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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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V. Abschn. Von der ehemahligen Veränderung
in seiner Laufbahn unendlich mehr verkürzet werden.
Es ist dieses ohne große Schwürigkeit gar leicht einzu-
sehen, indem ein eyförmiger Cörper zu geschwindem
Fortlauf und Fortrollen um seine eigene Axe vielweni-
ger geschickt ist, als ein runder Cörper, oder als ein
Cörper, der auf beyden Seiten etwas platt eingedrückt
ist. Dieses sah auch der große Newton ohnfehlbar
ein, als er durch seine Betrachtungen herausbrachte,
daß der Erdcörper keine eyförmige Figur haben kön-
ne, sondern an beyden Polen etwas platt und einge-
drückt seyn müsse.

Jn der That glaube ich, daß der Erdcörper seiner na-
türlichen Beschaffenheit nach gar bald eben die Figur an-
nehmen müsse, die zu seiner Bewegung um seine eigene
Axe und zu seinem Laufe um die Sonne am geschicktesten
ist. Dieser Cörper bestehet keinesweges aus einer festen
auf das allergenaueste in allen seinen Theilen vereinig-
ten Masse.

Er ist bis in seinen Mittelpunct mit einer unge-
heuren Menge von Wässern, sehr verschiedenen Ma-
terien, Hohlungen und dergleichen vermischet; dieses
zeiget die Erfahrung, so bald wir durch die Arbeiten der
Bergleute nur etwas tief in den Erdcörper eintringen;
ganze Ströhme von Wässern, ganze Seen und große
Zwischenräume von einer nicht sehr festen und harten
Materie befinden sich in seinem Jnnern. Diese Ströh-
me von Wässern scheinen in einer sehr weiten Entfer-
nung einen Zusammenhang und Gemeinschaft mit ein-
ander zu haben. Die merkwürdige Naturbegebenheit
des großen Erdbebens zu Lissabon hat uns hierinnen
sehr überzeugende Beweise an die Hand gegeben. Zu
eben der Zeit, als sich dieses große Erdbeben zu Lissa-

bon

V. Abſchn. Von der ehemahligen Veraͤnderung
in ſeiner Laufbahn unendlich mehr verkuͤrzet werden.
Es iſt dieſes ohne große Schwuͤrigkeit gar leicht einzu-
ſehen, indem ein eyfoͤrmiger Coͤrper zu geſchwindem
Fortlauf und Fortrollen um ſeine eigene Axe vielweni-
ger geſchickt iſt, als ein runder Coͤrper, oder als ein
Coͤrper, der auf beyden Seiten etwas platt eingedruͤckt
iſt. Dieſes ſah auch der große Newton ohnfehlbar
ein, als er durch ſeine Betrachtungen herausbrachte,
daß der Erdcoͤrper keine eyfoͤrmige Figur haben koͤn-
ne, ſondern an beyden Polen etwas platt und einge-
druͤckt ſeyn muͤſſe.

Jn der That glaube ich, daß der Erdcoͤrper ſeiner na-
tuͤrlichen Beſchaffenheit nach gar bald eben die Figur an-
nehmen muͤſſe, die zu ſeiner Bewegung um ſeine eigene
Axe und zu ſeinem Laufe um die Sonne am geſchickteſten
iſt. Dieſer Coͤrper beſtehet keinesweges aus einer feſten
auf das allergenaueſte in allen ſeinen Theilen vereinig-
ten Maſſe.

Er iſt bis in ſeinen Mittelpunct mit einer unge-
heuren Menge von Waͤſſern, ſehr verſchiedenen Ma-
terien, Hohlungen und dergleichen vermiſchet; dieſes
zeiget die Erfahrung, ſo bald wir durch die Arbeiten der
Bergleute nur etwas tief in den Erdcoͤrper eintringen;
ganze Stroͤhme von Waͤſſern, ganze Seen und große
Zwiſchenraͤume von einer nicht ſehr feſten und harten
Materie befinden ſich in ſeinem Jnnern. Dieſe Stroͤh-
me von Waͤſſern ſcheinen in einer ſehr weiten Entfer-
nung einen Zuſammenhang und Gemeinſchaft mit ein-
ander zu haben. Die merkwuͤrdige Naturbegebenheit
des großen Erdbebens zu Liſſabon hat uns hierinnen
ſehr uͤberzeugende Beweiſe an die Hand gegeben. Zu
eben der Zeit, als ſich dieſes große Erdbeben zu Liſſa-

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[180/0208] V. Abſchn. Von der ehemahligen Veraͤnderung in ſeiner Laufbahn unendlich mehr verkuͤrzet werden. Es iſt dieſes ohne große Schwuͤrigkeit gar leicht einzu- ſehen, indem ein eyfoͤrmiger Coͤrper zu geſchwindem Fortlauf und Fortrollen um ſeine eigene Axe vielweni- ger geſchickt iſt, als ein runder Coͤrper, oder als ein Coͤrper, der auf beyden Seiten etwas platt eingedruͤckt iſt. Dieſes ſah auch der große Newton ohnfehlbar ein, als er durch ſeine Betrachtungen herausbrachte, daß der Erdcoͤrper keine eyfoͤrmige Figur haben koͤn- ne, ſondern an beyden Polen etwas platt und einge- druͤckt ſeyn muͤſſe. Jn der That glaube ich, daß der Erdcoͤrper ſeiner na- tuͤrlichen Beſchaffenheit nach gar bald eben die Figur an- nehmen muͤſſe, die zu ſeiner Bewegung um ſeine eigene Axe und zu ſeinem Laufe um die Sonne am geſchickteſten iſt. Dieſer Coͤrper beſtehet keinesweges aus einer feſten auf das allergenaueſte in allen ſeinen Theilen vereinig- ten Maſſe. Er iſt bis in ſeinen Mittelpunct mit einer unge- heuren Menge von Waͤſſern, ſehr verſchiedenen Ma- terien, Hohlungen und dergleichen vermiſchet; dieſes zeiget die Erfahrung, ſo bald wir durch die Arbeiten der Bergleute nur etwas tief in den Erdcoͤrper eintringen; ganze Stroͤhme von Waͤſſern, ganze Seen und große Zwiſchenraͤume von einer nicht ſehr feſten und harten Materie befinden ſich in ſeinem Jnnern. Dieſe Stroͤh- me von Waͤſſern ſcheinen in einer ſehr weiten Entfer- nung einen Zuſammenhang und Gemeinſchaft mit ein- ander zu haben. Die merkwuͤrdige Naturbegebenheit des großen Erdbebens zu Liſſabon hat uns hierinnen ſehr uͤberzeugende Beweiſe an die Hand gegeben. Zu eben der Zeit, als ſich dieſes große Erdbeben zu Liſſa- bon

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/208>, abgerufen am 24.11.2024.