Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

V. Abschn. Von der ehemahligen Veränderung
die Elephanten ihren natürlichen Aufenthalt gefun-
den haben c).

Jedoch die Elephantengeribbe sind nicht die einzi-
gen Merkzeichen, daß Teutschland ehedem ein Land ge-
wesen ist, das unter einem sehr heißen Himmelsstri-
che und ohnweit der Linie gelegen hat. Man findet
in denen Schriften der Naturforscher sehr häufige Ver-
steinerungen und Abdrücke von solchen Pflanzenge-
wächsen bemerket d), die in Teutschland aus der Erde
gegraben worden, und die sonst ihrer Natur nach nir-

gends
c) Die Elephantengeribbe sind indessen nicht die einzigen
von solcher Art Thieren, die nur in heißen Läudern ih-
ren natürlichen Aufenthalt haben, und die dennoch in
Teutschland gefunden worden sind. Als man im Jahr
1757 bey der Stadt und Amte Hertzberg im Hannöve-
rischen zufälliger Weise in einen Meerhügel eingrub; so
fand man daselbst eine Menge von Knochen und Gerib-
ben, und als man dieselben von geschickten Naturkündi-
gern untersuchen ließ; so wurde einmüthig davor gehal-
ten, daß sie von derjenigen Art von Thieren wären, die
man Rhinoceros, oder Nasenhorn nennet. Es ist aber
bekannt, daß sich diese Art von Thieren nur in denen
heißesten Ländern und ohnweit der Linie aufhalten.
d) Jn denen Memoires de l'Academie des Sciences de l'An-
nee
1719 liefert der gelehrte Kräuterkundige, der Herr
Jüssieu, eine Abhandlung, worinnen er beschreibet, daß
zu Chaumont, in Lionnols, in einem Schiefergebirge
viele Abdrücke von Kräutern gefunden worden, die aber
nach genauer Untersuchung keinesweges vor solche Kräu-
ter gehalten werden können, die sonst natürlicher Weise
in dem französischen Himmelsstriche erzeuget worden,
sondern man habe befunden, daß sie größtentheils solche
Kräuter- und Pflanzengewächse waren, die nur in den
heißesten Ländern, z. E. in Jndien und ohnweit der Li-
nie zu wachsen pflegen.

V. Abſchn. Von der ehemahligen Veraͤnderung
die Elephanten ihren natuͤrlichen Aufenthalt gefun-
den haben c).

Jedoch die Elephantengeribbe ſind nicht die einzi-
gen Merkzeichen, daß Teutſchland ehedem ein Land ge-
weſen iſt, das unter einem ſehr heißen Himmelsſtri-
che und ohnweit der Linie gelegen hat. Man findet
in denen Schriften der Naturforſcher ſehr haͤufige Ver-
ſteinerungen und Abdruͤcke von ſolchen Pflanzenge-
waͤchſen bemerket d), die in Teutſchland aus der Erde
gegraben worden, und die ſonſt ihrer Natur nach nir-

gends
c) Die Elephantengeribbe ſind indeſſen nicht die einzigen
von ſolcher Art Thieren, die nur in heißen Laͤudern ih-
ren natuͤrlichen Aufenthalt haben, und die dennoch in
Teutſchland gefunden worden ſind. Als man im Jahr
1757 bey der Stadt und Amte Hertzberg im Hannoͤve-
riſchen zufaͤlliger Weiſe in einen Meerhuͤgel eingrub; ſo
fand man daſelbſt eine Menge von Knochen und Gerib-
ben, und als man dieſelben von geſchickten Naturkuͤndi-
gern unterſuchen ließ; ſo wurde einmuͤthig davor gehal-
ten, daß ſie von derjenigen Art von Thieren waͤren, die
man Rhinoceros, oder Naſenhorn nennet. Es iſt aber
bekannt, daß ſich dieſe Art von Thieren nur in denen
heißeſten Laͤndern und ohnweit der Linie aufhalten.
d) Jn denen Memoires de l’Academie des Sciences de l’An-
née
1719 liefert der gelehrte Kraͤuterkundige, der Herr
Jüſſieu, eine Abhandlung, worinnen er beſchreibet, daß
zu Chaumont, in Lionnols, in einem Schiefergebirge
viele Abdruͤcke von Kraͤutern gefunden worden, die aber
nach genauer Unterſuchung keinesweges vor ſolche Kraͤu-
ter gehalten werden koͤnnen, die ſonſt natuͤrlicher Weiſe
in dem franzoͤſiſchen Himmelsſtriche erzeuget worden,
ſondern man habe befunden, daß ſie groͤßtentheils ſolche
Kraͤuter- und Pflanzengewaͤchſe waren, die nur in den
heißeſten Laͤndern, z. E. in Jndien und ohnweit der Li-
nie zu wachſen pflegen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0196" n="168"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">V.</hi> Ab&#x017F;chn. Von der ehemahligen Vera&#x0364;nderung</hi></fw><lb/>
die Elephanten ihren natu&#x0364;rlichen Aufenthalt gefun-<lb/>
den haben <note place="foot" n="c)">Die Elephantengeribbe &#x017F;ind inde&#x017F;&#x017F;en nicht die einzigen<lb/>
von &#x017F;olcher Art Thieren, die nur in heißen La&#x0364;udern ih-<lb/>
ren natu&#x0364;rlichen Aufenthalt haben, und die dennoch in<lb/>
Teut&#x017F;chland gefunden worden &#x017F;ind. Als man im Jahr<lb/>
1757 bey der Stadt und Amte Hertzberg im Hanno&#x0364;ve-<lb/>
ri&#x017F;chen zufa&#x0364;lliger Wei&#x017F;e in einen Meerhu&#x0364;gel eingrub; &#x017F;o<lb/>
fand man da&#x017F;elb&#x017F;t eine Menge von Knochen und Gerib-<lb/>
ben, und als man die&#x017F;elben von ge&#x017F;chickten Naturku&#x0364;ndi-<lb/>
gern unter&#x017F;uchen ließ; &#x017F;o wurde einmu&#x0364;thig davor gehal-<lb/>
ten, daß &#x017F;ie von derjenigen Art von Thieren wa&#x0364;ren, die<lb/>
man <hi rendition="#aq">Rhinoceros,</hi> oder Na&#x017F;enhorn nennet. Es i&#x017F;t aber<lb/>
bekannt, daß &#x017F;ich die&#x017F;e Art von Thieren nur in denen<lb/>
heiße&#x017F;ten La&#x0364;ndern und ohnweit der Linie aufhalten.</note>.</p><lb/>
          <p>Jedoch die Elephantengeribbe &#x017F;ind nicht die einzi-<lb/>
gen Merkzeichen, daß Teut&#x017F;chland ehedem ein Land ge-<lb/>
we&#x017F;en i&#x017F;t, das unter einem &#x017F;ehr heißen Himmels&#x017F;tri-<lb/>
che und ohnweit der Linie gelegen hat. Man findet<lb/>
in denen Schriften der Naturfor&#x017F;cher &#x017F;ehr ha&#x0364;ufige Ver-<lb/>
&#x017F;teinerungen und Abdru&#x0364;cke von &#x017F;olchen Pflanzenge-<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;en bemerket <note place="foot" n="d)">Jn denen <hi rendition="#aq">Memoires de l&#x2019;Academie des Sciences de l&#x2019;An-<lb/>
née</hi> 1719 liefert der gelehrte Kra&#x0364;uterkundige, der Herr<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;&#x017F;ieu,</hi> eine Abhandlung, worinnen er be&#x017F;chreibet, daß<lb/>
zu Chaumont, in Lionnols, in einem Schiefergebirge<lb/>
viele Abdru&#x0364;cke von Kra&#x0364;utern gefunden worden, die aber<lb/>
nach genauer Unter&#x017F;uchung keinesweges vor &#x017F;olche Kra&#x0364;u-<lb/>
ter gehalten werden ko&#x0364;nnen, die &#x017F;on&#x017F;t natu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e<lb/>
in dem franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Himmels&#x017F;triche erzeuget worden,<lb/>
&#x017F;ondern man habe befunden, daß &#x017F;ie gro&#x0364;ßtentheils &#x017F;olche<lb/>
Kra&#x0364;uter- und Pflanzengewa&#x0364;ch&#x017F;e waren, die nur in den<lb/>
heiße&#x017F;ten La&#x0364;ndern, z. E. in Jndien und ohnweit der Li-<lb/>
nie zu wach&#x017F;en pflegen.</note>, die in Teut&#x017F;chland aus der Erde<lb/>
gegraben worden, und die &#x017F;on&#x017F;t ihrer Natur nach nir-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gends</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0196] V. Abſchn. Von der ehemahligen Veraͤnderung die Elephanten ihren natuͤrlichen Aufenthalt gefun- den haben c). Jedoch die Elephantengeribbe ſind nicht die einzi- gen Merkzeichen, daß Teutſchland ehedem ein Land ge- weſen iſt, das unter einem ſehr heißen Himmelsſtri- che und ohnweit der Linie gelegen hat. Man findet in denen Schriften der Naturforſcher ſehr haͤufige Ver- ſteinerungen und Abdruͤcke von ſolchen Pflanzenge- waͤchſen bemerket d), die in Teutſchland aus der Erde gegraben worden, und die ſonſt ihrer Natur nach nir- gends c) Die Elephantengeribbe ſind indeſſen nicht die einzigen von ſolcher Art Thieren, die nur in heißen Laͤudern ih- ren natuͤrlichen Aufenthalt haben, und die dennoch in Teutſchland gefunden worden ſind. Als man im Jahr 1757 bey der Stadt und Amte Hertzberg im Hannoͤve- riſchen zufaͤlliger Weiſe in einen Meerhuͤgel eingrub; ſo fand man daſelbſt eine Menge von Knochen und Gerib- ben, und als man dieſelben von geſchickten Naturkuͤndi- gern unterſuchen ließ; ſo wurde einmuͤthig davor gehal- ten, daß ſie von derjenigen Art von Thieren waͤren, die man Rhinoceros, oder Naſenhorn nennet. Es iſt aber bekannt, daß ſich dieſe Art von Thieren nur in denen heißeſten Laͤndern und ohnweit der Linie aufhalten. d) Jn denen Memoires de l’Academie des Sciences de l’An- née 1719 liefert der gelehrte Kraͤuterkundige, der Herr Jüſſieu, eine Abhandlung, worinnen er beſchreibet, daß zu Chaumont, in Lionnols, in einem Schiefergebirge viele Abdruͤcke von Kraͤutern gefunden worden, die aber nach genauer Unterſuchung keinesweges vor ſolche Kraͤu- ter gehalten werden koͤnnen, die ſonſt natuͤrlicher Weiſe in dem franzoͤſiſchen Himmelsſtriche erzeuget worden, ſondern man habe befunden, daß ſie groͤßtentheils ſolche Kraͤuter- und Pflanzengewaͤchſe waren, die nur in den heißeſten Laͤndern, z. E. in Jndien und ohnweit der Li- nie zu wachſen pflegen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/196
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/196>, abgerufen am 01.05.2024.