Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

eine Sonne oder Comet gewesen.
gemachten Einwohner dieser Länder gethan haben, und
beurtheilet beyder Kaiser Betragen gegen einander.
Von der dritten Verwüstung dieser Länder aber,
durch ein eben so erschreckliches Erdbeben, reden
andere Geschichtschreiber eben so umständlich und aus-
führlich.

Obgleich die Gelehrten noch in unsern Zeiten über
die wirkenden Uhrsachen der Erdbeben nicht einig sind;
so verdienen doch diejenigen offenbar wenig Beyfall,
welche die Uhrsachen davon in der Luft suchen. Eine
Uhrsache in der Luft, wenn sie auch noch so mächtig
wäre, könnte zwar die Gebäude bewegen und umstür-
zen; sie könnte aber niemahls den Erdboden unter un-
sern Füßen selbst erschüttern; dieses aber geschiehet
bey denen Erdbeben ganz ungezweifelt. Jch bin in
einem Erdbeben zu Marienzell in Steyermark im
Jahr 1757 selbst gegenwärtig gewesen; und der Erd-
boden wurde dabey so gewaltig erschüttert, daß alle
Leute, die auf einem großen Platze stille standen, da-
von zu Boden fielen. Ueberdies hat man bey recht
großen Erdbeben allemahl bemerket, daß sich die Er-
de in ziemlich großen Spalten geöffnet hat, und Feuer
aus denenselben hervorgebrochen ist. Dieses ist nicht
allein bey denen großen Erdbeben in Klein-Asien im
ersten und zweyten Jahrhunderte nach Christi Geburth
von denen Geschichtschreibern ausdrücklich bemerket
worden; sondern man hat auch eben dieses bey
dem letztern großen Erdbeben in Lissabon wahrge-
nommen.

Dieses
H 3

eine Sonne oder Comet geweſen.
gemachten Einwohner dieſer Laͤnder gethan haben, und
beurtheilet beyder Kaiſer Betragen gegen einander.
Von der dritten Verwuͤſtung dieſer Laͤnder aber,
durch ein eben ſo erſchreckliches Erdbeben, reden
andere Geſchichtſchreiber eben ſo umſtaͤndlich und aus-
fuͤhrlich.

Obgleich die Gelehrten noch in unſern Zeiten uͤber
die wirkenden Uhrſachen der Erdbeben nicht einig ſind;
ſo verdienen doch diejenigen offenbar wenig Beyfall,
welche die Uhrſachen davon in der Luft ſuchen. Eine
Uhrſache in der Luft, wenn ſie auch noch ſo maͤchtig
waͤre, koͤnnte zwar die Gebaͤude bewegen und umſtuͤr-
zen; ſie koͤnnte aber niemahls den Erdboden unter un-
ſern Fuͤßen ſelbſt erſchuͤttern; dieſes aber geſchiehet
bey denen Erdbeben ganz ungezweifelt. Jch bin in
einem Erdbeben zu Marienzell in Steyermark im
Jahr 1757 ſelbſt gegenwaͤrtig geweſen; und der Erd-
boden wurde dabey ſo gewaltig erſchuͤttert, daß alle
Leute, die auf einem großen Platze ſtille ſtanden, da-
von zu Boden fielen. Ueberdies hat man bey recht
großen Erdbeben allemahl bemerket, daß ſich die Er-
de in ziemlich großen Spalten geoͤffnet hat, und Feuer
aus denenſelben hervorgebrochen iſt. Dieſes iſt nicht
allein bey denen großen Erdbeben in Klein-Aſien im
erſten und zweyten Jahrhunderte nach Chriſti Geburth
von denen Geſchichtſchreibern ausdruͤcklich bemerket
worden; ſondern man hat auch eben dieſes bey
dem letztern großen Erdbeben in Liſſabon wahrge-
nommen.

Dieſes
H 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0145" n="117"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">eine Sonne oder Comet gewe&#x017F;en.</hi></fw><lb/>
gemachten Einwohner die&#x017F;er La&#x0364;nder gethan haben, und<lb/>
beurtheilet beyder Kai&#x017F;er Betragen gegen einander.<lb/>
Von der dritten Verwu&#x0364;&#x017F;tung die&#x017F;er La&#x0364;nder aber,<lb/>
durch ein eben &#x017F;o er&#x017F;chreckliches Erdbeben, reden<lb/>
andere Ge&#x017F;chicht&#x017F;chreiber eben &#x017F;o um&#x017F;ta&#x0364;ndlich und aus-<lb/>
fu&#x0364;hrlich.</p><lb/>
          <p>Obgleich die Gelehrten noch in un&#x017F;ern Zeiten u&#x0364;ber<lb/>
die wirkenden Uhr&#x017F;achen der Erdbeben nicht einig &#x017F;ind;<lb/>
&#x017F;o verdienen doch diejenigen offenbar wenig Beyfall,<lb/>
welche die Uhr&#x017F;achen davon in der Luft &#x017F;uchen. Eine<lb/>
Uhr&#x017F;ache in der Luft, wenn &#x017F;ie auch noch &#x017F;o ma&#x0364;chtig<lb/>
wa&#x0364;re, ko&#x0364;nnte zwar die Geba&#x0364;ude bewegen und um&#x017F;tu&#x0364;r-<lb/>
zen; &#x017F;ie ko&#x0364;nnte aber niemahls den Erdboden unter un-<lb/>
&#x017F;ern Fu&#x0364;ßen &#x017F;elb&#x017F;t er&#x017F;chu&#x0364;ttern; die&#x017F;es aber ge&#x017F;chiehet<lb/>
bey denen Erdbeben ganz ungezweifelt. Jch bin in<lb/>
einem Erdbeben zu Marienzell in Steyermark im<lb/>
Jahr 1757 &#x017F;elb&#x017F;t gegenwa&#x0364;rtig gewe&#x017F;en; und der Erd-<lb/>
boden wurde dabey &#x017F;o gewaltig er&#x017F;chu&#x0364;ttert, daß alle<lb/>
Leute, die auf einem großen Platze &#x017F;tille &#x017F;tanden, da-<lb/>
von zu Boden fielen. Ueberdies hat man bey recht<lb/>
großen Erdbeben allemahl bemerket, daß &#x017F;ich die Er-<lb/>
de in ziemlich großen Spalten geo&#x0364;ffnet hat, und Feuer<lb/>
aus denen&#x017F;elben hervorgebrochen i&#x017F;t. Die&#x017F;es i&#x017F;t nicht<lb/>
allein bey denen großen Erdbeben in Klein-A&#x017F;ien im<lb/>
er&#x017F;ten und zweyten Jahrhunderte nach Chri&#x017F;ti Geburth<lb/>
von denen Ge&#x017F;chicht&#x017F;chreibern ausdru&#x0364;cklich bemerket<lb/>
worden; &#x017F;ondern man hat auch eben die&#x017F;es bey<lb/>
dem letztern großen Erdbeben in Li&#x017F;&#x017F;abon wahrge-<lb/>
nommen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">H 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Die&#x017F;es</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0145] eine Sonne oder Comet geweſen. gemachten Einwohner dieſer Laͤnder gethan haben, und beurtheilet beyder Kaiſer Betragen gegen einander. Von der dritten Verwuͤſtung dieſer Laͤnder aber, durch ein eben ſo erſchreckliches Erdbeben, reden andere Geſchichtſchreiber eben ſo umſtaͤndlich und aus- fuͤhrlich. Obgleich die Gelehrten noch in unſern Zeiten uͤber die wirkenden Uhrſachen der Erdbeben nicht einig ſind; ſo verdienen doch diejenigen offenbar wenig Beyfall, welche die Uhrſachen davon in der Luft ſuchen. Eine Uhrſache in der Luft, wenn ſie auch noch ſo maͤchtig waͤre, koͤnnte zwar die Gebaͤude bewegen und umſtuͤr- zen; ſie koͤnnte aber niemahls den Erdboden unter un- ſern Fuͤßen ſelbſt erſchuͤttern; dieſes aber geſchiehet bey denen Erdbeben ganz ungezweifelt. Jch bin in einem Erdbeben zu Marienzell in Steyermark im Jahr 1757 ſelbſt gegenwaͤrtig geweſen; und der Erd- boden wurde dabey ſo gewaltig erſchuͤttert, daß alle Leute, die auf einem großen Platze ſtille ſtanden, da- von zu Boden fielen. Ueberdies hat man bey recht großen Erdbeben allemahl bemerket, daß ſich die Er- de in ziemlich großen Spalten geoͤffnet hat, und Feuer aus denenſelben hervorgebrochen iſt. Dieſes iſt nicht allein bey denen großen Erdbeben in Klein-Aſien im erſten und zweyten Jahrhunderte nach Chriſti Geburth von denen Geſchichtſchreibern ausdruͤcklich bemerket worden; ſondern man hat auch eben dieſes bey dem letztern großen Erdbeben in Liſſabon wahrge- nommen. Dieſes H 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/145
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/145>, abgerufen am 03.05.2024.