Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

VIII. Abschn. Von den Versteinerungen
Hieraus erhellet, wie unbegreiflich zart und fein die
Theile seyn müssen, wodurch die Versteinerung bewir-
ket und zu Stande gebracht wird. Denn wenn die-
ses nicht wäre; so würde sich die Natur durch die in
den äußern Theilen des Holzes zuerst anfangende Ver-
steinerung selbst den Weg versperren, damit bis in
das Jnnere des Holzes fortzugehen, und ihr Werk
durchaus zu Stande zu bringen.

Man darf nur über diese Begebenheit einige Be-
trachtungen anstellen; so wird man nicht zweifeln kön-
nen, daß die Natur eine sehr lange Zeit nöthig habe,
um die Versteinerung sehr starker Stämme zu Stande
zu bringen. Nach einer ohngefähren Berechnung
würde dieser nur sehr mäßige Pfahl noch über zehntau-
send Jahr in der Donau haben stehen müssen, ehe der-
selbe zu einem vollkommen schönen Achat versteinert
worden wäre. Wie lange Zeit also muß nicht erfor-
dert werden, ehe ein so starker Stamm, der über drey
Fuß im Durchmesser hat, von der Versteinerung
gänzlich durchdrungen und in den schönsten Achat ver-
wandelt wird? Gewiß können hunderttausend Jahre
dazu kaum zureichend seyn.

Man kann freylich die Einwendung machen, daß
ein Wasser vor dem andern immer geschickter sey, zu
versteinern, und die Versteinerung zu beschleunigen.
Allein, wenn die allerzartesten irrdischen Theilchen, so
das Wasser bey sich führet, lediglich die wirkende Uhr-
sache von der Versteinerung sind, wie man davon
durch viele ungezweifelte Gründe und Beyspiele sich
versichert halten kann; so sollte man vernünftiger

Weise

VIII. Abſchn. Von den Verſteinerungen
Hieraus erhellet, wie unbegreiflich zart und fein die
Theile ſeyn muͤſſen, wodurch die Verſteinerung bewir-
ket und zu Stande gebracht wird. Denn wenn die-
ſes nicht waͤre; ſo wuͤrde ſich die Natur durch die in
den aͤußern Theilen des Holzes zuerſt anfangende Ver-
ſteinerung ſelbſt den Weg verſperren, damit bis in
das Jnnere des Holzes fortzugehen, und ihr Werk
durchaus zu Stande zu bringen.

Man darf nur uͤber dieſe Begebenheit einige Be-
trachtungen anſtellen; ſo wird man nicht zweifeln koͤn-
nen, daß die Natur eine ſehr lange Zeit noͤthig habe,
um die Verſteinerung ſehr ſtarker Staͤmme zu Stande
zu bringen. Nach einer ohngefaͤhren Berechnung
wuͤrde dieſer nur ſehr maͤßige Pfahl noch uͤber zehntau-
ſend Jahr in der Donau haben ſtehen muͤſſen, ehe der-
ſelbe zu einem vollkommen ſchoͤnen Achat verſteinert
worden waͤre. Wie lange Zeit alſo muß nicht erfor-
dert werden, ehe ein ſo ſtarker Stamm, der uͤber drey
Fuß im Durchmeſſer hat, von der Verſteinerung
gaͤnzlich durchdrungen und in den ſchoͤnſten Achat ver-
wandelt wird? Gewiß koͤnnen hunderttauſend Jahre
dazu kaum zureichend ſeyn.

Man kann freylich die Einwendung machen, daß
ein Waſſer vor dem andern immer geſchickter ſey, zu
verſteinern, und die Verſteinerung zu beſchleunigen.
Allein, wenn die allerzarteſten irrdiſchen Theilchen, ſo
das Waſſer bey ſich fuͤhret, lediglich die wirkende Uhr-
ſache von der Verſteinerung ſind, wie man davon
durch viele ungezweifelte Gruͤnde und Beyſpiele ſich
verſichert halten kann; ſo ſollte man vernuͤnftiger

Weiſe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0298" n="270"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VIII.</hi> Ab&#x017F;chn. Von den Ver&#x017F;teinerungen</hi></fw><lb/>
Hieraus erhellet, wie unbegreiflich zart und fein die<lb/>
Theile &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wodurch die Ver&#x017F;teinerung bewir-<lb/>
ket und zu Stande gebracht wird. Denn wenn die-<lb/>
&#x017F;es nicht wa&#x0364;re; &#x017F;o wu&#x0364;rde &#x017F;ich die Natur durch die in<lb/>
den a&#x0364;ußern Theilen des Holzes zuer&#x017F;t anfangende Ver-<lb/>
&#x017F;teinerung &#x017F;elb&#x017F;t den Weg ver&#x017F;perren, damit bis in<lb/>
das Jnnere des Holzes fortzugehen, und ihr Werk<lb/>
durchaus zu Stande zu bringen.</p><lb/>
          <p>Man darf nur u&#x0364;ber die&#x017F;e Begebenheit einige Be-<lb/>
trachtungen an&#x017F;tellen; &#x017F;o wird man nicht zweifeln ko&#x0364;n-<lb/>
nen, daß die Natur eine &#x017F;ehr lange Zeit no&#x0364;thig habe,<lb/>
um die Ver&#x017F;teinerung &#x017F;ehr &#x017F;tarker Sta&#x0364;mme zu Stande<lb/>
zu bringen. Nach einer ohngefa&#x0364;hren Berechnung<lb/>
wu&#x0364;rde die&#x017F;er nur &#x017F;ehr ma&#x0364;ßige Pfahl noch u&#x0364;ber zehntau-<lb/>
&#x017F;end Jahr in der Donau haben &#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, ehe der-<lb/>
&#x017F;elbe zu einem vollkommen &#x017F;cho&#x0364;nen Achat ver&#x017F;teinert<lb/>
worden wa&#x0364;re. Wie lange Zeit al&#x017F;o muß nicht erfor-<lb/>
dert werden, ehe ein &#x017F;o &#x017F;tarker Stamm, der u&#x0364;ber drey<lb/>
Fuß im Durchme&#x017F;&#x017F;er hat, von der Ver&#x017F;teinerung<lb/>
ga&#x0364;nzlich durchdrungen und in den &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Achat ver-<lb/>
wandelt wird? Gewiß ko&#x0364;nnen hunderttau&#x017F;end Jahre<lb/>
dazu kaum zureichend &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p>Man kann freylich die Einwendung machen, daß<lb/>
ein Wa&#x017F;&#x017F;er vor dem andern immer ge&#x017F;chickter &#x017F;ey, zu<lb/>
ver&#x017F;teinern, und die Ver&#x017F;teinerung zu be&#x017F;chleunigen.<lb/>
Allein, wenn die allerzarte&#x017F;ten irrdi&#x017F;chen Theilchen, &#x017F;o<lb/>
das Wa&#x017F;&#x017F;er bey &#x017F;ich fu&#x0364;hret, lediglich die wirkende Uhr-<lb/>
&#x017F;ache von der Ver&#x017F;teinerung &#x017F;ind, wie man davon<lb/>
durch viele ungezweifelte Gru&#x0364;nde und Bey&#x017F;piele &#x017F;ich<lb/>
ver&#x017F;ichert halten kann; &#x017F;o &#x017F;ollte man vernu&#x0364;nftiger<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wei&#x017F;e</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[270/0298] VIII. Abſchn. Von den Verſteinerungen Hieraus erhellet, wie unbegreiflich zart und fein die Theile ſeyn muͤſſen, wodurch die Verſteinerung bewir- ket und zu Stande gebracht wird. Denn wenn die- ſes nicht waͤre; ſo wuͤrde ſich die Natur durch die in den aͤußern Theilen des Holzes zuerſt anfangende Ver- ſteinerung ſelbſt den Weg verſperren, damit bis in das Jnnere des Holzes fortzugehen, und ihr Werk durchaus zu Stande zu bringen. Man darf nur uͤber dieſe Begebenheit einige Be- trachtungen anſtellen; ſo wird man nicht zweifeln koͤn- nen, daß die Natur eine ſehr lange Zeit noͤthig habe, um die Verſteinerung ſehr ſtarker Staͤmme zu Stande zu bringen. Nach einer ohngefaͤhren Berechnung wuͤrde dieſer nur ſehr maͤßige Pfahl noch uͤber zehntau- ſend Jahr in der Donau haben ſtehen muͤſſen, ehe der- ſelbe zu einem vollkommen ſchoͤnen Achat verſteinert worden waͤre. Wie lange Zeit alſo muß nicht erfor- dert werden, ehe ein ſo ſtarker Stamm, der uͤber drey Fuß im Durchmeſſer hat, von der Verſteinerung gaͤnzlich durchdrungen und in den ſchoͤnſten Achat ver- wandelt wird? Gewiß koͤnnen hunderttauſend Jahre dazu kaum zureichend ſeyn. Man kann freylich die Einwendung machen, daß ein Waſſer vor dem andern immer geſchickter ſey, zu verſteinern, und die Verſteinerung zu beſchleunigen. Allein, wenn die allerzarteſten irrdiſchen Theilchen, ſo das Waſſer bey ſich fuͤhret, lediglich die wirkende Uhr- ſache von der Verſteinerung ſind, wie man davon durch viele ungezweifelte Gruͤnde und Beyſpiele ſich verſichert halten kann; ſo ſollte man vernuͤnftiger Weiſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/298
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/298>, abgerufen am 09.05.2024.