulblatt weggerissen, zum Theil aber der Verfasser nicht genennet war. Allein, mehr als drey dieser Chronicken hatten einstimmig die Nachricht aufgezeichnet, daß im Jahr 1350 ein großer leuchtender Cörper an dem Himmel erschienen wäre, der denen Augen so groß als ein Wagenrad, und viel- mahl größer als der Mond geschienen hätte, jedoch, ohne daß man einen Schweif an ihm bemerket. Die- ser scheinende Cörper habe viele Nächte lang seinen
ordent-
XI. Abſchn. I. Hauptſt.
der Vorſehung gemaͤß geweſen ſey, daß dieſer oder je- ner Planet auf dieſe Art ſeinen Untergang finden ſollte. Weiſe Abſichten koͤnnen ſich niemahls auf Maͤngel, Feh- ler und Unordnungen gruͤnden. So viel ich auch von denen berechneten und bekannt gemachten Laufbahnen der Cometen habe einſehen koͤnnen; ſo ſind ihre Lauf- bahnen ſo weit von dem elliptiſchen Creislaufe der Pla- neten entfernet, daß dieſe letztern niemahls in Gefahr ſtehen, von denen Cometen beruͤhret zu werden.
Jch muß bey dieſer Gelegenheit eines Umſtandes erwehnen, der mir in der Geſchichte der Cometen ſehr merkwuͤrdig zu ſeyn ſcheinet. Da ich von meinem fuͤnften Jahre an eine ganz unerſaͤttliche Begierde zum Leſen hatte, und mithin meines ſehr fruͤh verſtorbenen Vaters hinterlaſſener Buͤchervorrath durchgeleſen war, ehe ich das Alter von ſieben Jahren erreichet hatte; ſo ſuchte ich bey denen benachbarten Dorfpredigern, und faſt in allen Haͤuſern meines kleinen Geburthsſtaͤdtchens Buͤcher zum Durchleſen auf. Auf dieſe Art fielen mir einige alte gedruckte Chronicken von Thuͤringen und ei- nigen anſehnlichen Thuͤringiſchen Staͤdten in die Haͤn- de, davon zum Theil das Titulblatt weggeriſſen, zum Theil aber der Verfaſſer nicht genennet war. Allein, mehr als drey dieſer Chronicken hatten einſtimmig die Nachricht aufgezeichnet, daß im Jahr 1350 ein großer leuchtender Coͤrper an dem Himmel erſchienen waͤre, der denen Augen ſo groß als ein Wagenrad, und viel- mahl groͤßer als der Mond geſchienen haͤtte, jedoch, ohne daß man einen Schweif an ihm bemerket. Die- ſer ſcheinende Coͤrper habe viele Naͤchte lang ſeinen
ordent-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0376"n="348"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">XI.</hi> Abſchn. <hirendition="#aq">I.</hi> Hauptſt.</hi></fw><lb/>
der Vorſehung gemaͤß geweſen ſey, daß dieſer oder je-<lb/>
ner Planet auf dieſe Art ſeinen Untergang finden ſollte.<lb/>
Weiſe Abſichten koͤnnen ſich niemahls auf Maͤngel, Feh-<lb/>
ler und Unordnungen gruͤnden. So viel ich auch von<lb/>
denen berechneten und bekannt gemachten Laufbahnen<lb/>
der Cometen habe einſehen koͤnnen; ſo ſind ihre Lauf-<lb/>
bahnen ſo weit von dem elliptiſchen Creislaufe der Pla-<lb/>
neten entfernet, daß dieſe letztern niemahls in Gefahr<lb/>ſtehen, von denen Cometen beruͤhret zu werden.</p><lb/><p>Jch muß bey dieſer Gelegenheit eines Umſtandes<lb/>
erwehnen, der mir in der Geſchichte der Cometen ſehr<lb/>
merkwuͤrdig zu ſeyn ſcheinet. Da ich von meinem<lb/>
fuͤnften Jahre an eine ganz unerſaͤttliche Begierde zum<lb/>
Leſen hatte, und mithin meines ſehr fruͤh verſtorbenen<lb/>
Vaters hinterlaſſener Buͤchervorrath durchgeleſen war,<lb/>
ehe ich das Alter von ſieben Jahren erreichet hatte; ſo<lb/>ſuchte ich bey denen benachbarten Dorfpredigern, und<lb/>
faſt in allen Haͤuſern meines kleinen Geburthsſtaͤdtchens<lb/>
Buͤcher zum Durchleſen auf. Auf dieſe Art fielen mir<lb/>
einige alte gedruckte Chronicken von Thuͤringen und ei-<lb/>
nigen anſehnlichen Thuͤringiſchen Staͤdten in die Haͤn-<lb/>
de, davon zum Theil das Titulblatt weggeriſſen, zum<lb/>
Theil aber der Verfaſſer nicht genennet war. Allein,<lb/>
mehr als drey dieſer Chronicken hatten einſtimmig die<lb/>
Nachricht aufgezeichnet, daß im Jahr 1350 ein großer<lb/>
leuchtender Coͤrper an dem Himmel erſchienen waͤre,<lb/>
der denen Augen ſo groß als ein Wagenrad, und viel-<lb/>
mahl groͤßer als der Mond geſchienen haͤtte, jedoch,<lb/>
ohne daß man einen Schweif an ihm bemerket. Die-<lb/>ſer ſcheinende Coͤrper habe viele Naͤchte lang ſeinen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ordent-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[348/0376]
XI. Abſchn. I. Hauptſt.
der Vorſehung gemaͤß geweſen ſey, daß dieſer oder je-
ner Planet auf dieſe Art ſeinen Untergang finden ſollte.
Weiſe Abſichten koͤnnen ſich niemahls auf Maͤngel, Feh-
ler und Unordnungen gruͤnden. So viel ich auch von
denen berechneten und bekannt gemachten Laufbahnen
der Cometen habe einſehen koͤnnen; ſo ſind ihre Lauf-
bahnen ſo weit von dem elliptiſchen Creislaufe der Pla-
neten entfernet, daß dieſe letztern niemahls in Gefahr
ſtehen, von denen Cometen beruͤhret zu werden.
Jch muß bey dieſer Gelegenheit eines Umſtandes
erwehnen, der mir in der Geſchichte der Cometen ſehr
merkwuͤrdig zu ſeyn ſcheinet. Da ich von meinem
fuͤnften Jahre an eine ganz unerſaͤttliche Begierde zum
Leſen hatte, und mithin meines ſehr fruͤh verſtorbenen
Vaters hinterlaſſener Buͤchervorrath durchgeleſen war,
ehe ich das Alter von ſieben Jahren erreichet hatte; ſo
ſuchte ich bey denen benachbarten Dorfpredigern, und
faſt in allen Haͤuſern meines kleinen Geburthsſtaͤdtchens
Buͤcher zum Durchleſen auf. Auf dieſe Art fielen mir
einige alte gedruckte Chronicken von Thuͤringen und ei-
nigen anſehnlichen Thuͤringiſchen Staͤdten in die Haͤn-
de, davon zum Theil das Titulblatt weggeriſſen, zum
Theil aber der Verfaſſer nicht genennet war. Allein,
mehr als drey dieſer Chronicken hatten einſtimmig die
Nachricht aufgezeichnet, daß im Jahr 1350 ein großer
leuchtender Coͤrper an dem Himmel erſchienen waͤre,
der denen Augen ſo groß als ein Wagenrad, und viel-
mahl groͤßer als der Mond geſchienen haͤtte, jedoch,
ohne daß man einen Schweif an ihm bemerket. Die-
ſer ſcheinende Coͤrper habe viele Naͤchte lang ſeinen
ordent-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/376>, abgerufen am 19.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.