Dieses beweiset also überzeugend, daß die Uhrsa- che der Erdbeben unter der Erde, und zwar im Feuer zu suchen sey. Allein, alsdenn bleiben nur zweyerley Arten vom Feuer übrig, durch welche die Erdbeben entstehen können. Entweder die brennli- chen Materien von Schwefel, Kies, Steinkohlen und dergleichen müssen durch ihre Entzündung die Erdbeben veruhrsachen, oder das große unterirrdische Feuer, das in dem Mittelpuncte der Erde befindlich ist, muß dieselben wirken. Jch gebe gerne zu, daß viele kleine Erdbeben, die sich auf zehen, funfzehn bis zwanzig Meilen in geringen Erschütterungen ohne aus- serordentliche Gewaltsamkeit verspühren lassen, von solchen brennlichen Materien unter der Erde, die sich entzündet haben, herrühren. Allein, von solchen erstaunlichen Erderschütterungen, welche vorhin ge- dachtermaßen dreymahl ganz Klein-Asien verwüstet, und alle Städte umgestürzet haben, kann man ver- nünftiger Weise nicht eben dieses annehmen, so we- nig als von dem letztern großen Erdbeben zu Lissa- bon, dessen Wirkung sich über ganz Portugall, ei- nen Theil von Spanien und der Barbarey, mit de- nen gewaltsamsten und verwüstenden Erschütterun- gen erstreckte. Man müßte annehmen, daß in ei- ner so weiten Gegend von einigen hundert Meilen, tief unter der Erde, nichts als brennliche Materien vorhanden wären, daß diese brennliche Materien ei- ne ununterbrochene Gemeinschaft mit einander hät- ten, und daß dieselben zu gleicher Zeit und auf ein- mahl insgesammt im Brande stünden; Voraussetzun-
gen,
III. Abſchn. Ob der Erdcoͤrper
Dieſes beweiſet alſo uͤberzeugend, daß die Uhrſa- che der Erdbeben unter der Erde, und zwar im Feuer zu ſuchen ſey. Allein, alsdenn bleiben nur zweyerley Arten vom Feuer uͤbrig, durch welche die Erdbeben entſtehen koͤnnen. Entweder die brennli- chen Materien von Schwefel, Kies, Steinkohlen und dergleichen muͤſſen durch ihre Entzuͤndung die Erdbeben veruhrſachen, oder das große unterirrdiſche Feuer, das in dem Mittelpuncte der Erde befindlich iſt, muß dieſelben wirken. Jch gebe gerne zu, daß viele kleine Erdbeben, die ſich auf zehen, funfzehn bis zwanzig Meilen in geringen Erſchuͤtterungen ohne auſ- ſerordentliche Gewaltſamkeit verſpuͤhren laſſen, von ſolchen brennlichen Materien unter der Erde, die ſich entzuͤndet haben, herruͤhren. Allein, von ſolchen erſtaunlichen Erderſchuͤtterungen, welche vorhin ge- dachtermaßen dreymahl ganz Klein-Aſien verwuͤſtet, und alle Staͤdte umgeſtuͤrzet haben, kann man ver- nuͤnftiger Weiſe nicht eben dieſes annehmen, ſo we- nig als von dem letztern großen Erdbeben zu Liſſa- bon, deſſen Wirkung ſich uͤber ganz Portugall, ei- nen Theil von Spanien und der Barbarey, mit de- nen gewaltſamſten und verwuͤſtenden Erſchuͤtterun- gen erſtreckte. Man muͤßte annehmen, daß in ei- ner ſo weiten Gegend von einigen hundert Meilen, tief unter der Erde, nichts als brennliche Materien vorhanden waͤren, daß dieſe brennliche Materien ei- ne ununterbrochene Gemeinſchaft mit einander haͤt- ten, und daß dieſelben zu gleicher Zeit und auf ein- mahl insgeſammt im Brande ſtuͤnden; Vorausſetzun-
gen,
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III. Abſchn. Ob der Erdcoͤrper
Dieſes beweiſet alſo uͤberzeugend, daß die Uhrſa-
che der Erdbeben unter der Erde, und zwar im
Feuer zu ſuchen ſey. Allein, alsdenn bleiben nur
zweyerley Arten vom Feuer uͤbrig, durch welche die
Erdbeben entſtehen koͤnnen. Entweder die brennli-
chen Materien von Schwefel, Kies, Steinkohlen
und dergleichen muͤſſen durch ihre Entzuͤndung die
Erdbeben veruhrſachen, oder das große unterirrdiſche
Feuer, das in dem Mittelpuncte der Erde befindlich
iſt, muß dieſelben wirken. Jch gebe gerne zu, daß
viele kleine Erdbeben, die ſich auf zehen, funfzehn bis
zwanzig Meilen in geringen Erſchuͤtterungen ohne auſ-
ſerordentliche Gewaltſamkeit verſpuͤhren laſſen, von
ſolchen brennlichen Materien unter der Erde, die ſich
entzuͤndet haben, herruͤhren. Allein, von ſolchen
erſtaunlichen Erderſchuͤtterungen, welche vorhin ge-
dachtermaßen dreymahl ganz Klein-Aſien verwuͤſtet,
und alle Staͤdte umgeſtuͤrzet haben, kann man ver-
nuͤnftiger Weiſe nicht eben dieſes annehmen, ſo we-
nig als von dem letztern großen Erdbeben zu Liſſa-
bon, deſſen Wirkung ſich uͤber ganz Portugall, ei-
nen Theil von Spanien und der Barbarey, mit de-
nen gewaltſamſten und verwuͤſtenden Erſchuͤtterun-
gen erſtreckte. Man muͤßte annehmen, daß in ei-
ner ſo weiten Gegend von einigen hundert Meilen,
tief unter der Erde, nichts als brennliche Materien
vorhanden waͤren, daß dieſe brennliche Materien ei-
ne ununterbrochene Gemeinſchaft mit einander haͤt-
ten, und daß dieſelben zu gleicher Zeit und auf ein-
mahl insgeſammt im Brande ſtuͤnden; Vorausſetzun-
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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/146>, abgerufen am 21.11.2024.
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