Was aber noch mehr beweiset, daß die Elephan- tengeribbe in Teutschland nicht von den Kriegern der Römer in unserm Vaterlande herzuleiten sind; so hat man in der Grafschaft Jsenburg ein Elephantenge- ribbe unter einem Stücke Felsen gefunden, der mehr als einige hundert Zentner ausgemacht hat. Gewiß, man müßte große Lust haben, sich Chimären einzubil- den, wenn man glaubte, daß die Römer sich die Mü- he gegeben hätten, diesen Felsen mit großer Arbeit zu untergraben, um einen Elephantencörper darunter zu verbergen, oder daß sie das Grab des Elephanten her- nach mit einem so ungeheuren Felsen bedecket hätten, eine Arbeit, die, so lächerlich und unnütze sie auch war, nicht einmahl hätte bewerkstelliget werden können.
Diejenigen Gelehrten, welche das Ungereimte von der Meynung eingesehen haben, wenn man die vorgefundenen Elephantengeribbe auf die Rechnung der römischen Feldzüge in Teutschland schreiben will, ha- ben gemeiniglich ihre Zuflucht zu der Sündfluth ge- nommen, um das Daseyn dieser Geribbe in Teutsch- land zu erklähren. Sie haben geglaubt, daß die in den heißen Ländern ohnweit der Linie durch die Sünd- fluth ersäuften Elephantencörper durch die Gewalt der Wasser und der Wellen bey der Sündfluth aus ihrem natürlichen Vaterlande bis nach Teutschland geführet und getrieben, durch den Schlamm der Sündfluth aber bedecket worden wären. Diese Meynung hat aber in der That keinen stärkern Grund, als die vori- ge; so bald man nur die Umstände der Sache und die große Entlegenheit der Länder, aus welchen die Ele-
phanten-
V. Abſchn. Von der ehemahligen Veraͤnderung
Was aber noch mehr beweiſet, daß die Elephan- tengeribbe in Teutſchland nicht von den Kriegern der Roͤmer in unſerm Vaterlande herzuleiten ſind; ſo hat man in der Grafſchaft Jſenburg ein Elephantenge- ribbe unter einem Stuͤcke Felſen gefunden, der mehr als einige hundert Zentner ausgemacht hat. Gewiß, man muͤßte große Luſt haben, ſich Chimaͤren einzubil- den, wenn man glaubte, daß die Roͤmer ſich die Muͤ- he gegeben haͤtten, dieſen Felſen mit großer Arbeit zu untergraben, um einen Elephantencoͤrper darunter zu verbergen, oder daß ſie das Grab des Elephanten her- nach mit einem ſo ungeheuren Felſen bedecket haͤtten, eine Arbeit, die, ſo laͤcherlich und unnuͤtze ſie auch war, nicht einmahl haͤtte bewerkſtelliget werden koͤnnen.
Diejenigen Gelehrten, welche das Ungereimte von der Meynung eingeſehen haben, wenn man die vorgefundenen Elephantengeribbe auf die Rechnung der roͤmiſchen Feldzuͤge in Teutſchland ſchreiben will, ha- ben gemeiniglich ihre Zuflucht zu der Suͤndfluth ge- nommen, um das Daſeyn dieſer Geribbe in Teutſch- land zu erklaͤhren. Sie haben geglaubt, daß die in den heißen Laͤndern ohnweit der Linie durch die Suͤnd- fluth erſaͤuften Elephantencoͤrper durch die Gewalt der Waſſer und der Wellen bey der Suͤndfluth aus ihrem natuͤrlichen Vaterlande bis nach Teutſchland gefuͤhret und getrieben, durch den Schlamm der Suͤndfluth aber bedecket worden waͤren. Dieſe Meynung hat aber in der That keinen ſtaͤrkern Grund, als die vori- ge; ſo bald man nur die Umſtaͤnde der Sache und die große Entlegenheit der Laͤnder, aus welchen die Ele-
phanten-
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V. Abſchn. Von der ehemahligen Veraͤnderung
Was aber noch mehr beweiſet, daß die Elephan-
tengeribbe in Teutſchland nicht von den Kriegern der
Roͤmer in unſerm Vaterlande herzuleiten ſind; ſo hat
man in der Grafſchaft Jſenburg ein Elephantenge-
ribbe unter einem Stuͤcke Felſen gefunden, der mehr
als einige hundert Zentner ausgemacht hat. Gewiß,
man muͤßte große Luſt haben, ſich Chimaͤren einzubil-
den, wenn man glaubte, daß die Roͤmer ſich die Muͤ-
he gegeben haͤtten, dieſen Felſen mit großer Arbeit zu
untergraben, um einen Elephantencoͤrper darunter zu
verbergen, oder daß ſie das Grab des Elephanten her-
nach mit einem ſo ungeheuren Felſen bedecket haͤtten,
eine Arbeit, die, ſo laͤcherlich und unnuͤtze ſie auch
war, nicht einmahl haͤtte bewerkſtelliget werden
koͤnnen.
Diejenigen Gelehrten, welche das Ungereimte
von der Meynung eingeſehen haben, wenn man die
vorgefundenen Elephantengeribbe auf die Rechnung der
roͤmiſchen Feldzuͤge in Teutſchland ſchreiben will, ha-
ben gemeiniglich ihre Zuflucht zu der Suͤndfluth ge-
nommen, um das Daſeyn dieſer Geribbe in Teutſch-
land zu erklaͤhren. Sie haben geglaubt, daß die in
den heißen Laͤndern ohnweit der Linie durch die Suͤnd-
fluth erſaͤuften Elephantencoͤrper durch die Gewalt der
Waſſer und der Wellen bey der Suͤndfluth aus ihrem
natuͤrlichen Vaterlande bis nach Teutſchland gefuͤhret
und getrieben, durch den Schlamm der Suͤndfluth
aber bedecket worden waͤren. Dieſe Meynung hat
aber in der That keinen ſtaͤrkern Grund, als die vori-
ge; ſo bald man nur die Umſtaͤnde der Sache und die
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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/192>, abgerufen am 09.11.2024.
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