Wenn gewisse Wahrheiten noch unerkannt sind; so ist nichts so leicht, als daß denen Menschen auch die Merkzeichen und Spuhren davon entwischen, weil sie sich gar nicht einfallen lassen, eine gemachte Entde- ckung auf derjenigen Seite zu betrachten, wodurch sie uns zu der unerkannten Wahrheit führen könnten. Jn der That mögen sich in vielen Ländern bereits eine Menge von unterirrdischen Merkzeichen entdecket ha- ben, daß ein solches Land sich ehedem unter einer ganz andern Himmelsgegend befunden habe; und vielleicht würden sich bey mühsamen Durchsuchungen der Schrif- ten der Naturforscher noch viele dergleichen Merkzei- chen ausfindig machen lassen; ich will mich aber be- gnügen, nur noch ein einziges dergleichen Merkzei- chen anzuführen.
Als der vortreffliche Maupertuis zu Erforschung der Figur unsers Erdcörpers mit einigen andern Mit- gliedern der königl. französischen Academie auf Kosten des Königes in Frankreich einen Erdgrad unter dem Nordpole außmaaß; so entdeckte derselbe in dieser der Natur durch die erstaunliche Kälte fast abgestorbenen Gegend ein sehr außerordentliches merkwürdiges stei- nernes Monument, das sowohl seiner äußerlichen Ge- stalt nach, als wegen der darauf eingehauenen Schrist- züge genugsam zu erkennen gab, daß es nicht von der Natur, sondern von Menschenhänden, und vermuth- lich zum Andenken einer gewissen Begebenheit an die- ser Stelle errichtet worden sey. Der Herr von Mau- pertuis hat sich die Mühe gegeben, die Schriftzüge dieser Jnnschrift mit aller möglichen Sorgfalt und Fleiß nachzuzeichnen, und solche in denen Nachrichten
von
V. Abſchn Von der ehemahligen Veraͤnderung
Wenn gewiſſe Wahrheiten noch unerkannt ſind; ſo iſt nichts ſo leicht, als daß denen Menſchen auch die Merkzeichen und Spuhren davon entwiſchen, weil ſie ſich gar nicht einfallen laſſen, eine gemachte Entde- ckung auf derjenigen Seite zu betrachten, wodurch ſie uns zu der unerkannten Wahrheit fuͤhren koͤnnten. Jn der That moͤgen ſich in vielen Laͤndern bereits eine Menge von unterirrdiſchen Merkzeichen entdecket ha- ben, daß ein ſolches Land ſich ehedem unter einer ganz andern Himmelsgegend befunden habe; und vielleicht wuͤrden ſich bey muͤhſamen Durchſuchungen der Schrif- ten der Naturforſcher noch viele dergleichen Merkzei- chen ausfindig machen laſſen; ich will mich aber be- gnuͤgen, nur noch ein einziges dergleichen Merkzei- chen anzufuͤhren.
Als der vortreffliche Maupertuis zu Erforſchung der Figur unſers Erdcoͤrpers mit einigen andern Mit- gliedern der koͤnigl. franzoͤſiſchen Academie auf Koſten des Koͤniges in Frankreich einen Erdgrad unter dem Nordpole außmaaß; ſo entdeckte derſelbe in dieſer der Natur durch die erſtaunliche Kaͤlte faſt abgeſtorbenen Gegend ein ſehr außerordentliches merkwuͤrdiges ſtei- nernes Monument, das ſowohl ſeiner aͤußerlichen Ge- ſtalt nach, als wegen der darauf eingehauenen Schriſt- zuͤge genugſam zu erkennen gab, daß es nicht von der Natur, ſondern von Menſchenhaͤnden, und vermuth- lich zum Andenken einer gewiſſen Begebenheit an die- ſer Stelle errichtet worden ſey. Der Herr von Mau- pertuis hat ſich die Muͤhe gegeben, die Schriftzuͤge dieſer Jnnſchrift mit aller moͤglichen Sorgfalt und Fleiß nachzuzeichnen, und ſolche in denen Nachrichten
von
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0200"n="172"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">V.</hi> Abſchn Von der ehemahligen Veraͤnderung</hi></fw><lb/><p>Wenn gewiſſe Wahrheiten noch unerkannt ſind; ſo<lb/>
iſt nichts ſo leicht, als daß denen Menſchen auch die<lb/>
Merkzeichen und Spuhren davon entwiſchen, weil ſie<lb/>ſich gar nicht einfallen laſſen, eine gemachte Entde-<lb/>
ckung auf derjenigen Seite zu betrachten, wodurch ſie<lb/>
uns zu der unerkannten Wahrheit fuͤhren koͤnnten.<lb/>
Jn der That moͤgen ſich in vielen Laͤndern bereits eine<lb/>
Menge von unterirrdiſchen Merkzeichen entdecket ha-<lb/>
ben, daß ein ſolches Land ſich ehedem unter einer ganz<lb/>
andern Himmelsgegend befunden habe; und vielleicht<lb/>
wuͤrden ſich bey muͤhſamen Durchſuchungen der Schrif-<lb/>
ten der Naturforſcher noch viele dergleichen Merkzei-<lb/>
chen ausfindig machen laſſen; ich will mich aber be-<lb/>
gnuͤgen, nur noch ein einziges dergleichen Merkzei-<lb/>
chen anzufuͤhren.</p><lb/><p>Als der vortreffliche <hirendition="#fr">Maupertuis</hi> zu Erforſchung<lb/>
der Figur unſers Erdcoͤrpers mit einigen andern Mit-<lb/>
gliedern der koͤnigl. franzoͤſiſchen Academie auf Koſten<lb/>
des Koͤniges in Frankreich einen Erdgrad unter dem<lb/>
Nordpole außmaaß; ſo entdeckte derſelbe in dieſer der<lb/>
Natur durch die erſtaunliche Kaͤlte faſt abgeſtorbenen<lb/>
Gegend ein ſehr außerordentliches merkwuͤrdiges ſtei-<lb/>
nernes Monument, das ſowohl ſeiner aͤußerlichen Ge-<lb/>ſtalt nach, als wegen der darauf eingehauenen Schriſt-<lb/>
zuͤge genugſam zu erkennen gab, daß es nicht von der<lb/>
Natur, ſondern von Menſchenhaͤnden, und vermuth-<lb/>
lich zum Andenken einer gewiſſen Begebenheit an die-<lb/>ſer Stelle errichtet worden ſey. Der Herr von <hirendition="#fr">Mau-<lb/>
pertuis</hi> hat ſich die Muͤhe gegeben, die Schriftzuͤge<lb/>
dieſer Jnnſchrift mit aller moͤglichen Sorgfalt und<lb/>
Fleiß nachzuzeichnen, und ſolche in denen Nachrichten<lb/><fwplace="bottom"type="catch">von</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[172/0200]
V. Abſchn Von der ehemahligen Veraͤnderung
Wenn gewiſſe Wahrheiten noch unerkannt ſind; ſo
iſt nichts ſo leicht, als daß denen Menſchen auch die
Merkzeichen und Spuhren davon entwiſchen, weil ſie
ſich gar nicht einfallen laſſen, eine gemachte Entde-
ckung auf derjenigen Seite zu betrachten, wodurch ſie
uns zu der unerkannten Wahrheit fuͤhren koͤnnten.
Jn der That moͤgen ſich in vielen Laͤndern bereits eine
Menge von unterirrdiſchen Merkzeichen entdecket ha-
ben, daß ein ſolches Land ſich ehedem unter einer ganz
andern Himmelsgegend befunden habe; und vielleicht
wuͤrden ſich bey muͤhſamen Durchſuchungen der Schrif-
ten der Naturforſcher noch viele dergleichen Merkzei-
chen ausfindig machen laſſen; ich will mich aber be-
gnuͤgen, nur noch ein einziges dergleichen Merkzei-
chen anzufuͤhren.
Als der vortreffliche Maupertuis zu Erforſchung
der Figur unſers Erdcoͤrpers mit einigen andern Mit-
gliedern der koͤnigl. franzoͤſiſchen Academie auf Koſten
des Koͤniges in Frankreich einen Erdgrad unter dem
Nordpole außmaaß; ſo entdeckte derſelbe in dieſer der
Natur durch die erſtaunliche Kaͤlte faſt abgeſtorbenen
Gegend ein ſehr außerordentliches merkwuͤrdiges ſtei-
nernes Monument, das ſowohl ſeiner aͤußerlichen Ge-
ſtalt nach, als wegen der darauf eingehauenen Schriſt-
zuͤge genugſam zu erkennen gab, daß es nicht von der
Natur, ſondern von Menſchenhaͤnden, und vermuth-
lich zum Andenken einer gewiſſen Begebenheit an die-
ſer Stelle errichtet worden ſey. Der Herr von Mau-
pertuis hat ſich die Muͤhe gegeben, die Schriftzuͤge
dieſer Jnnſchrift mit aller moͤglichen Sorgfalt und
Fleiß nachzuzeichnen, und ſolche in denen Nachrichten
von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/200>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.