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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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der Pole und Himmelsgegenden.
phantencörper bis nach Teutschland durch die Wasser
der Sündfluth getrieben seyn sollen, etwas reiflicher
erweget. Jch werde zwar unten in einem besondern
Abschnitte diesen allgemeinen Behelf, die Sündfluth,
womit man so viele äußerliche und unterirrdische Be-
schaffenheiten des Erdcörpers, welche in der That
nichts anders, als dessen sehr hohes und unsere Zeit-
rechnung unermeßlich weit übersteigendes Altertl um
anzeigen, erläutern will, und wodurch man sich selbst
die Augen verblendet, um die Wahrheit nicht zu er-
kennen, allgemein untersuchen und erörtern. Jndes-
sen ist es dennoch nöthig, bey besondern Umständen
und Gelegenheiten diesen Einwand in dem vorhaben-
den Falle besonders abzulehnen. Man darf seiner
Ueberlegung nur vorstellen, daß diejenigen Länder,
worinnen die Elephanten ihrer Natur nach ihren Auf-
enthalt nehmen, wenigstens über zweytausend Meilen
von Teutschland entfernet, und dieses würden noch die
nächsten seyn. Die Länder in Jndien, wo sich die
Elephanten aufzuhalten pflegen, sind wenigstens in
einer Entfernung von viertausend Meilen von Teutsch-
land entlegen. Einen solchen erstaunlichen Weg zu-
rückzulegen, hat ein jedes Schiff wenigstens ein halb
Jahr Zeit nöthig. Man bemerke einmahl, daß ein
solches Schiff vermittelst seiner Bauart, seiner See-
gel, und aller seiner übrigen Beschaffenheiten nach, der-
gestalt und bloß zu dem Endzweck eingerichtet ist, daß
es die Wellen und Fluthen mit der größten Geschwin-
digkeit durchstreichen kann. Man füge hinzu, daß
ein solches Schiff sich bemühet, sich aller und jeder
seiner Laufbahn nur etwas gemäßen Winde zu Nutze

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der Pole und Himmelsgegenden.
phantencoͤrper bis nach Teutſchland durch die Waſſer
der Suͤndfluth getrieben ſeyn ſollen, etwas reiflicher
erweget. Jch werde zwar unten in einem beſondern
Abſchnitte dieſen allgemeinen Behelf, die Suͤndfluth,
womit man ſo viele aͤußerliche und unterirrdiſche Be-
ſchaffenheiten des Erdcoͤrpers, welche in der That
nichts anders, als deſſen ſehr hohes und unſere Zeit-
rechnung unermeßlich weit uͤberſteigendes Altertl um
anzeigen, erlaͤutern will, und wodurch man ſich ſelbſt
die Augen verblendet, um die Wahrheit nicht zu er-
kennen, allgemein unterſuchen und eroͤrtern. Jndeſ-
ſen iſt es dennoch noͤthig, bey beſondern Umſtaͤnden
und Gelegenheiten dieſen Einwand in dem vorhaben-
den Falle beſonders abzulehnen. Man darf ſeiner
Ueberlegung nur vorſtellen, daß diejenigen Laͤnder,
worinnen die Elephanten ihrer Natur nach ihren Auf-
enthalt nehmen, wenigſtens uͤber zweytauſend Meilen
von Teutſchland entfernet, und dieſes wuͤrden noch die
naͤchſten ſeyn. Die Laͤnder in Jndien, wo ſich die
Elephanten aufzuhalten pflegen, ſind wenigſtens in
einer Entfernung von viertauſend Meilen von Teutſch-
land entlegen. Einen ſolchen erſtaunlichen Weg zu-
ruͤckzulegen, hat ein jedes Schiff wenigſtens ein halb
Jahr Zeit noͤthig. Man bemerke einmahl, daß ein
ſolches Schiff vermittelſt ſeiner Bauart, ſeiner See-
gel, und aller ſeiner uͤbrigen Beſchaffenheiten nach, der-
geſtalt und bloß zu dem Endzweck eingerichtet iſt, daß
es die Wellen und Fluthen mit der groͤßten Geſchwin-
digkeit durchſtreichen kann. Man fuͤge hinzu, daß
ein ſolches Schiff ſich bemuͤhet, ſich aller und jeder
ſeiner Laufbahn nur etwas gemaͤßen Winde zu Nutze

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[165/0193] der Pole und Himmelsgegenden. phantencoͤrper bis nach Teutſchland durch die Waſſer der Suͤndfluth getrieben ſeyn ſollen, etwas reiflicher erweget. Jch werde zwar unten in einem beſondern Abſchnitte dieſen allgemeinen Behelf, die Suͤndfluth, womit man ſo viele aͤußerliche und unterirrdiſche Be- ſchaffenheiten des Erdcoͤrpers, welche in der That nichts anders, als deſſen ſehr hohes und unſere Zeit- rechnung unermeßlich weit uͤberſteigendes Altertl um anzeigen, erlaͤutern will, und wodurch man ſich ſelbſt die Augen verblendet, um die Wahrheit nicht zu er- kennen, allgemein unterſuchen und eroͤrtern. Jndeſ- ſen iſt es dennoch noͤthig, bey beſondern Umſtaͤnden und Gelegenheiten dieſen Einwand in dem vorhaben- den Falle beſonders abzulehnen. Man darf ſeiner Ueberlegung nur vorſtellen, daß diejenigen Laͤnder, worinnen die Elephanten ihrer Natur nach ihren Auf- enthalt nehmen, wenigſtens uͤber zweytauſend Meilen von Teutſchland entfernet, und dieſes wuͤrden noch die naͤchſten ſeyn. Die Laͤnder in Jndien, wo ſich die Elephanten aufzuhalten pflegen, ſind wenigſtens in einer Entfernung von viertauſend Meilen von Teutſch- land entlegen. Einen ſolchen erſtaunlichen Weg zu- ruͤckzulegen, hat ein jedes Schiff wenigſtens ein halb Jahr Zeit noͤthig. Man bemerke einmahl, daß ein ſolches Schiff vermittelſt ſeiner Bauart, ſeiner See- gel, und aller ſeiner uͤbrigen Beſchaffenheiten nach, der- geſtalt und bloß zu dem Endzweck eingerichtet iſt, daß es die Wellen und Fluthen mit der groͤßten Geſchwin- digkeit durchſtreichen kann. Man fuͤge hinzu, daß ein ſolches Schiff ſich bemuͤhet, ſich aller und jeder ſeiner Laufbahn nur etwas gemaͤßen Winde zu Nutze zu L 3

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/193>, abgerufen am 01.05.2024.