bels verspotten, daß die Cometen Unglückspropheten seyn sollen.
Es ist wahr, wenn ein Comet unsern Erdcörper, oder einen andern Planeten in seiner Laufbahn berüh- ren, oder nur durch den Dunstcreis desselben gehen sollte; so würden ganz erstaunliche Verwüstungen auf der Oberfläche des Planeten entstehen, die, wo nicht den gänzlichen Untergang und Zertrümmerung des Pla- neten, dennoch das Verderben aller lebendigen Ge- schöpfe auf demselben, der Fische ausgenommen, nach sich ziehen würden. Allein, wenn die Cometen Him- melscörper sind, die zu unserm und keinem andern Sonnensystem gehören, die ihre regulmäßige Laufbahn um unsere Sonne haben, eine Laufbahn, die eben auf so sichern und unveränderlichen Gesetzen beruhet, als die Laufbahn der Planeten; wie man denn von diesem allen im voraus vernünftiger Weise die wahrscheinlich- ste Vermuthung haben muß; so kann man auch von der unendlichen Weisheit des allmächtigen Uhrhebers der Natur gewiß versichert seyn, daß er die zweyerley verschiedenen ganz entgegengesetzten Richtungen, in welchen die Planeten und Cometen ihren Lauf um die Sonne bewerkstelligen, dergestalt eingerichtet haben wird, daß diese zweyerley Himmelscörper in ihrer Lauf- bahn einander niemahls nahe begegnen, oder gar be- rühren. Eine solche nahe Begegnung oder Berüh- rung wäre unleugbar ein großes Gebrechen, ein offen- barer Fehler, und eine sichtbare Unordnung in der Einrichtung eines Sonnensystems; und wie kann man diese einem unendlich weisen Schöpfer zutrauen? Ver- geblich würde man sagen, daß es der weisen Absicht
der
Vom Sonnenſyſtem.
bels verſpotten, daß die Cometen Ungluͤckspropheten ſeyn ſollen.
Es iſt wahr, wenn ein Comet unſern Erdcoͤrper, oder einen andern Planeten in ſeiner Laufbahn beruͤh- ren, oder nur durch den Dunſtcreis deſſelben gehen ſollte; ſo wuͤrden ganz erſtaunliche Verwuͤſtungen auf der Oberflaͤche des Planeten entſtehen, die, wo nicht den gaͤnzlichen Untergang und Zertruͤmmerung des Pla- neten, dennoch das Verderben aller lebendigen Ge- ſchoͤpfe auf demſelben, der Fiſche ausgenommen, nach ſich ziehen wuͤrden. Allein, wenn die Cometen Him- melscoͤrper ſind, die zu unſerm und keinem andern Sonnenſyſtem gehoͤren, die ihre regulmaͤßige Laufbahn um unſere Sonne haben, eine Laufbahn, die eben auf ſo ſichern und unveraͤnderlichen Geſetzen beruhet, als die Laufbahn der Planeten; wie man denn von dieſem allen im voraus vernuͤnftiger Weiſe die wahrſcheinlich- ſte Vermuthung haben muß; ſo kann man auch von der unendlichen Weisheit des allmaͤchtigen Uhrhebers der Natur gewiß verſichert ſeyn, daß er die zweyerley verſchiedenen ganz entgegengeſetzten Richtungen, in welchen die Planeten und Cometen ihren Lauf um die Sonne bewerkſtelligen, dergeſtalt eingerichtet haben wird, daß dieſe zweyerley Himmelscoͤrper in ihrer Lauf- bahn einander niemahls nahe begegnen, oder gar be- ruͤhren. Eine ſolche nahe Begegnung oder Beruͤh- rung waͤre unleugbar ein großes Gebrechen, ein offen- barer Fehler, und eine ſichtbare Unordnung in der Einrichtung eines Sonnenſyſtems; und wie kann man dieſe einem unendlich weiſen Schoͤpfer zutrauen? Ver- geblich wuͤrde man ſagen, daß es der weiſen Abſicht
der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0375"n="347"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vom Sonnenſyſtem.</hi></fw><lb/>
bels verſpotten, daß die Cometen Ungluͤckspropheten<lb/>ſeyn ſollen.</p><lb/><p>Es iſt wahr, wenn ein Comet unſern Erdcoͤrper,<lb/>
oder einen andern Planeten in ſeiner Laufbahn beruͤh-<lb/>
ren, oder nur durch den Dunſtcreis deſſelben gehen<lb/>ſollte; ſo wuͤrden ganz erſtaunliche Verwuͤſtungen auf<lb/>
der Oberflaͤche des Planeten entſtehen, die, wo nicht<lb/>
den gaͤnzlichen Untergang und Zertruͤmmerung des Pla-<lb/>
neten, dennoch das Verderben aller lebendigen Ge-<lb/>ſchoͤpfe auf demſelben, der Fiſche ausgenommen, nach<lb/>ſich ziehen wuͤrden. Allein, wenn die Cometen Him-<lb/>
melscoͤrper ſind, die zu unſerm und keinem andern<lb/>
Sonnenſyſtem gehoͤren, die ihre regulmaͤßige Laufbahn<lb/>
um unſere Sonne haben, eine Laufbahn, die eben auf<lb/>ſo ſichern und unveraͤnderlichen Geſetzen beruhet, als<lb/>
die Laufbahn der Planeten; wie man denn von dieſem<lb/>
allen im voraus vernuͤnftiger Weiſe die wahrſcheinlich-<lb/>ſte Vermuthung haben muß; ſo kann man auch von<lb/>
der unendlichen Weisheit des allmaͤchtigen Uhrhebers<lb/>
der Natur gewiß verſichert ſeyn, daß er die zweyerley<lb/>
verſchiedenen ganz entgegengeſetzten Richtungen, in<lb/>
welchen die Planeten und Cometen ihren Lauf um die<lb/>
Sonne bewerkſtelligen, dergeſtalt eingerichtet haben<lb/>
wird, daß dieſe zweyerley Himmelscoͤrper in ihrer Lauf-<lb/>
bahn einander niemahls nahe begegnen, oder gar be-<lb/>
ruͤhren. Eine ſolche nahe Begegnung oder Beruͤh-<lb/>
rung waͤre unleugbar ein großes Gebrechen, ein offen-<lb/>
barer Fehler, und eine ſichtbare Unordnung in der<lb/>
Einrichtung eines Sonnenſyſtems; und wie kann man<lb/>
dieſe einem unendlich weiſen Schoͤpfer zutrauen? Ver-<lb/>
geblich wuͤrde man ſagen, daß es der weiſen Abſicht<lb/><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[347/0375]
Vom Sonnenſyſtem.
bels verſpotten, daß die Cometen Ungluͤckspropheten
ſeyn ſollen.
Es iſt wahr, wenn ein Comet unſern Erdcoͤrper,
oder einen andern Planeten in ſeiner Laufbahn beruͤh-
ren, oder nur durch den Dunſtcreis deſſelben gehen
ſollte; ſo wuͤrden ganz erſtaunliche Verwuͤſtungen auf
der Oberflaͤche des Planeten entſtehen, die, wo nicht
den gaͤnzlichen Untergang und Zertruͤmmerung des Pla-
neten, dennoch das Verderben aller lebendigen Ge-
ſchoͤpfe auf demſelben, der Fiſche ausgenommen, nach
ſich ziehen wuͤrden. Allein, wenn die Cometen Him-
melscoͤrper ſind, die zu unſerm und keinem andern
Sonnenſyſtem gehoͤren, die ihre regulmaͤßige Laufbahn
um unſere Sonne haben, eine Laufbahn, die eben auf
ſo ſichern und unveraͤnderlichen Geſetzen beruhet, als
die Laufbahn der Planeten; wie man denn von dieſem
allen im voraus vernuͤnftiger Weiſe die wahrſcheinlich-
ſte Vermuthung haben muß; ſo kann man auch von
der unendlichen Weisheit des allmaͤchtigen Uhrhebers
der Natur gewiß verſichert ſeyn, daß er die zweyerley
verſchiedenen ganz entgegengeſetzten Richtungen, in
welchen die Planeten und Cometen ihren Lauf um die
Sonne bewerkſtelligen, dergeſtalt eingerichtet haben
wird, daß dieſe zweyerley Himmelscoͤrper in ihrer Lauf-
bahn einander niemahls nahe begegnen, oder gar be-
ruͤhren. Eine ſolche nahe Begegnung oder Beruͤh-
rung waͤre unleugbar ein großes Gebrechen, ein offen-
barer Fehler, und eine ſichtbare Unordnung in der
Einrichtung eines Sonnenſyſtems; und wie kann man
dieſe einem unendlich weiſen Schoͤpfer zutrauen? Ver-
geblich wuͤrde man ſagen, daß es der weiſen Abſicht
der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/375>, abgerufen am 19.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.